NWO vs. BETA
Aug 191991
 

Einer gegen alle!

Wer bleibt auf der Strecke beim Kampf der Ölmultis um den ostdeutschen Absatzmarkt? NWO oder BETA?

(jm) Optimistisch gibt sich BETA-Geschäftsführer Johan Anton van Weelden gegenüber dem Gegenwind in Sachen Pipelinebau von seinem Betrieb aus ins Zentrum der ostdeutschen Chemieindustrie. Doch die Konkurrenz ist aufgewacht.

Die SHELL z.B. bemüht sich dem Vernehmen nach gleichfalls darum, den geöffneten ostdeutschen Wirtschaftsraum durch Pipelineanschluß an ihre Raffinerie in Hamburg zu fesseln.

Zeichnung: Erwin Fiege

Zeichnung: Erwin Fiege

Doch BETA-Baas van Weelden hält begreiflicherweise seine Raffinerie am besten dafür geeignet: „Die Versorgung z.B. des Chemiezentrums um Leuna mit Halbfabrikaten der BETA-Raffinerie ist die wirtschaftlichste und umweltfreundlichste Lösung und schafft Arbeitsplätze.“ Mit diesen Argumenten wird er zwar in Hamburg nicht mal den Umweltsenator auf seine Seite kriegen. Doch bei der „Wilhelmshaven-Fraktion“, die sich noch vor einem Jahr so vehement für die entschwefelungsfreie Inbetriebnahme der BETA-Raffinerie ins Zeug gelegt hatte, müßte jetzt eigentlich wieder die Post abgehen!
Aber die scheint durch den Umstand paralysiert, daß auch die NWO Interesse an einer Pipeline ins dazu gewonnene Absatzgebiet hat. In dieser Situation ist man schnell am Ende mit seinem Latein und verzieht sich auf den Berg, solange die Tiger im Tal noch kämpfen.
Nicht allein der Egoismus, ein möglichst großes Marktsegment fest ans eigene Unternehmen zu binden, läßt eine Zusammenarbeit selbst der beiden Wilhelmshavener Ölfirmen illusorisch erscheinen! Letztendlich macht die Verschiedenheit des Transportgutes der beiden die gemeinsame Nutzung einer Pipeline unwirtschaftlich, wenn nicht unmöglich! Die NWO hat ja bekanntlich keine Raffinerie und kann nur Rohöl einspeisen, welches die Raffinerieprodukte von BETA bei gemeinsamer Nutzung einer Pipeline verunreinigen würde.
Die niedersächsische Landesregierung hat nun aber ihr Interesse an einer Rohölpipeline bekundet, die eine noch zu errichtende Raffinerie in Halle beliefern soll.
Seitdem scheint Mijnheer van Weelden mit seinem Vorhaben so ziemlich allein auf weiter Flur zu stehen. So ganz ohne Lobby und ohne Presseunterstützung. Auf die Frage, wie er denn seine Chancen angesichts des Verhaltens der Landesregierung einschätze, entgegnete er tapfer: „Sehr gut! Es kommt darauf an, wer zuerst baut.“

 

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