sollte die Broschüre „Was die Bomben verschonten… vernichtete die Nachkriegspolitik!“ nun ausgerechnet nicht gedruckt werden. Hatten sich doch die Herausgeber, der Arbeitskreis Wilhelmshavener Stadtbild, im Vorwort ausdrücklich dagegen ausgesprochen, da gerade für die in der Broschüre kritisierte Politik auf Hochglanz geworben wird – mehr Schein als Sein.
Vor Mißverständnissen ist leider keiner gefeit. Die mühevoll zusammengetragenen kostbaren Fotos – nur zwei der abgebildeten Gebäude stehen noch, alle anderen historischen Bauwerke fielen der „Sanierung“ zum Opfer – kamen in den ersten Ausdrucken nicht voll zur Geltung. Der Drucker, allgemein als kooperativ, flexibel und mitdenkend bekannt, wollte es nun besonders gut machen – ohne den Text, der als fertige Vorlage geliefert wurde, vorher durchzulesen – das kann ihm wirklich keiner abverlangen bei der Vielzahl der Aufträge. So tat er das aus seiner fachlichen Sicht einzig richtige: er druckte auf Hochglanzpapier. Der Arbeitskreis stand dann vor der vollendeten Tatsache einer gewohnt pünktlich und ordentlich fix und fertig gedruckten und verpackten Auflage von 1.500 Stück. Einstampfen? Ein noch größerer Umweltfrevel. Dann lieber die Konfrontation: natürlich pellten sich diejenigen, die ihre Politik in der Broschüre kritisiert sahen, ein Ei darauf. Immerhin muß die Aussage der Broschüre doch so beeindruckend gewesen sein, daß bisher nur wenige sich am Widerspruch zwischen Form und Inhalt hochgezogen haben, um den Inhalt einfach vom Tisch zu wischen.
Alles hat sein Gutes: an der Zahl derer, denen der Widerspruch aufgefallen war, läßt sich messen, daß die Broschüre wirklich viel gelesen wurde. Und die alten Fotos haben so wirklich eine Brillanz erhalten, welche den kulturellen und städtebaulichen Wertverlust unterstreicht. Mal ganz kritisch: Vielleicht ist für diesen speziellen Zweck der Hochglanzdruck, wenn auch ungewollt, tatsächlich vertretbar?
Nichtsdestotrotz wird tatsächlich viel zuviel Einwegwerbematerial unters Volk gebracht, das, wenn überhaupt, auf ökologisch unbedenklichem Papier produziert werden könnte.
Die Broschüre ist beileibe kein Wegwerfprodukt, sie ist ein wertvolles, wenngleich trauriges Dokument der Geschichte unserer Stadt.
Interessent/innen erhalten sie weiterhin kostenlos über Peter Hopp, 26386 Wilhelmshaven (für Versand bitte DM 3.- in Briefmarken beilegen). (iz)
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