WALLI Undercorver
Jun 032003
 

Wer hat Angst vorm WALLI-Mann?

Viel Aufregung gibt es um die Ausstellung „Hafen der Zukunft Wilhelmshaven – Transport – Logistik – Seefahrt“ im Wattenmeerhaus.

(hk) Zur Pressekonferenz anlässlich der Eröffnung der Ausstellung hatte sich Joachim Tjaden, Wilhelmshavener Ratsherr der WALLI, unters Pressevolk gemischt. Er wurde natürlich schnell enttarnt und des Feldes verwiesen. Hier nun sein Bericht über die Undercover-Aktion.

(Joachim Tjaden) Am 29.04. wurde die Hafenausstellung, übrigens doch eine 100%ige JadeWeserPort-Vorstellung, der Presse vorgestellt. Eingeladen waren 53 Radio-/Fernsehsender und Zeitungen. Gekommen war nur eine Handvoll. So gering war das Interesse.
Interesse zeigte auch die WALLI. So schlug ich pünktlich im Wattenmeerhaus auf. Sichtlich irritiert zeigten sich die JWP-Macher, Wülfers und Niemann, als ich sofort mit einem Rundgang durch die Ausstellung begann und jedes Detail in meiner Digitalkamera speicherte. Noch war niemand gefunden, der sich traute, mich zu entfernen.
Lautlos und ohne Kommentar schlichen sich die Anwesenden in den Konferenzraum. Lautlos wurden sie von mir verfolgt. Einer der vielen freien Stühle war dann auch gleich meiner. Das Getuschel auf dem Podium begann, als ich in den Raum kam.
Wolfgang Frank ergriff das Wort. Frage: „Sind nur Vertreter der Presse im Raum, oder auch Vertreter von anderen Gruppen?“ Gute Frage! Saß ich doch in seinem direkten Blickfeld. Hatte er vergessen, wer ich war? Vorsichtshalber stellte ich mich als Vertreter des Rates der Stadt Wilhelmshaven vor.
Das war’s dann für mich. Deutlich wurde ich darauf hingewiesen, dass dieser Termin nur für Pressevertreter gedacht sei und die Ratsmitglieder irgendwann gesondert abgehandelt werden. Was sollte ich da auch noch sagen? Nichts! Ich verließ, wie gewünscht, den Raum.
Lag es nun daran, dass direkt neben mir, übrigens rein zufällig, der Vertreter des Gegenwind saß? Egal.
So hatte ich noch etwas mehr Zeit, mir die Ausstellung genauer anzusehen. Angezogen von Fernsehgeräten zog ich mir den laufenden Film rein. Das Gesicht kannte ich. Berend Snippe verkündetet vollmundig viele tausend Arbeitsplätze. Und dann der Mann mit der Roten Karte aus dem Konferenzraum. Postiert auf der Niedersachsenbrücke drohte er Wilhelmshaven damit, dass er erst dann in Pension gehen würde, wenn hier das erste Containerschiff angelegt habe. Hat er nicht die letzten Aussagen der Eurogate in den Planungsunterlagen CT IV in Bremerhaven nachgelesen? Hier steht eindeutig, dass vor 2020 kein weiterer Containerhafen mit bremischer Beteiligung in Betrieb gehen wird. Das ist eine lange Zeit. Personaleinsparungen sind damit auf diesem Posten eher sehr langfristig zu erreichen.
Noch schlimmer dürften dann die Aktivitäten aus Hannover sein. Schon in zwei Jahren wird es das Thema JWP in Hannover nicht mehr geben. Holding-Chef auf Lebenszeit?! Ich möchte nicht mit ihm tauschen. Mir reichen die zwanzig Jahre, die ich noch bis zur Rente vor mir habe.
Inhaltlich gibt die Ausstellung einem interessierten Besucher nichts. Abgesehen von den vielen Falschaussagen, welche mich zum Schmunzeln anregen, bleibt die Ausgewogenheit zwischen Hafenlob und Umweltvernichtung vollkommen auf der Strecke. Den beratenden Umweltfachmann/frau wird man sich mit Kettensäge, Unkrautvernichter und Schrotflinte im eigenen, frisch betonierten Garten vorstellen dürfen. Oder? Wurden die Absprachen mit dem WWF einfach nicht eingehalten?
Einseitig und dazu noch mit vollkommen haltlosen Behauptungen, wird hier der Besucher verdummt. Schade für das Wattenmeerhaus.
Doch soll die Ausstellung nicht ohne Lob bleiben. Handwerklich gesehen sind die einzelnen Informationseinheiten mit einem hohen Maß an Geschick erarbeitet worden. Ein Lob auch an die, welche es, unbeirrt von den lange bekannten Wahrheiten über Tiefgänge, Arbeitsplätze und Containerumschlagraten, geschafft haben, ihr Hafenloblied zu singen, ohne dabei auch nur einen richtigen Ton zu treffen. Sie haben viel Ähnlichkeit mit der gemeinen Stubenfliege, welche fast das gesamte Leben damit verbringt, gegen die Fensterscheibe zu knallen, ohne jemals zu erkennen, dass sie auf dem falschen Wege ist. 
Auch der WWF, Mitträger des Wattenmeerhauses, ist verärgert über die Ausstellung, die „ein Zerrbild von der Wirklichkeit zeichnet und in Wirklichkeit eine Werbeveranstaltung der Hafenlobby ist“, so der WWF in einer Presseerklärung. Der WWF wirft der städtischen Wirtschaftsförderung vor, sich nicht an die Absprache gehalten zu haben, dass in der Ausstellung die Themenbereiche Hafenkonzept und Naturschutz gleichrangig präsentiert werden sollten.

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