Wattenrat ./. Bolinius
Jul 212004
 

NDR bekommt endlich kompetente Beratung

„An die NDR-Redaktion in Oldenburg Sehr geehrte Damen und Herren! Heute (jetzt ist es 8.50 Uhr) habe ich bereits zweimal von Ihnen auf NDR Radio Niedersachsen gehört, dass der Wattenrat wegen der Nutzung des Teekabfuhrweges durch Radfahrer und Spaziergänger von Borssum bis Gander-sum bei der EU Einspruch einlegen will. Auch behauptet der Wattenrat, dass das Brutgebiet für Vögel im Petkumer Deichvorland um rund 50 % eingeschränkt wird.

Wissen Sie eigentlich, wer hinter dem Wattenrat steckt? Es sind ein paar Leute, die auf eigene Faust Naturschutz betreiben …. Genauso gut könnte also jeder Bürger, so wie der Wattenrat, welch ein großer Name, vorgehen. Würden Sie dann auch derart berichten? … Ich habe mich für die Freigabe, u.a. beim Umweltminister, seit langem eingesetzt, und bin froh, dass der Minister … heute den Weg offiziell freigibt. Dass er sein damaliges Wort gehalten hat, bei der Eröffnung dabei zu sein und Faß Bier mitbringen wolle, ist erfreulich. …

Mit freundlichen Grüßen Erich Bolinius Emden-Petkum, FDP-Fraktionsvorsitzender im Rat der Stadt Emden“


Am 15.7. gefunden nicht in der Satirezeitung Titanic, sondern auf http://www.fdp-emden.de/presse/sitebolinius.php.

Was können wir von Bolinius lernen?

1. Er ist vor 9 Uhr aufgestanden und hat dann zweimal Nachrichten gehört.

2. Er hört Radio Niedersachsen.

3. Die NDR-Redakteure sind völlig inkompetent. Sie kennen nicht mal einen Umweltverband, der seit Jahren in der Region sehr aktiv ist.

4. Die NDR-Redakteure sind diesem gefährlichen Umweltverband auf den Leim gegangen. Möglicherweise handelt es sich um eine terroristische Vereinigung.

5. BürgerInnen sollten nicht auf eigene Faust Naturschutz machen. Das sollten sie dem Umweltminister überlassen. Der bringt dann wenigstens Bier mit.

6. Da könnte ja jeder kommen. BürgerInnen sollten Bier trinken, statt sich für Umwelt und Natur zu engagieren. Erst Recht nicht auf eigene Faust.

Zum Glück gibt es Erich Bolinius, der den Leuten vom NDR und anderen Idioten die Welt erklärt.

Zumindest in einem Punkt hat er Recht: Genauso gut könnte also jeder Bürger, so wie der Wattenrat, … vorgehen. Denn haben wir noch Meinungs- und Pressefreiheit. Mit dem Lauschangriff auf Redaktionen hat die schwarzgelbe Landesregierung zwar den ersten Schritt zu deren Demontage getan, aber noch ist eine Nachricht eine Nachricht und gibt Handlungen und Meinungen wieder, ob sie Bolinius nun passen oder nicht.

Er betreibt hier den Versuch einer Zensur und ist zudem, wie Wattenrat-Sprecher Manfred Knake sagen würde, faktenresistent. Die Beurteilung der Problematik der Touristenpiste längs des auch nach EU-Recht schutzwürdigen Gebietes ist nicht allein Behauptung des Wattenrates. Auch der von den Betreibern beauftragte Gutachter fürchtet um die dortige Vogelwelt (1). Auch der BUND-Landesverband teilt die ökologischen Bedenken.

„Es sind ein paar Leute, die auf eigene Faust Naturschutz betreiben“, mäkelt Bolinius. Es sind auch nur ein paar Leute, gerade mal 15, die mit Hilfe des großen schwarzen Bruders in Hannover FDP-Politik machen. Die Akzeptanz von Minderheiten ist zwar ein demokratischer Grundsatz, aber wenn sie die eigenen Pfründe gefährden … streicht man ihnen z. B. das Blindengeld. Oder den Umweltverbänden die Zuschüsse.

Wie mag es in der gelben Seele des Emder Politikers aussehen? „Er fühlt sich wohl als kleiner Volkstribun seiner Emder Wählerklientel“ vermutet Knake.

Vielleicht ist Bolinius auch einfach etwas überarbeitet, ist er doch gleichzeitig Vorsitzender des DRK-Ortsvereins Widdelswehr-Petkum. Weniger wäre hier sicher mehr. Nicht nur das DRK würde profitieren, wenn Bolinius sich auf den Posten beschränkte, der seinen Fähigkeiten entspricht.

Ein zweites Highlight dieser Realsatire ist, dass Bolinius’ Parteikollege, UMWELT-Minister Hans-Heinrich Sander, den (illegal gebauten und nachträglich genehmigten) Weg durchs Naturschutzgebiet, auf Druck der Lokalpolitik, nicht etwa nur zähneknirschend genehmigt, sondern sogar noch ein Fass Bier zur Eröffnung mitbringt. Aber das (“Wie der Bock zum Gärtner wurde“) ist eine andere Geschichte, die wir ein andermal erzählen.

Liebe KollegInnen vom NDR: Habt ihr euch von den Lachkrämpfen erholt? Dann: Weitermachen! Behaltet ein offenes Ohr für alle Menschen, Belange und Meinungen der Region!

Eure GEGENWIND-Redaktion

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