Ölschlammdeponie
Mrz 071994
 

Wohin mit dem Öl?

Niedersächsische Umweltschützer schlagen Alternativen vor

(hk) Ein Tankerunfall in den Küstengewässern hätte zur Folge, daß sich das auslaufende Öl auf den Wattflächen ablagert. Dieses Öl-Sand-Schlamm-Gemisch müßte dann mit geeignetem Gerät (in erster Linie Eimer und Schaufel) abgetragen und irgendwo gelagert werden. Aber wo?

1956 wurde in Wilhelmshaven der Ölhafen gebaut. Seitdem schieben die Behörden dieses Problem vor sich her. Kurz vor Weihnachten letzten Jahres hat die Stadt Wilhelmshaven nun einen Antrag auf „Herstel1ung eines Zwischenlagers für Reststoffe aus Gefahrenabwehrmaßnahmen (Ölschlamm)“ gestellt. Entstehen soll die Ölschlammdeponie auf dem Areal zwischen Friesendamm, verlängerter Posener Straße und Niedersachsendamm. Der Landesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz Niedersachsen (LBU) hat dem Bauordnungsamt der Stadt Anfang März eine erste Stellungnahme zugestellt. Der LBU stellt darin u.a. die Frage, wie es angehen kann, daß das erste der drei beantragten Becken bereits fertiggestel1t wurde, ohne daß dafür eine rechtliche Grundlage vorhanden war.

Öldeponie_120

Foto Tunnat

Schadstoffe

Der LBU kann sich auch mit der Lage der Ölschlammdeponie nicht anfreunden: 340 Meter von der Wohnbebauung Voslapps, 230 Meter von Campingplatz Geniusbank, 140 Meter vom Autobahnzubringer Niedersachsendamm „über welchen u.a. gefährliche Güter (z.B. Munition) transportiert werden“. Der LBU befürchtet, daß von der Deponie große Mengen von Schadstoffen in die Atmosphäre gelangen und stellt die Frage, ob diese „Schadstoffkonzentrationen für die Nachbarschaft unbedenklich“ sind. Der LBU stel1t dann weiter die Frage, ob „die Möglichkeit der Entstehung einer Kohlenwasserstoffkonzentration in der Luft, die den Flammpunkt erreicht, ausgeschlossen werden kann“ und welche Vorkehrungen eingeplant sind, „um eine Explosions- bzw. Feuer- und Giftgaskatastrophe zu vermeiden?“

Alternativvorschläge

Der LBU bestreitet nicht die Notwendigkeit der Vorhaltung von Lagerkapazitäten für Ölschlämme – im Gegenteil: Seit vielen Jahren bemängeln die Umweltschutzgruppen das Nichtvorhandensein solcher Kapazitäten. Und der LBU hat auch Lagerungsmöglichkeiten ohne die oben beschriebenen Gefahren entdeckt: „Der geplante Standort liegt fast mitten zwischen drei riesigen Öllagern! 2,5 km nördlich ist das Tanklager der Beta-Raffinerie gelegen, in welchem jährlich 8 Millionen Tonnen Rohöl zwischengelagert werden; 2,5 km südlich befindet sich das Tanklager der Nordwestdeutschen Ölleitungsgesellschaft (NWO), durch die zur Zeit gar 15 Millionen Tonnen Rohöl pro Jahr geschleust werden und 3 km westlich die Ölkavernen der Nord-West-Kavernengesellschaft (NWKG), die über 59 Ölkavernen mit einem Füllvolumen von 10,5 Millionen Kubikmetern verfügt. ( … )

Tanklager und Ölkavernen könnten zweifelsfrei die menschen- und umweltfreundlichsten Standorte für die Zwischenlagerung des Ölschlamms sein.“

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