Widerlich
Apr. 111995
 

Ein „Deutsches Manifest“

erhielt – ungebeten – ein bekannter Antifaschist aus Friesland zugeschickt. Das achtseitige Pamphlet ist so ziemlich das widerlichste, was seit „Mein Kampf“ geschrieben und gedruckt wurde – wenn es nicht noch schlimmer ist. Unnötig, einzelne Passagen zu zitieren. Aktuelle Brisanz: Am Ende der menschenverachtenden Schmiererei wird zum „Deutschen Volkskrieg“ aufgerufen. Bis zum 8. Mai sollen alle „Hebräer“ das Land verlassen; danach sind sie der „erklärte Feind“ des deutschen Volkes, „dem keine Gnade mehr“ gewährt werden kann. „Deutsche Männer und Frauen“ werden zum „bewaffneten Kampf“ mit „Benzin und Streichhölzern etc.“ aufgerufen… Verantwortlich zeichnet die „Gesellschaft für deutsches Volkstum, Berlin, Oranienburger Str. 61 – ein schlechter Witz: dort befindet sich die Synagoge.
Unklar ist, ob der Adressat einem Mißverständnis zum Opfer fiel oder ob er die Zustellung als Drohung auffassen soll. Offen ist auch ob. die Hetzbroschüre mit dem Mordaufruf systematisch gestreut wurde. Zwischenzeitlich wurde sie dem Bundeskriminalamt und der hiesigen Kripo zugeleitet. (iz)

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