Theda
Mai 292002
 

Sehr geehrten Herrn Schäffrehdacktöhr!

Kulltuhr isja son richtig weiter Begriff, nich? Fängt mittm Kulltuhrbeutel an und hört mittm Tschüsch vonner Wehzett und seinen lustigen Besprechungen vonnen Konzerten noch lange nich auf. Und bei uns isja grade richtich was los mit der Kulltuhr, also nich auffer Bühne oder wo man sich das sonst so vorstellt, mehr auffer Ebene vonner Verwaltung und im Rahmen davon, dasse sich alle gegenseitich die Köppe einhauen, sobald das Teema auffer Tagesordnung von irgendwas is.Wir haben nämmich ein „Nohwumm“ in Niedersachsen, hab ich inner Wehzett gelesen, das heißt gips sonst nirgends, weil sich das wahrscheinlich sonstwo keiner so richtig gut ausdenken konnte, nur ebend bei uns, und setzen wir wieder mal Zeichen. Und das geht so: Von der ganzen Kulltuhr bei uns war bis jetzt der Schäff der Doktor, der Graul. Der hat aber jetzt wohl sone Kriese und fühlt sich von allen falsch verstanden und verfolgt – da gips auchen Namen für, das is sone Krankheit, aber ich weiß nich mehr, wie die heißt. Jedenfalls isser nu nich mehr Schäff vonner Kulltuhr, sondern wird die jetzt bei uns von dem Schäff von „Sport und Bädern“ verwaltet, weil der hat das mit dem Sport ja immer fein gemacht. Damit ers son büschen einfacher hat, hat man ihm die Bäder wieder rausgenommen, die gehören nämmich nu zur Wehpehgeh – die hat ja nu auch endlich ne neue Schäffin, die heißt Aida und das is doch wohl Kulltuhr puhr, wenn man son büschen Ahnung davon hat, oder?

Hamse ja erst im letzten Moment gesagt, wer die neue Schäffin wird, im Juni fängtse  schon an. Ich war ja ganz schön gespannt und hab immer gedacht, wenn das man blohs nich der Christoph Daum wird, der isja grad so schön aus seinem Prozess rausgekommen und sucht doch sicher nachner neuen Aufgabe. Wär ja andrerseits vielleicht gahnich so schlecht gewesen -–musste der ja blohs 10000 Euros zahlen, was ja auch schön unserer Jugend die übertriebene Angst vor der Härte des Gesetzes oder so nimmt – nu hatter doch vielleicht noch die halbe Million übrig um dem Essvauweh seine Liezentz zu kaufen, damit wir nich bald wieder lauter niedliche Reihenhäuser ins Stahdjon bauen müssen. Aber nu bin ich ja wieder von Höltzchen auf Stöckchen gekommen, das kommt davon, dassich den ganzen Tach mit Wilma Schuhe kaufen musste undn neues Nachthemd, für wenn sie mal ins Krankenhaus muss. Wirst ganz rappelich von.

Also der Sportschäff macht jetzt die Kulltuhr und die Bäder macht die Wehpehgeh. Die nun wieder hat ja grade erklärt, dasse kein Geld mehr hat für den „Eisenstein“, dieses komische Filmfästiwäll, was wir hier schon seit Ewichkeiten haben und wo immer so fremde internatzjonahle Reschissöhre und Schauspieler für hergekommen sind – gips dies Jahr nich und zeigt das auch gleich wieder die neue klare Lienje, die unsere Kulltuhrpohlitick jetzt hat: Nich mehr bei schönstem Wetter in irgendsom Kino verschimmeln und sich krause Filme bekucken, sondern raus an die frische Luft und Sport machen, Fahrradtuhren zum Gehnjusstrand, solang es den noch gibt, ins Küstenmuseum, obwohl, das gips ja eigentlich auch nich so richtig, oder zu dem ausgestopften Wal mit Staubmäuse-Wettpusten. Und jetzt weiß ich auch, warum das mitter Kulltuhr bei uns son „Nohwumm“ is, nich? Und wenn wir wirklich mal son büschen weniger Sport machen wollen und mehr richtige Kulltuhr, können wir ja immer noch nach Schortens ins Bürgerhaus oder nach Sande, da hamse nämmich grade einen neuen Kulltuhrkoordinahtohr eingestellt, von Sport stand da aber nix bei.

Ich glaub ja, dass man das alles prackmahtisch sehen muss, das man nämmich nur das tun kann, was man ebend kann und was man nich so gut kann, das lässt man eben wech. Isja auch billiger.

Apropoh prackmatisch – da kann man sich ja vonner Industrie noch ganz schön was abkucken. War ich doch neulich auf som Elternabend inner Bremer Schule, mit Anneliese, was meine Nichte is. Der ihr Sohn, Erwin, der isja so zappelig und immer am Schnabbeln und passt inner Schule irgendwie nich so richtich auf. Hat man ja rausgefunden, dass das auch wieder ne Krankheit is und kann man was gegen machen und was, das sollte auf dem Elternabend erzählt werden. Und was glauben Sie wohl, Herr Schäffrehdacktöhr, was nu so besonders prackmahtisch daran war? Den Elternabend hat die Firma gemacht, die eine Medizin gegen diese  Krankheit herstellt, die heißt so ähnlich wie son Duschbad und hab ich gelesen, dass man da auch ‚Hausfrauenkoks‘ zu sagt – versteh ich aber nich, heizt doch kein Mensch mehr mit Koks. Jedenfalls fand ich das richtig pracktisch – kommste hin, hastn Prohblehm und krichste gleich die Lösung, alles auf einem Wehch und da sollnse sich vonner Stadt doch maln orntliches Beispiel dran nehmen. Könnense gleich beim Jade-Weser-Port mit anfangen, wo nu die Hamburger da raus sind und die ganzen Asjahten und Araber damit reinwolln, erzählt die Wehzett jedenfalls immer. Erstmal solltense, glaub ich, den Namen vonner Betreibergesellschaft ändern – „Eurogate“ klingt ja fürn büschen pohlietisch gebildeten Menschen und aufgeklährten Bürger irgendwie so, als gäbs da bald ne Kattastrohfe, oder stimmt das?

So, nu brauch ich dringend maln Konjack, war ja son richtich anstrengender Tach. Bis demnächst –

Ihre Theda

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