Theda
Mrz. 152000
 

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Grad mach ich mal ne Pause vonnem ganzen Frühjahrsputz, also nich bei mir zu Haus, obwohl, da wärs ja auch mal wieder nötig, nee vonne Stadt, wird ja einmal im Jahr ganz sauber gemacht und kannst dir ja vorstellen, dass ich da so übers Jahr ne Menge Gammel ansammelt, womit ich gar nich mal die olle Weihnachtsbeleuchtung in der Marktstraße mein, die lassense ja nu einfach länger hängen, um für alle festlichen Anlässe gleich gerüstet zu sein und das is ja wohl ne ganz plietsche Sparmaßnahme. Nee, bei diesem Frühjahrsputz sind fast 5000 Leute dabei, schön so in Gemeinschaft, und wenn sich das mit der Bevölkerungszahl hier so weiter entwickelt, können wir bald sagen: Alle sind dabei gewesen! und sind wir eine vorbildliche Kommuhne, was ja längst kein Schweinskram mehr bedeutet.

Vorläufig müssen wir anner Vorbildlichkeit aber wohl nochn bischen arbeiten. Hab ich mir neulich mal wieder so Gedanken gemacht, als ich in soner Frauenzeitung beim Arzt was über Masoschisten gelesen hab, das war natürlich dochn bischen Schweinskram, aber man kann das ja auch mal seelisch sehn, also vonner Einstellung her, und da bin ich drauf gekommen, dass wir hier womöglich eine ganze Masoschistenkommuhne im Wachstum sind. Nee, nee, ich bin nich bekloppt, ich kann dir das beweisen, pass mal auf. Also das geht schon los, wennde mitm Rad irgendwo hin willst: entweder sind die Radwege sone Art Hügelpahrkuhr oder haste Fallgruben dabei oder biste mit Lebensgefahr verbunden, wennde gradeaus fahren willst, der im Auto neben dir aber rechts ab will. Mit unseren Radwegen kannste jede Kämmel-Abenteuer-Rällie innen Schatten stellen, könnte man vielleicht auch für die Eckspoh als Tuhristen-Attrackzjon anbieten.

Weiter geht’s mit dem, was man hier so in seiner Freizeit tun kann. Annerswo gehn die Leute inne Diskoh, um sich zu amüsieren. Hier gehnse, damitse verkloppt werden, von extra ausgebildeten Verkloppern, inner Disko innem neuen Kino, weißt ja, wo man so schick teuer Poppkorn essen kann. Wennde annerswo Eis essen gehn willst, inne Eisdiele, dann tust du das zum Vergnügen, hier, inner Nordseepassahsche, gibt’s ne Eisdiele, da gehste hin, um nich bedient zu werden, dann schimpfense dich auch noch aus, wennde was bestellen willst und wenn du vielleicht son bischen gekleckert hast, kann ja immer mal vorkommen, dann is besser, du hast deinen eigenen Feudel dabei, sonst musste womöglich mit deinem Pullover improhwisieren. Bei den Kleingärtnern hier is das mit dem Masoschismus auch schon verbreitet, zahlen die auf ihrem Ball inner Stadthalle 15 Mark fürne Flasche Sprudel und haben auch noch Spaß dabei! Hat aber der Grünacker vonner Gastrohnohmie da gesagt, war nur’n Irrtum, kostete in Wirklichkeit nur 7 Mark fuffzich und hätt er damit beinah allen den Spaß verdorben.

Dann gibt’s da noch die ganzen Leute vonnen Geschäften inner Marktstraße und annerswo, die wollen doch zur Eckspoh ganz lange aufhaben und ganz viel arbeiten – wo gibt’s denn sonst sowas, mein Kuddl? Nu weiß ich allerdings nich so ganz genau, ob das nu wirklich perwers is oder einfach nur praktisch gedacht, denn: Wo sollen die ganzen Verkäuferinnen und ihre Chefs denn auch hin, wenn sie so wie sonst Schluss machen? Laut Planung vonner Stadt is ja überall alles zugeparkt und die Massen strömen von morgens bis abends durche Stadt und kommen die ganzen arbeitenden Menschen ja sowieso nich nach Hause oder wenigstens zu ihrem Parkplatz. Und dann die Fußballer vonnem Esfauweh, das sind auch welche, weil spielen die dauernd, ohne dasse da Kohle für kriegen und verlieren noch nich mal so viel wie Dortmund. So Eckstrehm-Masoschisten sind auch die, die hier ins Hallenbad gehen, nicht wegen dem Bad selbst, das is ja seit 50 oder so Jahren so in Ordnung, aber wennde duschen willst oder womöglich noch aufs Klo, dann haste als Masoschist ganz große Schangs auf Ecks- tahse. Ich weiß ja nu nich, wies bei den Männern aussieht, aber bei den Frauen musste dir aufm Klo schon richtig schmerzhaft die Beine verrenken, wenn du nix mit der Pipi-Fußkäse-Abwasser-Pfütze zu tun haben willst, die vor der Kloschüssel rumschwabbelt, oder du trittst ebend rein und das is dann richtig perwers. Und wenn du dir danach eine Dusche gönnst und mal son bischen rumkuckst und die Risse in der Wand siehst, die Putzplacken und die gammeligen Rohre mit ihren schwarzen Flecken – das is echt was für Genießer! Obwohl, hab ich ja auch schon gedacht, dass das Hallenbad im Sommer, wenn die Eckspoh-Ströme hier einfallen, dass das dann ja zu hat, weil muss man sich seinen Kick dann in den Freibädern holen, also könnte man doch aus dem Hallenbad wieder son Eckspoh-Iwent machen, die Leute durch die Duschen und Klos führen, so nach dem Motto wie inner Fünfziger-Jahre-Ausstellung, von wegen Nosstallgie und so, muss man denen ja nich sagen, dass das Ding noch in Benutzung is und kann man fein was am Eintritt verdienen. Man kann sogar ne ganze Rundtuhr davon machen, erst Hallenbad-Klos, dann Akwarium und als Höhepunkt schimmeliges Klassenzimmer in einer von unsern verrotteten Schulen. Stand inner Wehzett, dasses da Räume drin gibt, wo sich die Kinder nich länger als 2 Stunden in aufhalten dürfen – das könnte man doch so richtig groß aufziehn, so wie bei Bick Brasser, mit Fernsehübertragung und alles: Setzte die ganzen Eckspoh-Tuhristen in son Klassenraum und zeigst der Welt, wiese umkippen, so nach und nach. Von der Gahsche vom Fernsehn kann man dann ja son paar Schulen repariehren, aber natürlich nich alle, brauchst ja nochn paar für Kattastrohfenfilme oder so. Wär dochn feines Geschäft für die Stadt, vor allem, wenn in jeden schimmeligen Klassenraum auch noch Internett kommt, wies die Landesregierung ja jetzt vorhat, und müsstese die ganzen Schulen nich ans Gas- und E-Werk verkaufen, wo die Kinder dann sowieso nix Ordentliches bei lernen können.
Wennde jetzt glaubst, dass ich fertig bin mit der masoschistischen Grundeinstellung vonnen Wilhelmshavener Bürgern, dann haste dich geirrt. Wir haben nämmich auch das Eckstrehm-Zeitziehing für die Eckspoh erfunden: Du kaufst für 36 Mark ein Tickett für alle Eckspoh-Ereignisse, die die Stadt zu bieten hat, und das werden ja täglich mehr, und dann musst du aber auch schon losrasen, um die alle abzuklappern, schaffste sowieso nich, aber das is ja gerade der Reitz. Wennde das also nich schaffst, musst du zur Strafe am nächsten Tag noch so’n Tickett kaufen, oder du machst es dir einfach und kaufst gleich eins für zwei Tage, kost dann 51 Mark, is aber wohl eher was für soffte Masoschisten. Siehste jetzt, mein Kuddl, dass ich Recht hab mit meiner Teeohrie? Übrigens bin ich ja gar nich die Einzige, die das erkannt hat, die vonner Freizeit wissen das nämmich auch, und deshalb habense auch als besondere kullturelle Attrackzjon „Schwanensee“ eingekauft, weißt ja, dies Ballett, wo sich alle so doll an dem sterbenden Schwan erfreuen – das is doch wohl eindeutig sümbohlisch! Ich glaub, das einzige Lebewesen in Wilhelmshaven, das noch son bischen anners drauf is, ist son kleines Schwein, das hier ganz lange durch die Gegend gerannt ist und Spaß gehabt hat, hat überall mal reingekuckt und sich durchgeschnorrt, habense nu aber auch eingefangen und isses kein Vorbild mehr.
Auch bei der Wehzett sindse von dem Masoschismus-Trent nich verschont geblieben. Neulich habense nämmich die Barbara Schwatz verabschiedet, so richtig mit Glanz und Gloria, haben ihr „breites Wissen“ gelobt, und da is mir doch was eingefallen, was ich mal inner Schule gelernt hab, stand bei Göhte, der das ja nu wirklich wissen muss, weil er ja Klassicker is: „Getretener Kwark wird breit, nich stark.“ Aber davon ab, was ich mein, is, dasse die Frau Schwatz tatsächlich auch nach ihrer Verabschiedigung noch weiter inner Wehzett schreiben lassen wollen, also wennse mal Lust dazu hat, passt aber auch andererseits, weil die Wehzett-Leser sind ja sowieso Dauer-Masoschisten, natürlich außer …

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Dicken Knutsch!

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