Radio Jade
Mrz 271996
 

Funk und Fax

Namenlose muddeln im Hintergrund bei Radio Jade

(ef) Über 80 Mitglieder des Vereins „Radio Jade Lokalfunk e.V. Wilhelmshaven/Friesland“ hatten sich am 20.März im Hotel Kaiser getroffen, um in einer Mitgliederversammlung mit umfangreicher Tagesordnung die „letzten personellen Pflöcke für den Bau des Ortssenders einzuschlagen“.

Vielleicht war die Teilnahme nur deshalb so groß, weil zuvor allgemein bekannt geworden war, daß eine“ Gruppe kritischer Vereinsmitglieder“ die Redaktionen der Zeitungen am Ort und im Umland mit einem Fax versorgt hatten, in dem vorausgesagt wurde, daß es bei dieser Versammlung zu einer Spaltung kommen würde, zumindest aber mit einem Eklat zu rechnen sei. Grund, so war dem Schreiben zu entnehmen: Manfred Klöpper, Wilhelmshavener DGB-Vorsitzender, soll“ auf sein ausdrückliches Verlangen zum neuen 1. Vorsitzenden von Radio Jade gewählt werden (Klöpper wörtlich: „Ihr bekommt die Lizenz nur mit mir oder garnicht „). Dieses Ansinnen wird vom bisherigen Vorstand nach unseren Informationen zumindest teilweise unterstützt“. Weiter im Text: „Zahlreiche Vereinsmitglieder fürchten damit um die Unabhängigkeit des Vereins (…) Sie wehren sich gegen ein Klöpper-Radio, wie es viele schon von Beginn an unter dem Namen von Radio Jade befürchtet haben (…) Eine Reihe von Vereinsmitgliedern hat für den Fall der Wahl von Klöpper bereits ihren Vereinsaustritt angekündigt. Nach Auskunft der Niedersächsischen Landesmedienanstalt ist die Wahl eines DGB-Vorsitzenden als vertretungsberechtigten Vorstandsmitglied zumindest rechtlich bedenklich, wenn nicht gar ein Ausschlußgrund vom weiteren Lizensierungsverfahren“. (Eine Rückfrage bei der LMA ergab, so ein Vorstandsmitglied, daß eine solche Auskunft nicht erteilt worden war –red-)
Das Fax endet höflich: “ Mit freundlichen Grüßen“ und darunter „Radio Jade e.V. – Gruppe Kritischer Vereinsmitglieder“. Eine verbindliche Unterschrift muß auf dem Übermittlungsweg durch die Telekom „abgefallen“ sein – sie fehlte nämlich.
Zu erkennen gaben sich die „Kritischen“ auch während der Zusammenkunft nicht. So ließ sich gut mutmaßen. Könnten es Mitglieder aus der Arbeitsgruppe sein, die bei der Postenvergabe nicht berücksichtigt wurden? Waren es jene, die – was auch anklang – Klöppers „Wilhelm I.-Aktion“ einfach nicht vergessen konnten? Wurde dieses Fax von Mitbewerbern um die Lizenz der Presse zugespielt, um Unruhe im Verein zu schüren? War es gar der Gegenwind, der den Weg des Vereins immer – auch kritisch – begleitet hat? Doch dies ist auszuschließen denn die hätten „garnicht“ im Faxtext sicher gar nicht zusammen geschrieben. „Der Aufgeber des Schreibens muß ein Beamter gewesen sein“ so frozzelte ein Mitglied. Der Aufgabezeitpunkt sei 16.21 h, also Beamten-Dienstschluß.
Es ist stark anzunehmen, daß man die Initiatoren des Briefes nie orten wird, und die erhoffte Wirkung auf die Teilnehmer hatte er ohnehin nicht. Statt hitziger Dispute nur leise Bedenken gegen eine „Klöpperwahl“.
Manfred Klöpper bekam dann auch satte 50 Stimmen, und sicher wäre sein Stimmenanteil noch größer gewesen, hätte der Versammlungsleiter das korrekte Ausfüllen des Stimmzettels präziser erklärt. Denn fehlerhaft ausgefüllte Stimmzettel wurden als Enthaltungen (19) gewertet. Klöpper im nachhinein:“ Ich habe meinen Stimmzettel auch falsch ausgefüllt“.

Das wichtigste “ Handwerkzeug“ eines jeden Reporters ist das Mikrophon. Und eben dieses (samt Lautsprecheranlage) hatten die Radiomacher von Radio Jade•bei der Veranstaltung am 20. März vergessen zu installieren. Wer überall gehört werden will, muß auch für ausreichende Beschallung sorgen!

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