NS-Euthanasie
Sep 052000
 

Ein halbes Jahrhundert zu spät

(wie einer der Redner bemerkte), wurde am 1. September 2000 eine Gedenkstätte für die Opfer der NS-Euthanasie in der damaligen Heil- und Pflegeanstalt Wehnen auf dem Ofener Friedhof errichtet.

Mindestens 1500 kranke Menschen aus dem Oldenburger Land und der weiteren Umgebung, auch viele aus Wilhelmshaven, wurden während des 3. Reiches in der Anstalt zu Tode gebracht. Der „Gnadentod-Erlass“ Hitlers vom 1.9.1939 war die Legitimation für Ärzte und Pfleger, in die Tat umzusetzen, was schon vorher in „wissenschaftlichen“ Publikationen von Medizinern und Juristen gefordert wurde: Die Vernichtung „unwerten“ Lebens. Ein halbes Jahrhundert zu spät gibt es diesen Ort des Gedenkens u.a. deshalb, weil dieser Teil unserer Geschichte immer noch weitgehend aus unseren Köpfen ausgeblendet bleibt. Das Landeskrankenhaus Wehnen, Nachfolgeinstitution der Anstalt, in der viele ihr Leben lassen mussten, hat zwar einen Raum für den Festakt zur Verfügung gestellt, doch die Recherchen der damaligen grauenvollen Geschehnisse, die Dr. Ingo Harms in den 90er Jahren begann, nur sehr widerwillig unterstützt, wenn nicht gar behindert. Die zur Gedenkstunde eingeladenen Gemeinden schickten nicht ihre Oberhäupter, sondern bestenfalls deren Stellvertreter. Die Stadt Wilhelmshaven glänzte durch Abwesenheit: Eberhard Menzel war verhindert, weil er bei der Eröffnung des 20. Internationalen Behinderten-Sportfestes sprach. Diese Entschuldigung wurde von den Kindern und Enkeln der in Wehnen Ermordeten akzeptiert, doch Wilhelmshaven hatte keinen „Ersatz“ geschickt. Dabei würde es unserer Stadt gut zu Gesicht stehen, zu ihrer Verantwortung für dieses Kapitel deutscher Geschichte zu stehen. Denn in den Wilhelmshavener Krankenhäusern wurden zwar wahrscheinlich keine Morde, wohl aber Zwangssterilisationen von Behinderten und unheilbar Kranken durchgeführt.(noa)

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