NPD-Demo 1
Mrz 032004
 

Der Widerstand wächst

Aktuelles zum Nazi-Aufmarsch in WHV am 20.3.2004

(iz) Wie im letzten GEGENWIND berichtet, hat die NPD für den 20. März 2004 unter dem Motto „Heimreise statt Einreise, denn deutsche Kinder braucht das Land“ einen Aufmarsch in Wilhelmshaven angemeldet. Eine wachsende Zahl von AntifaschistInnen aus Stadt und Region wird das nicht widerspruchslos hinnehmen. Auf welcher Seite stehen städtische und staatliche Repräsentanten?

Naztiaufmarsch 1992_WHVAm Samstag, den 20. März gegen 11 Uhr wollen sich die Faschos auf dem Valoisplatz treffen und von dort aus auf einer noch nicht bekannten Route durch die Stadt marschieren. Der DGB wird für das breite „Bündnis gegen Rechts“ eine Kundgebung am Kaiser-Wilhelm-Denkmal anmelden, Beginn 10 Uhr. Neben Rednern verschiedener Organisationen sollen auch andere AntifaschistInnen am „offenen Mikrofon“ zu Wort kommen.
Großen Unmut gibt es im „Bündnis gegen Rechts“ gegen die passive Haltung der Stadt. Während sich unter ausländischen MitbürgerInnen bereits Angst breit macht, sind Rat und Verwaltung noch nicht mit offiziellen Vertretern bei den Vorbereitungstreffen erschienen, noch gab es sonstige Anstrengungen, den Aufmarsch im Vorfeld zu verhindern oder zumindest öffentliches Missfallen zu bekunden. Einzig Aida Kleinschmidt, Geschäftsführerin der Tourismus- und Freizeit-GmbH (WTF), soll in Rage geraten sein, als sie erfuhr, dass der Valoisplatz als Nazitreffpunkt fungieren soll. Die WTF ist zuständig für die Vergabe des Platzes; dass die Nazis bereits eine Zusage erhalten haben sollen, erfuhr Kleinschmidt Mitte Februar auf einer SPD-Ortsvereinssitzung. Sie will nun im Rahmen ihrer Zuständigkeit verhindern, dass sich die Faschos dort treffen dürfen.

Hauptsache, die Kasse klingelt

Zwischenzeitlich kursierte ,ein Schreiben des City-Interessenvereins an die Stadt. Die Geschäftsleute fürchten Umsatzeinbußen am Nazi-Sams-tag und fordern als Ausgleich einen verkaufsoffenen Sonntag. Erste Vermutungen, dass es sich bei diesem Schreiben um eine Fälschung handele, da man hiesigen Kaufleuten eine dermaßen oberflächliche, unpolitische Haltung nicht zutraute, haben sich nach Recherchen des DGB leider zerschlagen. In anderen Städten wurden die Antifas durch Geschäftsleute unterstützt.
Ein Echo in der Tagespresse gab es bisher nur im Jeverschen Wochenblatt, das über die Vorbereitungen der Nazigegner berichtete.
Der Chefredakteur der Wilhelmshavener Zeitung Jürgen Westerhoff möchte, dass die Parolen des Fremdenhasses ungehört und unwidersprochen verhallen, damit Wilhelmshavener Bürger „einen schönen Frühlingsanfang erleben“ können (WZ vom 28.2.03).

Wessen Freund und Helfer?

Schlimmer als die Ignoranz gesellschaftlicher Verantwortung durch Politik, Verwaltung und Wirtschaft sind Repressalien gegen BürgerInnen, die sich dieser Verantwortung stellen. So wurde ein als Antifaschist bekannter Mitarbeiter der Stadt auf der Straße vom Chef der politischen Polizei angesprochen: Was er denn am 20.3. vorhätte? Die Replik auf diese eher rhetorische Frage lautete: Wo marschieren die Nazis denn lang? Da wurde der Kommissar gleich pampig. Natürlich verriet er die Route nicht, aber falls der von ihm Verdächtigte sie auf anderem Wege erfahren und verraten würde, drohte er an, ihn bei dessen Arbeitgeber anzuschwärzen. Es gibt Hinweise, dass andere Mitglieder des Bündnisses gegen Rechts telefonisch abgehört werden. “Unser” Staat bekämpft Antifaschisten und schützt Naziaufmärsche.
Übrigens wurde in Lüneburg, einer Station dieser Nazikampagne, die Marschroute schon Wochen vorher veröffentlicht. Zudem hatte die Stadt dort im Vorfeld alle rechtlichen Möglichkeiten zur Verhinderung der rechtsextremen Versammlung ausgeschöpft.
Wilhelmshavens Oberbürgermeister Menzel äußerte sich erstmals in der Ratsitzung am 25.2. zur Nazidemo, nachdem ein Pastor in der Einwohnerfragestunde darauf hingewiesen hatte.

Vielfältiger Widerstand

Repressialien und Ignoranz schrecken die Aktiven gegen den Naziaufmarsch nicht ab. Eine Gruppe meldete Kundgebungen auf dem Valoisplatz und dem Banter Markt an. Das Ordnungsamt antwortete, „zu gegebener Zeit“ würde man darauf zurückkommen in Form eines „Kooperationsgespräches“.
Das Wilhelmshavener SchülerInnen-Bündnis will mittwochs und samstags in der Marktstraße zum Widerstand gegen die Nazis aufrufen. Die Christus- und Garnisonkirche hat eigene Aktionen für den 20.3. angekündigt. Die Landesbühne übt sich noch in Zurückhaltung, auch wenn einzelne Mitarbeiter den Aufruf gegen die Nazis unterzeichnet haben. Man beruft sich auf die aktuelle Aufführung des Musicals „Cabaret“, das sich kritisch mit dem Dritten Reich auseinandersetzt.
Der Aufruf des Bündnisses gegen Rechts wurde mittlerweile von zahlreichen Organisationen und Einzelpersonen unterzeichnet. Anfang März soll er in der Wilhelmshavener Zeitung veröffentlicht werden.
Das Bündnis gegen Rechts trifft sich am 3., 10. und 17. März (jeweils mittwochs) um 20 Uhr im Gewerkschaftshaus (Weserstr. 51 / Virchowstr.).
Am 20.3. wird das Gewerkschaftshaus ganztags als Anlaufpunkt geöffnet sein. Nach Abreise der Nazis findet dort beim Kaffee eine Nachbesprechung und im KlingKlang ein Solikonzert statt.


 

Nach der Demo: 

Abendveranstaltungen am 20. März
Landesbühne – 20 Uhr – 
J.P. Sartre: Tote ohne Begräbnis 
Sommer 1994. Irgendwo im besetzten Frankreich. 
Fünf Widerstandskämpfer warten auf den Tod. Zusammengesperrt auf dem Dachboden werden sie verhört, geschlagen, gefoltert – und sie schweigen. Allen ist klar, was sie jetzt erwartet: Erst die Folter, dann die Hinrichtung durch Nazi-Kollaborateure. Sie sind  „Tote ohne Begräbnis“. 
Jean-Paul Sartres gleichnamiges Stück und seine Thematik sind
 immer noch aktuell, auch in Frankreich.

Pumpwerk – 21 Uhr –
Hannes Wader 
Wie immer: 
Lyrisch, poetisch, kämpferisch

 

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