Wilhelmshavener Raffinerie: Endgültiges Aus nach dem Brand?
Eigentlich wollte der US-Ölmulti ‘Conoco Phillips’ ja zur Zukunftssicherung seiner WRG-Raffinerie auf dem Voslapper Groden eine rund zwei Milliarden Euro teure Erweiterung durchziehen. In dem Erweiterungsantrag heißt es: “Die Änderungen tragen zur Verbesserung der Wirtschaftlichkeit und Flexibilität der Raffinerie und damit zur Stärkung der Wettbewerbsposition bei.” [Quelle: Antrag ‘Wilhelmshavener Upgrader Project’ (WUP)].
Konkret bedeutet dies: Mit ihrem Raffinerierückstand – dem Schweröl – werden immer geringere Erlöse erzielt. Der Überschuss muss an andere Raffinerien verkauft werden, die daraus durch Zerbrechen der Moleküle (Cracken) marktfähige Ölprodukte herstellen können. Dies wollte man – durch Umsetzung des WUP – fortan selber machen und die Gewerbeaufsicht hat dafür am 03.09.2009 die Genehmigung erteilt.
Am 01.10.2009 gab diese Behörde mit dem Bescheid der sofortigen Vollziehbarkeit grünes Licht für den Baubeginn. Doch schon eine Woche später sickerte durch, dass das Aufwertungsprojekt verschoben wird. Weitere drei Wochen später war es offiziell: Conoco-Chairman Jim Mulva erklärte, das WUP sei das richtige Projekt für Wilhelmshaven – aber nicht jetzt. Ein Vorwarnsignal dafür wurde schon Anfang des Jahres 2009 gesetzt: “Der US-Ölkonzern Conoco Phillips hat wegen milliardenschwerer Abschreibungen im vierten Quartal einen massiven Verlust ausgewiesen. Unter dem Strich fiel ein Minus von 31,8 Milliarden Dollar an.” (Handelsblatt, 28.01.2009)
Die Raffinerie wurde wegen fallender Ölpreise stillgelegt und die Zeit für Revisionsarbeiten und dem Bau von Verbindungsstücken zur späteren Einbindung der WUP-Produktionsanlagen genutzt.
Ende April dieses Jahres wurde die Raffinerie wieder angefahren. Statt Produktentanker für die Versorgung der Abnehmer im Hinterland zu löschen, kamen wieder die Rohöltanker, um die Ölproduktion anzukurbeln und leere Tanker, um die herausdestillierten Produkte abzutransportieren.
Das ging ja dann leider nur wenige Tage gut: Ein Feuer in der Destillationskolonne brachte die Produktion erneut zum Erliegen. Über die Brandursache ist offiziell noch nichts bekannt. Der vormalige Raffinerieboss Johan Anton van Weelden diagnostizierte schon vorab fehlerhaftes Verhalten als Brandursache: Gegenüber dem Gegenwind äußert er u.a., dass er es völlig unsinnig findet, eine Raffinerie ausgerechnet im Winter ein halbes Jahr abzuschalten, auf dass die Leitungen alle einfrieren bzw. korrodieren, und dann ohne eine ausreichende Revision wieder hochzufahren. Nach seiner Aussage hat es nicht nur am 1. Mai, sondern auch schon am Donnerstag davor einen Brand gegeben.
Mehrere Tanker mussten nach tagelangem Warten wieder abziehen; die eine Gruppe, weil ihre Rohölladung nicht verarbeitet werden konnte und die andere, weil keine Raffinerieprodukte produziert werden konnten. Stattdessen trudelten wieder beladene Produktentanker ein, um die Raffineriekunden im Hinterland nicht zu verprellen. Was mag das die Conoco Phillips alles kosten?! Vielleicht wird ja ein Teil von der Schadensversicherung beglichen. Aber auch die Ausfall- und Wartezeiten der vielen Tanker, die Gehälter, Abgaben etc. pp.?
Ob die Raffinerie noch eine Zukunft hat, damit wird sich wohl Jeff Sheets befassen müssen, der jüngst zum ‘Senior Vice President, Commercial and Planning & Strategy’ von ConocoPhillips ernannt wurde (Handelsblatt, 12.05.10). Denn erneute Stillstands- und Reparaturkosten sind im Budgetplan von Conoco Phillips für 2010 bislang nicht vorgesehen. Der Multi hatte bereits Ende vergangenen Jahres beschlossen, sein Investitions- programm im internationalen Raffinerie- und Marketingbereich auf 0,4 Milliarden US $ zurückzufahren (Zack.com, 04.12.09).
Statt zu investieren, hat ConocoPhillips bei Dienstantritt von Mr. Sheets beschlossen, Vermögenswerte in Höhe von 10 Milliarden US $ zu verkaufen. Mit den Erlösen will der Multi seine Firmenschulden verringern und die Aktionäre zufriedenstellen (Quelle: Reuters, 12.05.10) (jm)
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