Schulreform II
Mrz 272002
 

Noch einmal die Frage: Bleibt alles, wie es war?

(noa) Am 2. März hat die Landes-SPD auf ihrem Sonderparteitag ein neues Schulgesetz beschlossen, das sie nun zügig durch den Landtag bringen will. Als allein regierende Partei in Niedersachsen kann sie zuversichtlich sein, es zu schaffen, so dass man davon ausgehen kann, dass es schon vor der Sommerpause in Kraft gesetzt wird. Bis 2008 soll die Reform dann umgesetzt sein.

Die wichtigsten Änderungen: Die Orientierungsstufe wird abgeschafft. Stattdessen wird die Förderstufe eingeführt. Wie bisher werden die Kinder also nach den vier Grundschuljahren ihren Klassenverband und ihre Schule verlassen und die nächsten zwei Schuljahre woanders verbringen, um dann ab Klasse 7 in die Hauptschule, die Realschule oder das Gymnasium zu wechseln. Insofern sieht es so aus, als sollte alles bleiben, wie es war.
Förderstufen soll es an Gymnasien und an kooperativen Haupt- und Realschulen geben, sie können aber auch an Hauptschulen und Realschulen eingerichtet werden, „wenn besondere Gründe dies rechtfertigen und die Zusammenarbeit mit anderen weiterführenden Schulen gewährleistet ist.“ (§ 9 und § 10 des neuen Gesetzes)
In Wilhelmshaven gibt es fünf staatliche selbständige Orientierungsstufen. Die OSen Bremer Straße, Nogatstraße und Heppens sind räumlich an Hauptschulen angeschlossen, Salzastraße und Altengroden in eigenen Gebäuden. Die Franziskusschule wird ab Klasse 7 als Realschule weitergeführt. Die zwei staatlichen Realschulen und die zwei staatlichen Gymnasien könnten die Einrichtung einer Förderstufe anstreben und beantragen, was aber auf jeden Fall Baumaßnahmen erforderlich machen würde. Einzig die katholische Cäcilienschule hätte den Platz für ihre eigene Förderstufe schon (in der Franziskusschule) in ihrer Nähe.
Die drei staatlichen OSen bei den Hauptschulen zu belassen und als Förderstufen weiterzuführen, würde dem neuen Gesetz Genüge tun, würde aber nicht die Soll-Bestimmung, sondern nur die Kann-Bestimmung erfüllen. Dass das am billigsten und recht praktisch wäre, gilt sicher nicht als „besondere Gründe“. Und dann müsste noch die Kooperation mit einer Realschule gewährleistet sein – die beiden staatlichen Realschulen liegen nicht ganz so nah an Hauptschulen, dass die Kooperation sich aufdrängt.
Die Umsetzung der Schulreform obliegt den Kommunen. Wilhelmshaven wird nun, sobald das Gesetz in Kraft ist, einen neuen Schulentwicklungsplan brauchen. Die Kosten der Erstellung neuer Schulgebäude bzw. des Umbaus bestehender Schulhäuser werden den städtischen Haushalt belasten. Man wird sehen, was die Stadt daraus macht.

Kommentar:

Nicht auf die billigste Lösung setzen!
Die Schulstrukturreform wird von der regierenden SPD als größte Bildungsreform seit den 70er Jahren gepriesen, und man ist stolz, so schnell auf die PISA-Studie reagiert zu haben. Von den Schlüssen, die man aus der PISA-Studie ziehen kann, dass nämlich Gesamtschulen die besten Voraussetzungen bieten, alle SchülerInnen bestmöglich zu fördern, ist die Reform allerdings weit entfernt. Das Sortieren der Kinder nach künftigen Hauptschülern, Realschülern und Gymnasiasten findet auch nach der Reform frühzeitig statt und wird ab Klasse 7 festgeklopft sein. Die durch jahrelanges Sparen an der Bildung eingetretenen Schäden werden durch eine Reform, die selbst von manchen Sozialdemokraten als „Etikettenschwindel“ bezeichnet wird, nicht behoben. Wenn der Sinn der Förderstufe erfüllt werden soll und wenigstens ein bisschen etwas Gutes aus der Reform resultieren soll, ist zu hoffen, dass Wilhelmshaven im Schulentwicklungsplan nicht auf die billigsten Lösungen setzt .

Anette Nowak

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