Neuer Job für Adam
Jan 282004
 

Welche Perlen? Welche Säue?

Etwas übereifrig verteidigte die SPD Adams neuen Job 

(iz) Ende 2003 stand Wilfrid Adam mehr im Licht der Öffentlichkeit, als ihm normalerweise lieb ist. Nachdem er im Februar sein Landtagsmandat verloren hatte, erhielt er jetzt das Angebot, ab 1.4.2004 Geschäftsführer der Hafenbetriebsgesellschaft zu werden. Teile der Opposition im Rat und BürgerInnen fragten sich, ob Adam hier nicht von den Genossen “versorgt” worden ist. Wir dokumentieren und kommentieren die Diskussion um Adams neuen Posten.

Adam_WilfridEin Artikel im Weserkurier vom 2.12. goss Öl ins Feuer: Einen “Posten nach Maß” und “mit Beigeschmack” witterte Redakteur Jörg Hinrichs. Nach seinen Informationen soll Adams Geschäftsführer-Gehalt den Diäten eines Landtagsabgeordneten entsprechen, das wären etwa 65.000 Euro im Jahr. “Adam, 57, stand über Nacht (nach der Landtagswahl im Februar 2003) mit leeren Händen da. Was also tun? Schaffen wir ihm einen Posten, lautet die Antwort. Geben wir ihm Geld”, lästerte Hinrichs. Nicht ohne einzuräumen: “Ein verdienter Mann, gewiss. In der Partei und überall sonst hat Wilfrid Adam getan, was er konnte, damit es voran geht mit Wilhelmshaven.” Trotzdem: “Adam soll eine Stelle besetzen, die es so vorher nicht gab. Die Hafenbetriebsgesellschaft ist eine Tochter der Stadtwerke Wilhelmshaven, sie wird von dort aus mitverwaltet und kann damit offenbar gut leben. Kritiker argwöhnen deshalb, dass hier einmal mehr ein Politiker versorgt werden soll. Eine Hülle ohne Inhalt, spotten sie, bekomme einen Chef ohne Aufgaben.”
Tatsächlich räumt die Stadt ein, dass die Position des Geschäftsführers der Hafenbetriebsgesellschaft bisher vom Geschäftsführer der Stadtwerke mit übernommen wurde. Nun aber hätte sich der Aufgabenbereich erweitert: Auf den gesamten Hafenbereich und (was sonst), “den Wilhelmshavener Hafen mit dem JadeWeserPort deutschland- und europaweit bekannt zu machen.”

Rückkehrrecht – wohin?

Die stets misstrauische FDP-Fraktion im Rat der Stadt stellte dazu eine Kleine Anfrage. Die Verwaltung nahm wie folgt Stellung: “Ein aus seinem politischen Mandat ausscheidender Landtagsabgeordneter, der vor seinem politischen Mandat Angestellter oder Beamter einer Gebietskörperschaft war, ist wieder zu verwenden, wenn er dies beantragt. Das heißt, er hat ein gesetzlich garantiertes Recht auf Rückkehr in den öffentlichen Dienst.”
Es besteht allerdings kein gesetzlich garantiertes Recht, einen Posten zu erhalten, der gleich oder höher dotiert ist als die Stelle vor der Tätigkeit als Abgeordneter. Adam war früher Stadtjugendpfleger in Wilhelmshaven, später Pressesprecher – Positionen, die gehaltstechnisch deutlich unter seiner zukünftigen Tätigkeit angesiedelt sind.

Weggegangen – Platz vergangen

Stadtjugendpfleger ist seit langem Waldemar Strauch. Arnold Preuß leistet als Pressesprecher gute Arbeit. Die Rückkehr auf diese Posten sind Adam also verwehrt. Da die Stadt Personal einsparen will, um den Haushalt zu entlasten, ist es gar nicht so leicht, etwas Neues für Adam zu finden. Es ist in sich logisch, bei einer städtischen Tochter nach einem Job zu suchen, die, weil privatisiert, zumindest statistisch nicht den städtischen Haushalt belastet.
Adams Vertrag ist auf 3 Jahre befristet, dann hat er das Pensionsalter erreicht. Nach Aussage der Stadt soll der Posten dann, entgegen Vermutungen der Kritiker, weiter besetzt werden.

Was nicht im Protokoll steht

Als in der Einwohnerfragestunde, am Ende der Ratssitzung, auch aus der Bürgerschaft Kritik an der Stellenbesetzung laut wurde, platzte Siegfried Neumann, SPD-Sprecher und Adam-Vertrauter, der Kragen: Es sei menschlich völlig daneben, auf Adam, der ohnehin schon “am Boden” läge, noch herumzutrampeln. Die Begriffe “Postenbeschaffung” und “Unterbringung” würden sich gegen die Person Adam richten. “Wir müssen jeden in diesem Hause nach seinen Fähigkeiten einsetzen”. Gelächter aus dem Zuschauerraum, was wiederum Oberbürgermeister Menzel auf die Palme brachte: “Das ist ja fast schon unanständig.” CDU-Sprecher Günter Reuter nahm indes Horst Radmer, der als Zuschauer kritische Fragen gestellt hatte, in Schutz: “Es geht um mehr Transparenz bei derartigen Entscheidungen, nicht um die Person Adam.”
Neumann weiter: “Es wäre gegen jede Vernunft, Adam nicht dort einzusetzen – er kann Hafenwirtschaft.” Es sei “Perlen vor die Säue”, Adam zum Beispiel in der Personalausweisabteilung im Cityhaus einzusetzen.

Welche Perlen? Welche Säue?

Die Perle, na klar, Wilfrid Adam. Aber wen bezeichnet Neumann als Säue? Die BürgerInnen, die das Cityhaus aufsuchen, um dort Personalausweise, Führerscheine und ähnliches zu beantragen? Oder meint Neumann die MitarbeiterInnen des Bürgeramtes? Neumann zeigte sich von der Kritik an Adams neuem Posten “menschlich berührt”. Sind BürgerInnen und einfache Mitarbeiterinnen der Stadt für ihn Subalterne, denen so wenig menschliche Achtung gebührt, dass er sie seiner “Perle” Adam als “Säue” gegenüberstellen darf? Ein Freudscher Versprecher vielleicht? (Wie soll ich wissen, was ich denke, bevor ich höre, was ich sage?) Das hätte eine Entschuldigung erwarten lassen, die aber ausblieb.

Die Perlen des Cityhauses

Neumanns Äußerung “Perlen vor die Säue” erscheint nicht im offiziellen Protokoll der Ratssitzung. Damit lässt sie sich aber nicht ungeschehen machen, und so müssen wir an dieser Stelle eine Lanze brechen für die MitarbeiterInnen des Bürgeramtes im Cityhaus: Sie sitzen in einem Großraumbüro, sie haben unentwegt neue KundInnen mit vielfältigen Ansprüchen, Sorgen und Nöten – und sie leisten fantastische Arbeit! Sie sind immer freundlich und geduldig, und in der Regel muss man, auch durch die differenzierte Vergabe der Aufrufnummern, nicht länger als 5 Minuten warten, bis man drankommt, und findet auch sofort die zuständigen SachbearbeiterInnen. Es sind wirkliche Perlen, die da im Bürgeramt sitzen.

Mit dem Rücken zur Wand?

Die Kritiker der Geschichte um Adams neuen Job hatten mehrfach deutlich gemacht, dass es nicht um dessen Person, sondern um die Sache ging. Dass Neumann und Menzel dennoch dermaßen aggressiv agierten, hinterließ einen schlechten Eindruck, vor allem den eines schlechten Gewissens. Mit Sachlichkeit hätten sie ihre Erklärungen, dass alles seine Richtigkeit hätte, glaubhafter verkaufen können.

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