Rückblick auf den Sommer
Sep 012010
 

Sommerloch

Ein Streifzug durch drei Monate Wilhelmshaven

(hk/red) Es war ja nicht so, dass es nichts gab, über das es zu berichten lohnte. Auf den folgenden 2 Seiten lassen wir einige Ereignisse des vergangenen Sommers Revue passieren.

  • Die Fußballweltmeisterschaft prägte diesen Sommer. Einige denken mit Schaudern an diese Zeit der nationalen Besoffenheit zurück.

Resümee eines Sommermärchens!
(mt) Was war das für ein Sommer? Wir waren Papst, Grand Prix-Sieger, dachten bald WM-Sieger und übermorgen hätten wir die ganze Welt beherrscht. Wir waren wieder wer.
Egal wo man hinschaute, an jeder Stelle hörte man gröhlende Schland-Rufe und sah schwarz-rot-goldene Fahnen, Schals oder patriotisch gefärbte Haare; der Hipe um die Fußballmeisterschaft war enorm und mit ihr auch der Neo-Patriotismus. Deutsch ist wieder modern!
Es war doch wunderbar, man traf sich auf den Plätzen und Straßen dieser Republik, fieberte mit den Spielern auf den Feld, trällerte fröhlich die Nationalhymne und genoss das völkische Beisammensein. “Geschichte ist doch Geschichte, endlich können wir wieder stolz auf uns sein!” “Wir sind wieder wer!” Diese oder ähnliche Antworten bekam man, wenn man den Partypatriotismus dieser Tage kritisch hinterfragte.
Wir sind wieder wer? Ja, wir  sind was…. Vor allem nämlich abgelenkt! Denn kaum war das erste Tor gefallen, da war in den Medien vom Sparpaket der schwarz-gelben Koalition oder dem G20-Gipfel nichts mehr zu hören.
Während das Volk sich und sein Heimatland feierte, beschlossen Merkel, Westerwelle und Co. weitere Sozialkürzungen und sorgten so für eine Verschärfung der Armut.
Aber der Partypatriotismus befreite uns nicht nur von unseren  alltäglichen Sorgen, nein er sorgte auch für ein internationales Miteinander! Jeder war des anderem Freund. Es lebe der Internationalismus!
Ja… nur….nur nicht, wenn ein Land zufällig gegen uns antrat.
Dann waren die Ghanaer plötzlich afrikanische Steppenaffen und die Tommys können ja eh nichts, außer saufen! Schland wird siegen!
Aber zumindest ein Gutes an dieser Geschichte gab es… die Konjunktur unserer ach so geplagten Wirtschaft wurde endlich wieder angekurbelt. Denn auch die Kaufleute hatten die Gunst der Stunde erkannt. Plötzlich wurden Fahnen, Becher, Uhren, Schmuck und Kleidung im Natio-look in Massen produziert.
Leider weiß kaum einer, dass ein Großteil dieser Ware aus Asien kommt, dass deutsche Arbeitnehmer kaum etwas von dem nationalem Kaufrausch haben und asiatische Arbeiter für einen Hungerlohn und unter schlimmsten Bedingungen arbeiten müssen.
Es wird wohl nur noch eine Frage der Zeit sein, bis zur nächsten WM in den Regalen endlich das Foto der Kanzlerin im passenden nationalen Bilderrahmen bereit stehen wird. Es lebe der Partypatriotismus!

  • Am 9 Juni gingen Wilhelmshavens Schülerinnen und Schüler auf die Straße, um für bessere Bildungsmöglichkeiten zu demonstrieren:

“Education is not for sale”, – über 600 Schülerinnen und Schüler, darunter Jugendliche aus Friesland, Jever, Schortens und Wittmund, demonstrierten für eine bessere Schulpolitik, unter anderem für die Abschaffung von Studiengebühren und des Turboabiturs, für kleinere Klassen und eine Demokratisierung des Bildungswesens.
Vorab kam es zu diversen Komplikationen. Die Schülerinnen und Schüler starteten an verschieden Schulen dieser Stadt und holten auf dem Weg zum Börsenplatz die Schülerinnen und Schüler anderer Schulen ab.
Als der Zug von IGS und Berufsbildenden Schulen (BBS) am Käthe-Kollwitz-Gymnasium (KKG) eintraf, um die Mitschülerinnen und Mitschüler aufzurufen, sie zu begleiten, kam die Schulleiterin Frau Anke Steckhan auf die Idee, diesem undisziplinierten Treiben ein Ende zu setzten, indem sie den Schülerinnen und Schülern das Grundrecht auf Versammlungs- und Demonstrationsfreiheit durch Freiheitsberaubung entzog.
Die anscheinend auf Zucht und Ordnung bedachte Frau lief eilends zu den Türen des Gebäudes und verschloss sie, bevor die Schüler und Schülerinnen das Haus verlassen konnten.
Leider wurden dabei auch die Schüler und Schülerinnen der IGS und der BBS eingeschlossen, die zuvor in das Gebäude gegangen waren, um ihre Freundinnen und Freunde aus den Klassen zu holen.
Doch trotz der miserablen Bildung sind die Geistesleistungen der Schüler noch nicht beeinträchtigt. Denn sie öffneten die Türen einfach, in dem sie die Notgriffe der Türen betätigten. So konnten sich die Demonstranten doch noch auf den Weg machen.
Fast genau so erschreckend reagierte Günter Barkam, der Schulleiter der Cäcilienschule. Er verfolgte die Schülerinnen und Schüler über mehrere Straßen und schickte ihnen böse Flüche und Drohungen hinterher.
Um 9:30 Uhr war es dann soweit: Matthias Tiller, Anmelder der Demo, begrüßte die Demonstranten/innen. Kurz darauf starteten die Schülerinnen und Schüler mit lauter Musik und überzeugenden Schlachtrufen Richtung Kundgebungsort auf der Rambla (Bahnhofstraße). Die sonst als desinteressiert verschrienen Jugendlichen ergriffen hier das Wort und machten ihrem Ärger über die schlechte Bildung in unserer Republik Luft. Der Zuspruch der Passanten war überwältigend.
Ebenso überraschend war das Verhalten der lokalen Einsatzkräfte. Sie gestatteten, entgegen den städtischen Vorgaben, Lautsprecher und Megaphon zu benutzen.
Von der Rambla aus bewegte sich der Zug zur Landesschulbehörde in der Peterstraße, wo die Abschlusskundgebung stattfand. (mt)

Labskaus, Susanne, Gutti und Ebi

Und am 24 Juli gab es wieder das große Labskausessen. Ein neuer Rekord schien greifbar – galt es doch die 10.612 im Jahre 2005 vertilgten Portionen zu überbieten. Doch die meisten Stände mussten lange vor Schluss ihr Geschirr abwaschen – man hatte wohl nicht mit einem solchen Ansturm gerechnet.
Führerschein polenIm August gab es dann endlich wieder Neuigkeiten von unserer Lieblingspolitikerin Susanne Bauermeister. Bei einer Verkehrskontrolle fiel auf, dass sie mit einem polnischen Führerschein unterwegs war. Ihr deutscher Führerschein war ihr ja bekanntermaßen nach einer Alkoholfahrt im vergangenen Jahr abgenommen worden. Nun war die lappenlose Zeit für Frau Bauermeister zwar schon vorbei, ihr wird aber “der Vorwurf gemacht, mit der Erlangung der ausländischen Fahrerlaubnis noch während der Zeit der Sperre gegen deutsche Vorschriften verstoßen zu haben”. (Wilhelmshavener Zeitung vom 4. August)Gutenberg

Beinahe täglich sind in den Zeitungen Schlagzeilen wie “Gegenwind für Atomkraft”, “Gegenwind für Bundeskanzlerin” zu finden. Wir haben es inzwischen aufgegeben, gegen solche Behauptungen vorzugehen. Unsere LeserInnen können da sicherlich richtig und falsch unterscheiden. Am 26 Juli war allerdings in der Wilhelmshavener Zeitung “Gegenwind für Guttenberg” zu lesen. Das stimmt nun überhaupt nicht, doch wenn man sich das dazugehörige Foto der Presseagentur AFP anschaut, könnte da doch ein klein wenig Sympathie entstehen.

Meldung in der Wilhelmshavener Zeitung vom 4. August 2010: “Im Rat der Stadt zeichnet sich eine neue Machtkonstellation ab. Die Fraktionen von CDU, FDP, und Bündnis 90/ Die Grünen streben eine ‘Koalition der Vernunft’ an, die von Oberbürgermeister Menzel (SPD) unterstützt werden könnte.” Komisch nur, dass nicht einmal der OB etwas von einer solchen neuen Konstellation wusste.

Aber vielleicht ist da ja doch etwas dran: Schließlich verließ der Oberbürgermeister seinen angestammten SPD-Ortsverein Heppens, weil sein Parteigenosse Kempcke mit der Kritik am Genossen OB nicht hinterm Berg hielt. Menzel nannte ihn laut WZ einen “Eiferer und Geiferer”. Nun findet Menzel seinen Platz im OV Süd. Zu fragen bleibt, wann Menzel seiner Frau folgt, die die SPD bereits verlassen hat. Gibt es in der Partei eigentlich einen “Beleidigte Leberwurst-Orden”?

wurst

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