Physiker
Dez. 152010
 

Schade drum

Zeitlich eigentlich passend zur Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke und zum Castor-Transport brachte die Landesbühne Dürrenmatts “Die Physiker” auf die Bühne. Die Groteske, die 1961, zur Zeit des Kalten Krieges und dem Beginn der “friedlichen” Nutzung der Kernenergie entstand, widmet sich der Verantwortung der Wissenschaft für ihre Erkenntnisse.
Dürrenmatt hat sich sein Leben lang mit ethischen Fragen der Naturwissenschaften beschäftigt  Bereits in den 50er Jahren befasste er sich mit dem Problem der Atombombe, u. a. verfasste er eine Rezension über Robert Jungks “Heller als 1000 Sonnen”. So ist im Stück das alter ego des Physikers Eisler Albert Einstein, der indirekt durch seine Forschung, direkter durch seine Korrespondenz mit Präsident Roosevelt an der Entwicklung der Atombombe beteiligt war, anderseits aber Pazifist.
Erfreulicherweise bewegt sich die Landesbühne oft am Puls der Zeit, indem alte und moderne Klassiker mit aktuellem Zeitgeschehen verknüpft werden. Doch leider verpasste diese Inszenierung die Chance, zur Diskussion um die aktuelle Atompolitik beizutragen. Ein “Atomkraft-nein-danke”-Anstecker an der Brust von Hauptfigur Prof. Möbius bleibt ein Fremdkörper in der klamaukigen, belanglosen Umsetzung, in der schließlich auch der intensive Diskurs zwischen den drei durchgeknallten Physikern untergeht.

Karten gibt es noch für die Aufführungen am 26.12. und 26.1. (jeweils um 20 Uhr im Stadttheater). (iz)

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