Freiräume statt Vorurteile
(iz) Wenn Jugendliche sich an Parkbänken oder ähnlichen Plätzen im öffentlichen Raum versammeln, wird ihnen oftmals mit Argwohn begegnet – manchmal berechtigt, meistens aber nicht. Mit dem Aktionstag „Platz nehmen“ will die Jugendpflege für mehr Akzeptanz gegenüber dem Nachwuchs werben.
Eigentlich sind Parkanlagen als Aufenthalts- und Begegnungsort für alle gedacht. Natürlich soll sich auch die Seniorin dort wohlfühlen, die ihren Dackel dort ausführen will, ohne angepöbelt zu werden oder gar um ihre Handtasche fürchten zu müssen. Doch wegen einiger schwarzer Schafe muss man nicht gleich sämtliche Jugendliche aus den Parks verbannen. Zwischen den Generationen existieren offenbar viele Missverständnisse und Vorurteile. Um damit aufzuräumen, wurde der Aktionstag „Platz nehmen“ ins Leben gerufen, der heute zeitgleich in Wilhelmshaven und zehn weiteren Städten in Niedersachsen stattfand.
Im Friedrich-Wilhelm-Park hatten Mitarbeiter*innen der Jugendpflege und des Jugendparlaments Pavillons und Spiele aufgebaut, bei Kaffee und Kuchen konnten die Generationen miteinander ins Gespräch kommen. „Platz nehmen“ ist einerseits eine Aufforderung, die städtischen Freiräume für sich zu nutzen, hier ging es aber auch darum, sich nebeneinander zu setzen und sich die Zeit zu nehmen, miteinander zu reden und einen Einblick in die Lebenswirklichkeit des Gegenübers zu bekommen . Alt und Jung konnten sich miteinander fotografieren lassen und aufschreiben, wie sich ihre Einstellung nach dieser Begegnung geändert hat. Schilder mit witzigen Sinnsprüchen regten zum Nachdenken an. Die junge Wilhelmshavener Band „Jede Woche anders“ sorgte unplugged für Wohlfühlatmosphäre.
Auch zwei Polizisten waren zugegen und plauderten über ihre Erfahrungen. Immer wieder greifen sie ein, wenn im Park Alkohol oder andere Drogen konsumiert werden, manchmal gibt es „Revierkämpfe“ zwischen verschiedenen Gruppen, aber im Großen und Ganzen sind die Jugendlichen friedlich, so dass bislang nur fünf Platzverweise erteilt wurden.
„Die üblichen Verdächtigen“ fanden sich allerdings nicht zu dem kleinen Begegnungsfest im Park ein, sie hockten derweil auf der Lieblingsbank am ZOB, wo sie, so die Polizisten, oft ziemliche Müllberge hinterlassen. Einige junge Migranten, die etwas abseits auf einer Parkbank hockten, ließen sich jedoch mit dem Hinweis auf Kuchen („echt jetzt? umsonst?“) und Musik überreden, mal zu dem bunten Treiben rüberzugucken.
Insgesamt hätte die Resonanz auf dieses spannende, kreativ umgesetzte Begegnungsformat größer sein können (bedauerlicherweise wurde auch nur ein Ratsmitglied dort gesichtet). Stadtjugendpfleger Jan Gerjets zeigte sich trotzdem zufrieden mit dem Ergebnis dieses ersten Versuchs, die Generationen im gemeinsamen öffentlichen Freiraum miteinander ins Gespräch zu bringen. Das lässt hoffen, dass in Zukunft Jugendliche und Ältere an diesem oder einem anderen Treffpunkt in Wilhelmshaven erneut miteinander Platz nehmen.
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