Willkommenskultur
Jul 091990
 

Preisboxen

(noa) Die Öffnung der DDR-Grenze ermöglichte den westdeutschen Konzernen einen Aufschwung. Westdeutsche Banken und Kaufhausketten haben mittlerweile ihre Zweigstellen in der DDR eröffnet. Da wollen die kleineren Unternehmer natürlich nicht zurückstehen.

So oder ähnlich müssen die Überlegungen eines Wilhelmshavener Kaufmannes gelautet haben. Folgende Begebenheit kam uns dieser Tage zu Ohren:

Ein DDR-Übersiedler, der seinen neuen Wohnsitz in Wittmund genommen hat, wollte sich ein Auto kaufen. Er sah sich zunächst in Wittmund um, fand aber keinen Wagen, der seinen Vorstellungen entsprach. Also fuhr er nach Wilhelmshaven.

Lehrgeld ham wa alle gezahlt

Lehrgeld ham wa alle gezahlt

Bei einem hiesigen Renault-Händler fand er ein Gebrauchtfahrzeug, das mit etwas über DM 7000,– ausgezeichnet war. Da er noch an DDR-Preise gewöhnt war, entfuhr ihm die Bemerkung, daß das doch für so ein schönes Auto recht preiswert sei. Der Händler witterte sofort seine Chance auf ein kleines Taschengeld nebenbei: Das sei ja auch noch nicht der Endpreis, beeilte er sich zu erklären, dazu kämen ja noch die Mehrwertsteuer und die Überführungsgebühren. Schnell war der Endpreis ausgerechnet, der nun bei weit über 9000 DM lag.
Mit dem Gefühl, einen guten Kauf getätigt zu haben, fuhr der Neubürger nach Wittmund zurück und zeigte einem Bekannten den Kaufvertrag. Der klärte ihn darüber auf, dass bei Gebrauchtwagen keine Mehrwertsteuer und keine Überführungsgebühren anfallen und dass der Preis auf dem Schild folglich der Endpreis ist. Es ist dem Übersiedler noch gelungen, aus dem Vertrag wieder rauszukommen.
Fragt sich nur, wie viele Versuche, „ahnungslose Zonis“ zu beschummeln, gar nicht erst bekannt werden.

Sorry, the comment form is closed at this time.

go Top