Trennung zementiert
Jul 011997
 

Radio Jade wählte neuen Vorstand

(hk) Es sind zwar schon mehr als 2 Monate seit der Mitgliederversammlung von Radio Jade vergangen, wir sehen es aber als unsere ‚Chronistenpflicht‘ an, zumindest die wesentlichen Entscheidungen zu dokumentieren.

Der Streit um den Standort von Radio Jade, bzw. um die Art der Finanzierung, führte auf der Mitgliederversammlung am 11.3.1997 bekanntlich zum Rücktritt von 5 der 7 Vorstandsmitglieder. Die verbliebenen 2 Vorständler ließen daraufhin vom Amtsgericht einen Notvorstand einsetzen. Dieser Notvorstand machte dann Nägel mit Köpfen: Er schloß die Arbeitsverträge mit den Redakteuren ab, unterschrieb den Mietvertrag für die Räumlichkeiten im Gebäude des Wasser- und Schiffahrtsamtes in der Kieler Str. 31, verabschiedete den Haushaltsplan für 1997 und bereitete eine Mitgliederversammlung für den 15. April vor.
Auf dieser Mitgliederversammlung ging es in erster Linie um die Wahl eines neuen Vorstands. Hier konnte sich die ‚Notvorstands-Fraktion‘ voll durchsetzen.

Tina Schindler wurde 1.Vorsitzende, sie setzte sich mit 111:58 Stimmen gegen Hartmut Tammen-Henke durch. Peter Merzhäuser bestand die Wahl zum 2. Vorsitzenden gegen Bruno Tannhäuser mit 97:72 Stimmen. Ohne Gegenkandidaten wurde Friedericke Menke zur 3. Vorsitzenden gewählt. Dem neuen Vorstand gehören desweiteren an: Holger Locherer (Schriftführer), Stefan Deeters (Kassierer), Thomas Michalczyk und Christa Marxfeld-Maluszak als Beisitzer.
Inzwischen gehen die Umbauarbeiten in der Kieler Str. 31 voran – für eine viertel Million Mark wurden technische Anlagen bestellt und die Redakteure haben ihre Büros bezogen. Am 30.August soll Radio Jade erstmalig auf Sendung gehen.


Kommentar

Auf Empfang gehen

Radio Jade war für die Gegenwind-Redaktion die Hoffnung, daß sich in Wilhelmshavens Presselandschaft endlich etwas zum positiven verändert, daß das Meinungsmonopol der WZ gebrochen wird.
Der politisch so verhängnisvolle Rücktritt der fünf Vorstandsmitglieder hat dieser Hoffnung einen gehörigen Dämpfer versetzt. Nicht, daß wir kein Verständnis für die Reaktion der fünf hätten – wir hätten, angesichts der möglichen Gefahr, daß Leute mittels ihres Geldes Einfluß auf auch nur die kleinste Entscheidung nehmen könnten, sicherlich nicht anders gehandelt.
Das, was jetzt noch an politischer Kraft und Durchblick im Radio-Verein versammelt ist, läßt Schlimmes befürchten.
Radio Jade soll ein Radio für Wilhelmshaven sein, kein Gewerkschafts- und kein Gegenwind-Radio, aber erst recht kein City- oder WZ-Radio. Radio Jade hat die Aufgabe (und nur dafür wurde das Gesetz, welches Radio Jade möglich macht, verabschiedet), die einseitige Meinungsstruktur in Wilhelmshaven zu brechen.
Doch wie soll das jetzt noch laufen? Werden in Kürze Pat & Patachon vom City-Interessen-Verein den Inhalt der Sendungen bestimmen? Wird der strammliberalrechte CDU-Ratsherr Bernhard Rech jede Kritik an Bauvorhaben in der Stadt unterbinden oder gar einen Bericht über die Zusammenarbeit etablierter Bauunternehmer mit Faschisten kippen können? Oder wird es erst gar nicht zu solchen Berichten kommen?
Am 30. August 1997 geht Radio Jade auf Sendung – am selben Tag geht der Gegenwind auf Empfang.

Hannes Klöpper

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