Sie mussten gehen, sie sind nicht vergessen
lautet die hebräische Inschrift auf der von Traud’l Knoess geschaffenen Bronzeplastik, die seit dem 9. November 2000 im Foyer der Jahnhalle an die Zusammentreibung der Wilhelmshavener Juden am 9. November 1938 erinnert.
In der Reichspogromnacht wurden Wilhelmshavener Männer, Frauen und Kinder jüdischen Glaubens von Bürgern unserer Stadt aus ihren Wohnungen geholt und in die Jahnhalle gesperrt. Die Männer wurden am nächsten Tag ins Konzentrationslager Sachsenhausen abtransportiert. Oberbürgermeister Menzel wies in seiner Ansprache darauf hin, dass es nicht irgendwelche anonymen Nazis waren, die solch unfassbare Taten begingen. „Es waren Mitbürger der Wilhelmshavener Juden, Nachbarn von nebenan, Biedermänner im Alltag, die unfassbare Exzesse verübten“, sagte Menzel. Am gleichen 9. November wurde auch die Synagoge von den gleichen ehrenwerten Bürgern angezündet. Die Feuerwehr war im Einsatz – allerdings nur, um ein Übergreifen der Flammen auf die Nachbarschaft zu verhindern.Die Gewerkschaftsjugend und die Antifa erinnerten auf der abschließenden Kranzniederlegung auf dem Synagogenplatz daran, dass auch heute wieder Brandsätze gegen Synagogen geworfen werden, Menschen durch die Straßen getrieben und ermordet werden. Die wachsende Gewaltbereitschaft, die sich in erster Linie gegen Ausländer richtet, hat in diesem Jahr einen neuen Höhepunkt erreicht. Es sei, so betonte ein Sprecher der Gewerkschaftsjugend, nicht damit getan, dass der Staat eingreift – jeder Einzelne ist gefordert, dem Hass entgegenzutreten.
Die Gedenkveranstaltung war erstaunlich gut besucht. Wilhelmshavener Bürger und Bürgerinnen, die man bei derlei Veranstaltungen noch nie gesehen hatte, demonstrierten ihr Gedenken an die Taten während des Nationalsozialismus und ihre Ablehnung der Gewalt von heute. (hk)
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