Waldsterben
Jan 151984
 

Kleinstadtgewitter

hallten durch die hehren Hallen unseres ehrwürdigen Rathauses, als die Stadtverwaltung in der Parkstraße vor den Toren der WZ einen kranken Tannenbaum aufstellte – zur Mahnung an das bundesweite Waldsterben. Das obligate Zeitungsfoto war schon von einem voreiligen WZ-Bildreporter geschossen, da eilte WZ-Verlagsleiter Manfred Adrian zu den Regierenden im Högerbau und forderte die Beseitigung des armen kranken Tannenbaums. Da wogten Empörung und Zustimmung gegeneinander. Das Rathaus hallte vom ernsten Ringen der Politiker um den rechten Weg.
Abendsitzung der Stadtregierung, des Verwaltungsausschusses: Der christdemokratische Ratsherr Hermann Hülzer sah durch das nicht nur heidnische, sondern auch noch nadellose Baumsymbol den christlichen Weihnachtshandel gefährdet. Doch – müde der zähen Debatten – ließ man den Baum einfach stehen, ein zustimmender WZ-Bericht kam – wenn auch etwas verspätet auf den Weg, und als der Gegenwind im Januar bei Adrian nachfragte, konnte der sich schon nicht mehr erinnern. „…gnadenbringende Weihnachtszeit.“

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