Umformuliert
Okt 312001
 

Was die Wilhelmshavener Zeitung aus einem Leserbrief macht

Die veröffentlichten Passage in Rot, kursiv gesetztes wurde von der WZ umformuliert.

Leserbrief zum Artikel „Funke: Es geht nicht um Posten im Hausfrauenverein“, Wilhelmshavener Zeitung vom 20.10.2001

In Zeiten weltpolitischer Instabilität ist es überaus tröstlich, Worte wie die des Ex-Ministers Karl-Heinz Funke über die mögliche SPD-Bundestags-Kandidatur der Landrätin Karin Evers-Meyer zu lesen: Immer noch gibt es offenbar auf unserem desorientierten Erdball Fixpunkte, Dinge und Menschen, die sich nicht verändern, auf die man sich verlassen kann wie auf das alte, durchgesessene Familiensofa.Herrn (Karl-Heinz) Funke missfällt offenbar die Kandidatur der Frau (Karin) Evers-Meyer. Seine Argumentation ist so klar, wie wir sie von ihm kennen: „Wir besetzen hier ja nicht den Beisitzerposten eines Hausfrauenvereins.“ Wahrlich nicht. Woher weiß Karl-Heinz Funke so viel über Hausfrauenvereine? Ganz einfach – er kennt sich eben aus, wie folgender Zweizeiler aus seiner Feder beweist: „Oldenburger Butter hilft dir rauf auf die Mutter“ (reimt) weiß, was Frauen wollen und verliert seine landwirtschaftliche Klientel dabei nicht aus dem Auge.

(Thema:) Verfahrensfehler. beim Zustandekommen dieser Kandidatur hat er auch erkannt. Sie sei im falschen Tagesordnungspunkt (zustande gekommen) erklärt worden. Ja, auch mit Regeln kennt sich der Ex-Minister aus, schließlich hat er bereits etliche übertreten: Polizisten hat er nach feuchtfröhlicher Ausflugstour angepöbelt, in aller Öffentlichkeit sein Wasser abgeschlagen – vermutlich in der Annahme, dieses eher deutschen Prinzen zugeschriebene Verhalten sei geeignet, seine Stellung als Bauernkönig zu festigen – und legendär (sind laut), so das STERN-MAGAZIN vom 6. 12. 2000, sind Funkes (seine) Ausfälle gegen Abgeordnete des Haushaltsausschusses des Bundestages, die seinen geplanten Bauernsubventionen kritisch gegenüber standen: „Arschlöcher“ seien sie und „dumm wie Dosenfleisch“. Ja, der Ex-Minister erkennt einen Regelverstoß, wenn er ihn sieht. Bei anderen.

Die Kandidatin sei „gerade mal seit drei Jahren im Landtag“, stellt der kritische Kohlkönig aus Varel fest, „Was will sie da schon im Bundestag?“. Tatsächlich ist Frau Evers-Meyer aber seit 1994 Landrätin – der Irrtum ist verzeihlich, 1994 war für Karl- Heinz Funke ein schlechtes Jahr. Wegen Verdacht auf Spesenbetrugs wurde gegen ihn ermittelt und schwer zu schaffen machte ihm auch sein unglückliches Agieren angesichts der Schweinepest – dieses Jahr wird er gestrichen haben aus seinem ohnehin ökonomisch arbeitenden Gedächtnis, also kann er auch nicht wissen, dass Karin Evers-Meyer seitdem im Landtag ist und drei Jahre sind für „die“ doch wohl auch schon genug, oder?

Außerdem hat Karl-Heinz Funke sowieso seine eigenen (Weiteres zu den) Maßstäbe(n von Karl-Heinz-Funke.) , was politische Ämter betrifft: Das Saarland(sei) z.B., so der friesische Pinkel-König bei einem Grünkohl-Essen in Berlin, sei nur so groß wie ein Landkreis in Niedersachsen und das Ministerpräsidentenamt wäre „bei uns ein 630,-DM-Job.“ (STERN Nr.5, 27.1.2001) Kann sich ein solcher Experte in der Bewertung einer Bundestagskandidatur irren?

Bisher galt er selbst als aussichtsreichster Bewerber um diese Kandidatur. Womit hat er sich empfohlen, sieht man einmal von seiner Geschlechtszugehörigkeit ab?

Vor allem verkörpert er wie wenige das Prinzip Hoffnung, Hoffnung vor allem auf das kurze Gedächtnis potenzieller Wähler. Am 9.1.2001 trat Karl-Heinz Funke als Minister zurück, weil er bis zum 24. November 2000, dem Datum, als die zwei ersten BSE-Fälle in Deutschland bekannt wurden, der deutschen Öffentlichkeit versichert hatte, sie könnte „nach wie vor, ohne Angst um ihre Gesundheit haben zu müssen, deutsches Rindfleisch essen“ (STERN-MAGAZIN, 6.12.2000). Deutschland sei „BSE-frei“ hatte der damalige Minister immer wieder versichert. Im Dezember 2000 musste sein Ministerium allerdings eingestehen, dass es von Experten schon seit Monaten vor Risikofleisch gewarnt worden war, aber keine Konsequenzen aus diesen Warnungen gezogen hatte. Verbraucherschutz wurde zu Gunsten der Interessen der Landwirtschaft ignoriert, 80 Millionen Deutsche einer nicht einzuschätzenden Gefahr ausgesetzt. Was tat Herr Funke, als die Kuh in den Brunnen gefallen war? Er „tauchte krank in seinem ostfriesischen Heimatort Varel ab“ (SPIEGEL online, 9.1.2001) – ein politisch souveränes Verhalten, sicherlich nicht würdig eines „Beisitzerpostens eines Hausfrauenvereins“.

Was eine zukünftige SPD-Bundestagskandidatur für den hiesigen Wahlkreis betrifft, so hat Karl-Heinz Funke sich mit seinen Worten selbst empfohlen – für den endgültigen Ruhestand.

Antje Jürgensen,Bismarckstraße 117,26382 Wilhelmshaven

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