Pastor Warntjen
Dez 152009
 

Wir vermissen

HELMUT WARNTJEN 

geb. 26.2.1929

gest. 6.11.2009

 

Arbeitsloseninitiative, Wilhelmshavener Tafel, Entwicklungshilfekreis der Heppenser Kirche, christlich-islamischer Arbeitskreis: Das sind nur einige von vielen sozialen Projekten, die Helmut Warntjen mit auf den Weg gebracht und unterstützt hat. Als Pastor beschränkte er sich nicht darauf, Nächstenliebe von der Kanzel zu predigen. Er trug seinen Glauben nicht vor sich her – durch sein eigens vielfältiges soziales, gesellschaftliches und politisches Engagement zeigte er, was gelebte Nächstenliebe ist.

Global denken – lokal handeln: Das war für Helmut keine Floskel, sondern die Maxime seines Wirkens. Er tat es aus innerstem Herzen, aber auch mit dem notwendigen Wissen um die Zusammenhänge, in denen die Welt funktioniert. Wie sie kapitalistisch funktioniert, aber eben nicht im Sinne der Menschlichkeit funktioniert. Seine Kenntnisse in den Bereichen Geschichte, Politik, Ökonomie und Ökologie waren beeindruckend. Er stellte sie nicht zur Schau, aber er nutzte sie, um sich zielgerichtet einmischen zu können. Bis kurz vor seinem Tod behielt er seinen wachen Geist. Statt eines Fernsehers gab es im Hause Warntjen zahlreiche Fachzeitschriften jenseits des medialen Mainstreams, die Helmut nutzte, um den Durchblick zu bewahren. Seine Erkenntnisse und Erfahrungen diskutierte er gern intensiv mit Freunden und Mitstreitern und stellte sie in seinen unvergessenen Leserbriefen in den regionalen Zeitungen auch öffentlich zur Diskussion. Auch die Gemeindezeitung Kontakte wurde durch ihn geprägt. Helmut war ein begeisterter Leser des GEGENWIND. Immer wieder hat er uns durch seine Rückmeldungen motiviert und auch finanziell unterstützt.

“Ich bin ein Kommunist!“, stellte Helmut noch einige Wochen vor seinem Tod fest. Welcher Pastor würde das sonst von sich behaupten? Er sagte das nicht, um aufzufallen; er war ein höchst bescheidener Mensch. Es war schlicht die ehrliche und zutreffende Erkenntnis, wohin ihn sein Weg geführt hat. Helmut war ein entschiedener Gegner der Hartz-Gesetze, ein Verfechter des bedingungslosen Mindesteinkommens, engagierte sich gegen Krieg und Faschismus, für Migrant/innen und gegen Abschiebung von Asylbewerbern.

Schon in den 1970er Jahren erhob er seine Stimme gegen die atomare Bewaffnung, von Veranstaltungen vor Ort bis zu den großen bundesweiten Demonstrationen. Unvergessen seine Rede “Stop the war!“ auf der Wilhelmshavener Protestveranstaltung gegen den Irak-Krieg im Frühjahr 2003 (nachzulesen im Gegenwind 189 vom April 2003). Helmut ermöglichte und moderierte auch eine Diskussionsveranstaltung zum Irak-Krieg im Gemeindehaus der Heppenser Kirche. Zuletzt stand er am öffentlichen Rednerpult, als Wilhelmshavener/innen vor dem Rathaus gegen den Einzug der NPD in den Rat demonstrierten.

Im Hintergrund wirkte Helmut immer weiter, im Großen wie im Kleinen. So hat er die Wilhelmshavener Tafel nicht nur mitbegründet, er sprang auch mal als Fahrer ein, wenn es nötig war. Auf der anderen Seite unterstützte er bundesweite und internationale Aktionen wie den Ökumenischen Prozess »Wirtschaft im Dienst des Lebens«, einen  „verbindlichen Prozess des Erkennens, Lernens und Bekennens im Kontext wirtschaftlicher Ungerechtigkeit und Naturzerstörung“, oder die „Beilsteiner Erklärung“ gegen die Kommerzialisierung von Hochschulen.

Die Bewahrung der Schöpfung begann für ihn vor der eigenen Haustür. Seinen Naturgarten, den er mit seiner Frau Karla bewirtschaftete, mit Bienen und allem, was dazu gehört, öffnete er auch gern als gutes Beispiel im Rahmen von Tagen des offenen Gartens.

Wir wollen nicht vergessen, dass er nicht nur ein “Macher”, sondern ein feiner, liebenswerter Mensch war. Er war ein Seelsorger par excellence. Auch bei den jungen Konfirmanden war er damals so beliebt, dass manche gern die Gemeinde wechseln wollten, um bei ihm am “Konfer” teilnehmen zu können.

Anfang November starb Helmut Warntjen nach kurzer Krankheit im Alter von 80 Jahren. Ein kleiner Trost für Familie und Freunde, dass sein Alter nicht von langem Leiden gezeichnet war, sondern er fast bis zum Schluss mitten im Leben stand. Doch sein Tod reißt ein tiefes Loch in den Kreis derer, die sich mit ihm für Frieden und soziale Gerechtigkeit eingesetzt haben. Sein menschlicher und fachlicher Rat wird uns fehlen. Was uns bleibt, ist sein Mut und seine Kraft, immer weiter zu machen im Kampf für eine bessere Welt – das werden wir in seinem Sinne tun.

Deine Freundinnen und Freunde

Wer im Angedenken an Helmut Warntjen einen Beitrag zum sozialen Miteinander unserer Stadt leisten möchte, ist eingeladen, im Sinne des Verstorbenen der Arbeitsloseninitiative Wilhelmshaven eine Spende zukommen zu lassen: Konto 2520815 bei der Sparkasse Wilhelmshaven (BLZ 28250110), Kennwort Helmut Warntjen

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