Sportliche Rechte
Jul 011997
 

Nach dem SVW jetzt der ECW - Robert Baar tritt erneut als Sponsor auf

(ub) Der Wilhelmshavener Eishockeyclub (ECW), aus sportlicher Sicht neben dem Handballverein PSV Wilhelmshavens Aushängeschild Nr.1, steckt in einer tiefen finanziellen Krise. Einige Spieler des Vereins warten seit Monaten auf ihr Gehalt. Auch die Pachtgebühr für die Eishallennutzung kann der Verein nur noch schleppend entrichten. Jetzt naht Rettung: Der rechtsradikale Robert Baar hat sich als Sponsor angeboten.

Ende Januar d. J. war die Stimmung in der Mannschaft des Wilhelmshavener Eishockeyclubs nahe Null gesunken. Die Meisterschaftsrunde war verpaßt worden und weit schlimmer noch: Der Vorstand des Vereins war ganz offensichtlich nicht mehr in der Lage, die vertraglich vereinbarten Gehälter zu zahlen. Gerüchte vom drohenden Konkurs des Vereins machten die Runde.

In dieser prekären Situation trommelten der ECW-Vorsitzende Dr. Claus-Peter Höfken und der 3. Vorsitzende Helmut Winter (zuständig für Werbeeinnahmen und Sponsoring) die Spieler des Erstligisten EC Wilhelmshaven zu einem Treffen in der Gaststätte „Antonslust“ zusammen. Zur Überraschung der Eishockeycracks wurden Schecks verteilt. 1000 DM und mehr bekam jeder Spieler als Anzahlung auf noch ausstehende Gehaltsforderungen. Der eigentliche Zweck dieses Treffens diente jedoch der Präsentation des neuen ebenfalls anwesenden Finanziers des ECW. Höfken und Winter verkündeten stolz, daß Robert Baar zukünftig dem Verein finanziell unter die Arme greifen wird.

Zeitpunkt und Ort waren wohl nicht zufällig gewählt. Die für die sportliche Zukunft des ECW wichtige Play-off-Runde um den Verbleib in der 1. Liga Nord standen an. In Kreis der Spieler wurde bereits diskutiert, diese Spiele wegen der ausbleibenden Gehaltszahlungen zu boykottieren. Robert Baar tritt wirtschaftlich seit neuestem nicht nur in der Immobilienbranche auf. Im Gegenwind Nr. 140 im April 97 berichteten wir, daß Robert Baar und der millionenschwere Faschist Hartmut Heger an einer Gaststätten-Holding beteiligt sind. 

Die Gaststätte „Antonslust“ ist Teil dieser Holding. Der ECW ist bekanntlich nicht der erste Wilhelmshavener Sportverein, in dem Robert Baar rufschädigend auftritt. Als Ende 1995 bekannt wird, daß Robert Baar in einer sogenannten „Managementgruppe SVW 92“ die erste Herrenfußballmannschaft des SVW 92 unterstützt, sieht sich die Geschäftsführung des Sportvereins e.V. Wilhelmshaven (SVW) veranlaßt, dem Gegenwind schriftlich mitzuteilen, daß die Akteure dieser Managementgruppe mit einer Ausnahme nicht Mitglied im SVW sind. Dem OB Eberhard Menzel waren seinerzeit derlei Spitzfindigkeiten offensichtlich zu kompliziert. In der WZ vom 24.1.96 war zu lesen, daß Menzel „nicht mehr zum Fußball (gehe), seit er wisse, daß dort ein Immobilienmakler aus dem rechtsradikalen Umfeld im Management tätig sei.“

Robert Baars politische Aktivitäten sind hinlänglich bekannt. Daß seine finanziellen Möglichkeiten ausreichen, Macht und Einfluß per Scheckbuch zu erlangen, wissen wir spätestens seit dem Gegenwindgespräch (siehe Gegenwind Nr. 126) mit den Ex-Republikanern Rainer und Hermann Westermann (ehemals Bezirks- und Kreisvorstandsmitglied der REPs).

In diesem Gespräch stellten wir u. a. die Frage, ob Heger und Baar die Republikaner auch mit Geld unterstützt haben. Antwort: „Und wie! In allen Beziehungen. Das Ganze, was hier geschehen ist bei den Republikanern, ist nur von Heger und Baar unterstützt worden.“ Nach Angaben von Vater und Sohn Westermann sollte so mit finanziellen Mitteln der Weg für eine Landtagskandidatur Robert Baars bei den Republikanern geebnet werden.

Robert Baar jetzt auf dem Weg zum Rechtsaußen in der 1. Mannschaft des ECW? Wohl kaum. Der Immobilienmakler Baar schielt vielmehr auf das Eislaufcenter im Sportforum. Hier trainiert und spielt der ECW. Die jetzige Eigentümerin, die Berliner Unternehmensgruppe Becker, will die Eishalle verkaufen. Über den zukünftigen neuen Eigentümer wird noch gerätselt. Laut einer Meldung der WZ vom 10. 02. 97 hat der „Interessent“ Baar erst mal abgesagt.

Noch stört es vermutlich die in Frage kommenden Investoren, sprich Hallenkäufer, daß die jetzige Hallenpächterin Uella Riedel ihren Pachtvertrag mit der Unternehmensgruppe Becker, der noch bis Ende 1998 läuft, nicht vorzeitig beenden will. Und das, obwohl der Streit zwischen dem Vorstand des ECW und Uella Riedel phasenweise eskalierte. Frau Riedel griff schon mal zu härteren Maßnahmen, wenn der ECW die Miete nicht pünktlich bezahlte. So wurden zum Beispiel die Schlösser der Mannschaftskabinen ausgewechselt und damit den Spielern der 1. Mannschaft der Zutritt kurzzeitig versagt. In der WZ vom 10.04.97 wird der ECW-Vorsitzende Dr. Claus-Peter Höfken zitiert: „Vor Zeugen nannte sie uns Nazischweine und Betrüger.“ In dem ganzseitigen WZ-Artikel signalisierte Höfken Gesprächsbereitschaft. „Wir wollten uns eigentlich mit dem Ehepaar Riedel zusammen- setzen und darüber (über Vertragsveränderungen -ub-) in die Verhandlungen einsteigen, doch ich sehe im Augenblick keine Basis dafür.“

Die sieht auch Uella Riedel derzeit nicht. Dem Gegenwind gegenüber schilderte sie ihre Sichtweise der Vorkommnisse. Laut Aussage von Uella Riedel hat der 3. Vorsitzende des ECW, Helmut Winter, sie telefonisch um ein vertrauliches Gespräch unter vier Augen gebeten. „Am Telefon“, so Riedel, „wollte Winter sich jedoch nicht zum Inhalt des Gesprächs äußern.“ Frau Riedel ging daraufhin zu dem vereinbarten Gesprächstermin im Restaurant „Knurrhahn“. Dort wurde sie am Eingang jedoch nicht von Winter, sondern von Robert Baar in Empfang genommen. Uella Riedel hat sich bei diesem Treffen massiv bedroht gefühlt und die Verantwortlichen des ECW daraufhin mit der Frage: „Warum hetzt ihr mir diese Nazischweine auf den Hals?“ konfrontiert.

Robert Baar war seinerzeit mit der „Managementgruppe SVW 92“ auch für die Personalpolitik, sprich Trainer- und Spielerverpflichtungen der 1. Fußballmannschaft, zuständig. Mag sein, daß der Einfluß, den Robert Baar beim ECW derzeit hat, in Spielerkreisen überschätzt wird. Sein finanzielles Engagement schafft jedenfalls einen guten Nährboden für die Gerüchteküche. Die Tatsache, daß der ECW-Spieler Robert Eylert nicht weiter vertraglich an den Verein gebunden wird, ist nach Aussage eines Spielers gegenüber dem Gegenwind aus sportlicher Sicht nicht nachvollziehbar und wird im Zusammenhang mit den antifaschistischen Aktivitäten Eylerts in seinem vormaligen Spielort Rosenheim gesehen.

Am 5.Mai 1997 zog Hartmut Heger sich aus der Hotel- und Gastronomiebetriebsgesellschaft mbH zurück. Ob es sich dabei um einen taktischen Rückzug aus der Gesellschaft handelte, weil sein Name nun wirklich keine gute Reklame für eine Gaststätte ist, oder ob ein anderer Schachzug dahinter steckt, darüber lassen sich nur Vermutungen anstellen. Der Text im Handelsregister mit Datum vom 5.Mai lautete kurz und bündig: „8HRB973- Hotel- und Gastronomiebetriebsgesellschaft mbH Wilhelmshaven: Hartmut Heger ist nicht mehr Geschäftsführer.“

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