Theater
Okt 211998
 

Lasst Blumen sprechen…

…das Ergebnis zeigt „Der kleine Horrorladen“: Kultmusical von der Landesbühne ansprechend inszeniert

(iz) Der schnelle Weg zu Reichtum, Erfolg und schönen Frauen führt oft in die Hölle. Faust war nicht der erste und letzte, der diese bittere Erfahrung machte. 1960 setzte Filmregisseur Roger Corman das Thema in der Gruselkomödie „Little Shop of Horror“ binnen 2 Tagen mit einem Etat von 15.000 Dollar um. 1982 holte Howard Ashmann die kultgewordene Story auf die Bühne. Jetzt hat sich auch die Landesbühne an fleischfressende Pflanzen gewagt – mit Erfolg.

Mr. Mushnik führt in der Skid Row, mitten in der New Yorker Lower East Side, einen jämmerlichen Blumenladen, den Konkurs ständig vor Augen. Bis eines Tages der Traum vom florierenden Geschäft in Erfüllung geht. Sein Gehilfe Seymour, nicht gerade ein Glückspilz, hat heimlich eine Pflanze gekauft und aufgezogen, die alle Blicke auf sich zieht. Ihr Name: „Audrey II“ nach Seymours heimlicher Liebe, seiner sehr blonden Kollegin, die wie er dem Traum vom kleinbürgerlichen Glück nachhängt.

„Audrey II“ lockt scharenweise Kunden in den Laden, die Medien umwerben Seymour, den Mr. Mushnik nun aus gutem Grund adoptiert. Mit Hilfe seines grünen Zöglings kann Seymour die Liaison seiner geliebten Audrey mit dem sadistischen Zahnarzt Dr. Scrivello beenden, der einfach von der Bildfläche verschwindet… denn Audrey II hat bestimmte Ernährungswünsche, die Seymour bald schlaflose Nächte bereiten.

Mit dem pfiffigen Bühnenbild von Karin Fritz, in das Audrey II (höllisch wie liebenswert lebendig durch die Stimme von Christian Rotholz und Bewegungen von Fritz Frömming) hineinwächst, und beachtlichen Gesangsleistungen von Sonia Serrano, Sybille Böhling und Variania Kottke als Straßenmädchen sowie Ingo Brosch als Dr. Scrivello und in anderen teuflischen Rollen, muss sich die Wilhelmshavener Inszenierung nicht hinter den berühmten Originalversionen verstecken. Und hinter dem hohen Unterhaltungswert geht auch das eigentlich tiefgründige Thema nicht verloren, was vor allem Christian Hettkamps glaubwürdigem Ringen mit Audrey II als Spiegel seiner Seele zu verdanken ist.

Am Ende swingt und groovt der ganze Saal mit den Darstellern, und auch Oskar Matull, der zwischen all dem Jungvolk etwas von einem Tanzbären hat, sieht man den Spaß an der Sache an.

Weitere Aufführungen: Di. 20.10., So. 8.11., Do. 19.11., Di. 24.11., So, 29.11., je 20 Uhr (am 29. auch 15.30 Uhr)

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