Schulmilch
Sep. 141992
 

No milk today

lautete lange Zeit die tägliche Devise vieler SchülerInnen in Wilhelmshaven und Friesland. Während z.B. in Oldenburg oder im Emsland der Ausschank von Schulmilch und Kakao in Glas-Pfandflaschen seit langem selbstverständlich ist, hielt die hiesige Molkerei stur am Tetrapak fest. Da verzichteten umweltbewußte Kids lieber auf ein Pausengetränk, brachten sich was von zu Hause mit oder organisierten zumindest den Vertrieb von Säften in Pfandflaschen über den Schulkiosk.

Zwei Jahre lang versuchte eine Arbeitsgruppe aus Elternvertretern, Lehrkräften, Hausmeistern und MitarbeiterInnen aus Umweltämtern, ihren Wunsch nach einem umweltfreundlicheren Verpackungssystem gegenüber der Wilhelmshavener Molkerei durchzusetzen. „Eine Belieferung durch eine auswärtige Molkerei war aufgrund diverser marktwirtschaftlicher Auseinandersetzungen zwischen den Molkereien nicht möglich.
Über die endlosen Verhandlungen, die seitens der Arbeitsgruppe sehr engagiert und solidarisch geführt wurden, könnte mensch mittlerweile ein Buch schreiben. Nach dem Zusammenbruch der Milchwerke im letzten Herbst mußten die Positionen neu aufgebaut werden, wobei die Firma Brio, vertreten durch Geschäftsführer Meinhard Schröder, ihrer Vorgängerin in Sachen Lustlosigkeit und Hinhaltetaktik in nichts nachstand.
Nachdem zum neuen Schuljahr 1992/93 gerade ein „Modellversuch zum System „Stählerne Kuh“ gegenüber den hygienebesessenen Veterinär- und Gesundheitsämtern durchgeboxt worden war, überraschte Schröder mit der Mitteilung: nach den Herbstferien gibt’s die Pfandflasche! (in Kooperation mit einer anderen Molkerei).
Schröder favorisiert weiterhin, daraus macht er keinen Hehl, das Tetrapak. Allgemein gilt Schulmilch als Verlustgeschäft. Andererseits ist das Angebot von Schulgetränken eine reine PR-Kampagne, weil ja was für die lieben Kleinen getan wird und diese, mit Milch der Fa. X groß geworden, auch als Erwachsene auf die Produkte der Fa. X zurückgreifen, am besten in der „ach so praktischen Einwegverpackung. So mußte sich Schröder eher notgedrungen als begeistert einer unnachgiebigen Konsumentenschar beugen.
Nach wie vor ist deshalb Mißtrauen angesagt. Durch überzogene neue Preiskalkulationen, unpraktikable Pfand- und Liefersysteme oder hygienische „Pannen“ ließe sich der Siegeszug der Flaschenmilch immer noch kippen.

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