Wohnungsbaugesellschaft Jade
Dez 192006
 

Klima der Angst

Zur Sanierung der städtischen Finanzen wurde die Wohnungsbaugesellschaft Jade im Jahre 2000 verkauft. Erst an die deutsche Bank, dann an die Heuschrecke Cerberus und letztendlich an die australische Babcock & Brown-Gruppe.

Es war allen klar, dass sich durch die Änderung der Eigentumsverhältnisse auch die Verhältnisse für die Mieter und die bei der Jade Beschäftigten ändern würden. Neben dem Widerstand der Mieter, über den u.a. auch schon das ndr-Fernsehen berichtete, geht es seit längerer Zeit bei den Beschäftigten rund.

Mit der Änderung der Eigentümerstruktur im Jahre 2000 entwickelt sich die JADE vom rein gemeinnützigen zum ertragsorientiert arbeitenden Unternehmen.
(Jade – Eine Erfolgsgeschichte – auf der Homepage der WoBau Jade)

Doch das Klima in Wilhelmshaven erlaubte keinen Widerspruch: Die Parteien, die Presse und die Verwaltung handelten als mit der Jade verschworene Gruppe. Kritik war nicht erwünscht, Kritik wurde nicht geäußert.
Es hatte den Anschein, dass auch die zuständige Gewerkschaft ver.di mit zu diesem Konglomerat zählte, bis Anfang Dezember 2006 den Gewerkschaftern wohl der Kragen platzte.
Mit einem Aufruf An den Betriebsrat und die Belegschaft der Wobau Jade, Wilhelmshaven meldete sich ver.di zu Wort:

Liebe Kolleginnen und Kollegen,
wir haben gerüchteweise gehört, dass die Beschäftigten der ehemals kommunalen Wohnungsbaugesellschaft Jade in Wilhelmshaven nach dem jüngsten Verkauf von Cerberus an eine australische Gesellschaft anscheinend einem starken Druck seitens des Arbeitgebers ausgesetzt sind. Unseres Wissens wird möglicherweise sogar versucht, einzelne Kolleginnen und Kollegen einzuschüchtern oder zu Aufhebungsverträgen zu bewegen. Anscheinend haben die Verstöße gegen die Mitbestimmung bzw. gegen Arbeitnehmerrechte seit Einleitung neuer Betriebsratswahlen eine neue Qualität erfahren.
Das ist für uns nicht in Ordnung. Wir sehen die Gefahr, dass die neue Wobau Jade vielleicht zu Lasten der Beschäftigten und/oder der Mieter nur noch Profit machen will und sich möglicherweise nicht mehr dem Gemeinwohl verpflichtet fühlt. Den von der Geschäftsführung neuerdings geprägten Begriff der „Personaloptimierung“ halten wir für zynisch und möglicherweise entlarvend.
Wir sehen es als unsere Sache an, zu tun was wir können, um Euch bei Eurem Kampf um Eure Arbeitsplätze und um gerechte Arbeitsbedingungen zu unterstützen. Steckt nicht den Kopf in den Sand, sondern schließt Euch zusammen!
Lasst Euch nicht klein kriegen!

Innerhalb kürzester Zeit wurde dieser Aufruf mit 300 Unterschriften versehen an die Gewerkschaft zurückgesandt. Die Gewerkschaft dazu in einer Presseerklärung:

Mehrere Hundert Solidaritätserklärungen für die Beschäftigten der Wohnungsbaugesellschaft JADE (Wobau JADE) sind jetzt am Montag Abend dem Betriebsratsvorsitzenden Thorsten Stahlhut übergeben worden. Der Vorsitzende des ver.di-Ortsvereins Wilhelmshaven, Heinz Reinecke, kritisierte die Personalführung des Wohnungsbau-Unternehmens. Es habe den Anschein, als ob die Geschäftsführung unbedingt einen Betriebsrat verhindern wolle. Eine ganze Reihe von JADE-Mitarbeitern habe sich hilfesuchend an die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) gewandt und ein „Klima der Angst und Einschüchterung“ beklagt. In den letzten 10 Wochen ist etwa ein Viertel aller Arbeitsplätze abgebaut worden. „Das ist beschämend“, findet Reinecke und bietet die Unterstützung des ver.di-Ortsvereins an.
„Außen hui, innen pfui?“ kommentiert Gewerkschaftssekretär Frank Buscher die Situation. Die Vielzahl und Intensität von Einzelgesprächen, Aufhebungsverträgen und Abfindungen, gerade jetzt bei den laufenden Betriebsratswahlen, sei äußerst problematisch. Er sei vor allem am ordnungsgemäßen Ablauf der Betriebsratswahl interessiert. Weitere Störungen seien nicht akzeptabel.
Ansonsten stehe er den Beschäftigten der Wobau JADE auch weiterhin gerne mit Rat und Tat zur Seite, sofern die Beschäftigten sich helfen lassen. Buscher: „Angst ist ein schlechter Ratgeber!“ Der Geschäftsführung der Wobau JADE bietet er eine vertrauensvolle Zusammenarbeit an, die jedoch auch die Rechte und Bedürfnisse der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer berücksichtigen müsse.

Der Gegenwind wird berichten! (hk)

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