Wilhelm der Große
Feb 071995
 

Wilhelm

Das abgeschlossene Märchen

Nach langem Zögern, jedoch plötzlich und unerwartet wurde der bronzene Willi seiner Bedeutung als Kunstobjekt gerecht. Schon einige Wochen hatte er sein einsames und unbeachtetes Dasein an jenem Teil der Ebertstraße gefristet. den allenfalls Autofahrer zur raschen Flucht aus der City nutzen, und stumpf die Garnisonskirche vis-à-vis angestarrt. Da hängte er sich eines Nachts ein Schild um den Hals: „Diese SPD hätte ich nie verboten“. Sodann übermannte ihn sein Gerechtigkeitssinn, und er übersprühte die ehrenvolle, aber historisch völlig unzutreffende Sockelinschrift „Wilhelm der Große“ in tiefer Dankbarkeit für seine Sponsoren und Lobbyisten mit „Bitte nicht stürzen – Ihre SPD.“ Sein Räuspern hatte Erfolg. Sogleich erhielt er Besuch von einem heimlichen Freund, der Willis kreative Bemühungen im Bild festhielt.
Nur gut. Denn schon war ein Reinigungsbetrieb zur Stelle. Sollte Willis ganze Mühe, dickleibig und mit schwerer Uniform so herumzuhantieren, umsonst gewesen sein? Nicht ganz (und dies ist kein Märchen mehr): sein Freund ließ Postkarten aus den Fotos machen, mit denen wir jetzt Kaisertreue in aller Welt beglücken können. (iz)


Bezug über Rolf R. ****, Weserstr. ***, 26382 Wilhelmshaven (Kostenbeitrag DM 1,50 pro Stuck und DM 2,- Rückporto im Voraus, 2 Motive: „Diese SPD hätte ich nicht verboten“ und „Bitte nicht stürzen – Ihre SPD.“)

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