Weniger Lohn
Okt 072004
 

Die Reformen der Bundesregierung zeigen Wirkung – ein Beispiel

(noa) Seit September bekommen die Beschäftigten der Freien Sozialen Dienste Friesland weniger Geld. 5 % Abschlag auf die Gehälter der fest Angestellten sowie auf die Honorare der freien Mitarbeiter für mindestens ein halbes Jahr soll der gGmbH 5000 Euro monatlich einsparen helfen.

Etwa 100 Mitarbeiter – 60 davon Honorarkräfte – sind betroffen.
Wie kann es zu so einer Situation kommen? „Ein Grund für das Problem sei eine neue Bedarfsberechnung des Landkreises Friesland bei der Eingliederungshilfe für psychisch Behinderte“, berichtete die NWZ Mitte September. Rund 40 Personen haben die FSD im Kreis Friesland bis vor einiger Zeit betreut. Bei der Hälfte wurden die Anträge auf Verlängerung der Eingliederungsmaßnahme abgelehnt, und bei den verbliebenen wurden die Betreuungszeiten reduziert.
In Wilhelmshaven, wo die Freien Sozialen Dienste Friesland seit 1997 tätig sind und seit 1999 auch ein Büro unterhalten (vgl. GW 143 vom November 1997 und GW 153 vom Juli 1999), gibt es dieses Problem wie im Kreis Friesland nicht. Hier bekommt etwa die Hälfte der betreuten Personen zwar auch die Eingliederungshilfe nach dem BSHG, die andere Hälfte jedoch psychiatrische Krankenpflege, eine Krankenkassenleistung. Und als Folge der Gesundheitsreform (Hartz II) müssen die PatientInnen eine Zuzahlung leisten. Dies führte zu Beginn des Jahres auch in diesem Bereich zu einem Einbruch, denn viele eben aus der psychiatrischen Klinik entlassene Patienten schreckten davor zurück und verzichteten lieber auf die Nachsorge durch die FSD oder versuchten, mit einem geringeren Betreuungsumfang auszukommen, als die Klinik bzw. der Facharzt verordneten.
Wie viele von ihnen mangels Betreuung schnell wieder in der Klinik landeten, kann man nicht feststellen, ebenso wenig, wie man ermitteln kann, welche Mehrkosten durch teure Krisen der Kranken für den Kreis Friesland oder an anderer Stelle entstanden sind. Der Einbruch in der ambulanten psychiatrischen Pflege ist mittlerweile kompensiert, da die Menschen, die von den FSD betreut werden, ohnehin so hohe Gesundheitskosten haben, dass sie inzwischen ihr Prozent vom Einkommen eingesetzt haben und von weiterer Zuzahlung befreit sind.
Was von der Gesundheitsreform jedoch bleibt, ist ein erhöhter Verwaltungsaufwand für die Pflegeinstitution, die natürlich auch Kosten verursacht.
In Wilhelmshaven arbeiten etwa 20 Männer und Frauen, davon fünf fest angestellt, die übrigen in so genannten geringfügigen Beschäftigungsverhältnissen oder auf Honorarbasis, für die Freien Sozialen Dienste. Sie müssen jetzt wie ihre Vareler und Jeveraner KollegInnen ein halbes Jahr lang mit weniger Geld auskommen, wobei schätzungsweise die fest Angestellten, die nur dieses Einkommen haben, stärker betroffen sind als die Honorarkräfte, die hier ja nur einen Teil ihres Geldes beziehen.
Die sechs (oder mehr) Monate wollen die FSD nutzen, um ihre betriebliche Struktur zu verändern. Irgendwie muss der organisatorische Aufwand verringert werden, ohne dass die Arbeit mit den KlientInnen leidet.
Wir werden weiter berichten.

Mehr Arbeit, weniger Lohn
Noch ein Beispiel für die Wirkungen der Reformen ist das St. Willehad Hospital. Dort wird es wieder die 40-Stunden-Woche geben. Außerdem werden das Weihnachts- und Urlaubsgeld gestrichen. (noa)

 

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