Was geht noch?
Im Gegenwind 261 (November 2011) kommentierten wir die Situation der Wilhelmshavener Linken mit den Worten: „Der Wilhelmshavener Kreisverband der Partei Die Linke liegt am Boden, die aktiven Mitglieder haben die Partei verlassen.“ Dieser Einschätzung widersprach im Gegenwind 262 Linken-Mitglied Johann Janssen. Doch heute sieht es schon wieder ganz anders aus. Konnten wir damals noch schreiben, „dass der neue Vorstand aus Daniel Perschel (Epi-Zentrum), der Oldenburgerin Ruth Rieß und Klaus Heckenbach als Schatzmeister besteht“, muss diese Aussage heute schon wieder revidiert werden. Klaus Heckenbach hat das Handtuch geworfen, seine Aufgabe als Schatzmeister an den Nagel gehängt und die Kassenführung an den Landesverband übergeben. Auf der Internet-Seite passiert nichts mehr, hier ist nicht einmal mehr der Vorstand aufgeführt. (hk)
Schwankender Grund
Am 25. Januar veranstaltete die Nordwestdeutsche Universitätsgesellschaft (NWDUG) einen Vortragsabend in der Volkshochschule (VHS). Es referierte der Meeresgeologe Herr Prof. Dr. Jan Harff zum Thema „Küstenwandel – Konkurrenz von Klimaänderung, geologischem Prozess und Nutzungsanspruch“.
Der Schwerpunkt seines Vortrags lag auf den geologischen Vertikalbewegungen in Skandinavien und im Ostseeraum, die neben den Auswirkungen des Klimawandels bei Veränderungen der Meeresspiegelhöhe eine Rolle spielen. So hebe sich die skandinavische Halbinsel seit Ende der letzten Eiszeit vertikal an; der südliche Ostseeraum senke sich dagegen ab mit der Folge, dass es an den dortigen Küstensäumen bis ins vergangene Jahrhundert hinein zu Strand- bzw. Dünenverlusten und sogar zu Abbrüchen von Steilküsten kam. Dadurch ging diesem Bereich durchschnittlich alle hundert Jahre ein Landstreifen von 40 Metern an die Ostsee verloren, wie in einem Forschungsprogramm festgestellt wurde. Zur allgemeinen Beruhigung konnte der Professor aber berichten, dass die Abwärtsbewegung im Bereich der deutschpolnischen Küstenlinie inzwischen zum Stillstand gekommen ist.
In der sich an den interessanten Vortrag anschließenden Fragerunde wurde Prof. Harff danach gefragt, ob auch die Nordseeküste sowie das nachgelagerte Binnenland in das Forschungsprogramm mit einbezogen wurde. Dies verneinte er mit dem Hinweis, dass diese Gebiete nicht Gegenstand des Forschungsauftrags waren. Im Übrigen begäbe er sich bei Beantwortung dieser Frage in ein Haifischbecken! Dann ging er aber doch darauf ein und sprach die Schwierigkeiten an, die bei einer solchen Forschungsaufgabe zu bewältigen wären: Salzlagerstätten würden dort für eine hohe Bodenmobilität in ihrer Umgebung sorgen, die es bei einer Forschungsarbeit im Küstenbereich der Nordsee zu berücksichtigen gelte. Hier seien viele örtliche Hebungen und Senkungen des Bodenprofils zu erfassen und in ein Gesamtmodell einzubeziehen. Daran anknüpfend wurde von Publikumsseite mitgeteilt, dass über die norddeutsche Tiefebene ja zahlreiche Salzstöcke verstreut seien und daran die Frage geknüpft, ob die Bodenbewegungen auf die mit Salzsole aufgeladenen Grundwasserschichten (saline Aquifere) und auf die Salzdome zurückzuführen seien. Als der Professor dies bejahte, wurde er gefragt, was er von Plänen halte, künftig die CO2-Abscheidungen aus den Kohlekraftwerken in die salinen Aquifere zu pumpen. Worauf er erwiderte, wenn man dort gefördertes Erdgas durch verpresstes CO2 ersetzen würde, sähe er dort keine neuen Probleme auftauchen. Anschließend wurde er gefragt, ob durch die bereits im Raum Wilhelmshaven- Friesland aus den hiesigen Salzdomen herausgespülten 50 Kavernen (zur Zeit sind insgesamt 87 Kavernen in Betrieb – 35 in Wilhelmshaven und 52 bei Etzel; weitere sind in Bau) sowie die zusätzlich vorgesehenen 100 Kavernen (in den nächsten Jahren sollen noch weitere 99 Kavernen ausgespült werden: 7 in Wilhelmshaven und 92 bei Etzel) tektonische Erschütterungen ausgelöst werden könnten?! Der Professor hielt sich auch hier merklich zurück. indem er antwortete, dass jedes einzelne Kavernen-Vorhaben von Geologen gründlichst auf alle denkbaren Möglichkeiten von Rissbildungen überprüft werden müsse. Dies gelte auch für die geologischen Schichten unter den Salzdomen, die sehr rissig sein könnten. Es gäbe deswegen ja auch andernorts Ärger, worüber er aber nicht reden wolle. Hinweis aus dem Publikum: „Ja, in Gorleben!“ Wobei hinzuzufügen wäre: … und in der Asse! Übrigens: Am 16. Februar um 20:00 Uhr wird es in der VHS einen Vortrag von Herrn H.J. Schweinsberg (Diplom- Geologe) aus Etzel unter dem Titel „Kavernenbau im Salzstock Etzel: Energiespeicherung im Untergrund“ geben. (jm)