Das letzte Kapitel
(iz) Die Überwinterungszeit der Fledermäuse neigt sich dem Ende zu. Somit war absehbar, dass nun auch der letzte Rest der Südzentrale dem Erdboden gleich gemacht wird. Beim Abriss der wesentlichen Gebäudeteile im vergangenen August war die Hälfte des Kesselhauses stehen geblieben, weil man zu Jahresanfang festgestellt hatte, dass dort Fledermäuse überwinterten. Jetzt ist der Abriss des letzten Reliktes im Gange.
Es ist verboten, Winterquartiere streng geschützter Fledermäuse zu zerstören.
Vermutlich hat es auch jetzt wieder eine Begehung gegeben und ein Gutachten und vielleicht hat man wieder Fledermäuse eingefangen und woanders hingebracht, so wie es letzten Sommer geschehen sein soll.
Nach Bundesnaturschutzgesetz ist es verboten, Fledermäuse zu stören, den Tieren nachzustellen und ihre Quartiere zu zerstören.
Naja, sie finden schon ein Ersatzquartier, heißt es dann in der Begründung.
Und es wird schon einen triftigen Grund geben, warum ein Fledermausquartier und gleichzeitig geschütztes Baudenkmal holterdipolter abgerissen werden durfte. War ja alles rechtens, wie die Stadtverwaltung neulich noch einmal betonte.
Nun sind wir alle weiterhin gespannt auf die tolle neue Nutzung des Geländes, die unsere zuständigen Behörden bewogen hat, den Natur- und Denkmalschutz außer Kraft zu setzen bzw. im eigenen Ermessen Ausnahmen von diesen Vorschriften zu erteilen. Da muss ja wirklich in Kürze was ganz Großartiges entstehen, das uns alle staunen lässt und unsere Stadt gewaltig nach vorne bringt.
Nach dem letzten Kapitel wird es aber noch einen Epilog geben: Die Beseitigung der mächtigen Fundamente. Da werden die Eigentümer und Abriss-Touristen noch ihren Spaß mit haben. Ein Leser kommentierte dies recht zutreffend: „Erstens werden die Fledermäuse diesen Winter wohl kaum überlebt haben und wenn mit abgefrorenen Ohren, da sie zugluft/frostfreies Winterquartier benötigen. Dieses hatten sie aber NICHT, da durch den Abriß der Haupthalle die knackigen Winterstürme prima durch ihr Schlafzimmer gefegt sind. Zweitens musste ich bitter auflachen bei “ dem Erdboden gleichgemacht“. Der Ibbenbürener1 hat noch NICHTS dem Erdboden gleich gemacht! Wo ist da Erd-Boden??? Die Hütte wegzuknacken war easy-Snickers einfach. Die Fundamente und „Bodenschätze“ zu beseitigen, wird seine Aufgabe. Legoburg kaputtreten ist eins; Kinderzimmer wieder aufräumen ist gaaanz was anderes. Na er wird sich schon was einfallen lassen (Bagger verstaucht, oder so)…“
So ganz „easy-snickers“ war die Beseitigung der oberirdischen Bauten zwar nicht: Nach dem Einreißen der Front-Fassade sah man, wie filigran die Außenmauern waren. Als nur noch die Seitenwände standen, oben von ein paar Dach-Resten zusammengehalten, hätte man denken können, das Ganze kippt gleich so zur Seite um. Tat es aber nicht – das tragende Stahlfachwerk, ein Meisterwerk der Ingenieurskunst, hielt sich tapfer aufrecht. Selbst als die letzten Dachstreben nach Umsetzen des Abrissbaggers und einigem Gezerre zu Boden gestürzt waren, blieb die letzte Seitenwand tapfer stehen und musste stückweise abgetragen werden. Die mehrere Meter dicken Betonfundamente sind freilich ein ganz anderes Kaliber.
1Die Eigentümer-Firma BGI hat ihren Sitz in Ibbenbüren.
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