neu anfangen
Jul 091990
 

Kontakte schießt mit Katzendreck

In einer Stellungnahme gegen einen Gegenwind-Artikel verlor Frau Plote etwas die Übersicht

(hk) Daß die Pressesprecherin des Kirchenkreises Wilhelmshaven in einem Artikel in der Juni-Ausgabe der Kirchenzeitung „Kontakte“ auf einen Gegenwind-Kommentar zur Aktion „neu anfangen“ reagierte, erfüllte uns mit Freude. Daß sie dabei, nur um etwas gegen den Artikel schreiben zu können, die Aussagen des Artikels in ihrem Sinne veränderte, das ärgert uns.

Wir hinterfragten in dem besagtem Artikel ob die Kirchen nach solchen geldintensiven Aktionen (die Aktion „neu anfangen“ verschlang immerhin die stolze Summe von 150.000 DM) noch „guten Gewissens ihre Spendenaufrufe wie „Brot für die Welt“ oder „Misereor“ vertreten können“. Frau Plote verdrehte in ihrem Artikel diese Fragestellung so, als hätten wir behauptet, daß mit den Spenden für „Brot für die Welt“ die Aktion „neu anfangen“ finanziert wird. Des Weiteren behauptet sie, daß wir der Meinung wären, die Kirchen hätten das Geld für „neu anfangen“ lieber für „Brot für die Welt“ spenden sollen.
Das alles gibt der Gegenwind-Artikel nicht her. Es ging uns einzig und allein darum, zu hinterfragen, ob solcherart Geldausgaben eventuell die Spendenbereitschaft der Kirchenmitglieder mindert. Der GEGENWIND-Artikel ist ein Aufruf, mit den Geldern der Kirche eine vernünftige Gemeindearbeit zu realisieren, wie sie ja auch von Gemeinden, die sich seltsamerweise nicht an der Aktion „neu anfangen“ beteiligten, durchaus praktiziert wird. Es mag ja vielleicht „in“ sein, mit McDonalds-mäßig angelegten Werbeaktionen auch fürs Seelenheil zu werben – daß inzwischen aber die Enzyklika von der Unfehlbarkeit des Papstes auch auf die Aktion „neu anfangen“ übertragen wurde, ist uns leider entgangen.
Konkrete Vorschläge zur Finanzierung von Entwicklungshilfemaßnahmen macht Frau Plote dann auch noch: Bei den Rüstungsausgaben traut sie sich nicht so richtig, davon möchte sie nur „einen Teil“ von den Ausgaben für „Schnickschnack“ möchte sie gern 50%, von der Silvesterknallerei gar 80% und vom Einkommen der GEGENWIND-Fans 1% für Entwicklungshilfe verwendet sehen. Da könnt‘ ich ja fast zustimmen wenn nicht folgendes Erlebnis meine Spendenbereitschaft auf Null gebracht hätte: Während meines letzten Gottesdienstbesuches rief der Pastor nach den Fürbitten für ein gutes Gelingen der Aktion „neu anfangen“ zur Kollekte für eine Gemeinde in Indien auf. Da mir durchaus bewußt ist, daß die Menschen in der 3.Welt unseren Wohlstand oftmals mit dem Tode bezahlen müssen, ging meine Hand in Richtung Brieftasche. Doch bevor ich auch nur einen Schein herausziehen konnte, vernahm ich die Worte des Pastors, daß mit dem gesammelten Geld „Bibeln für die armen Menschen in Indien“ gekauft werden sollen. Empört verließ ich daraufhin das Gotteshaus. Meine Spenden werden seitdem an „medico international“ überwiesen.
Auch unser Bildchen „Gehet hin mit dem Segen des Herrn und bringt zurück was „neu anfangen“ gekostet hat“ mißfällt unserer Frau Plote. Sie beschwert sich, daß der gezeichnete Bischof einwandfrei als „katholisch“ zu erkennen ist, dabei sieht „unser Bischof so nicht aus, der ist nämlich evangelisch.“ Hat Frau Plote da vergessen, daß „neu anfangen“ eine gemeinsame Aktion mehrerer Konfessionen war? Wie kann diese Tatsache besser ausgedrückt werden, als durch eine „ökumenische“ Karikatur? Unser Zeichner Erwin Fiege, der sich selbst als „Männlein-Weiblein-Zeichner, dem es ab und zu gelingt, etwas bildlich darzustellen, was zwar wahr ist, jedoch nicht gern ‚wahr‘ genommen wird“, versteht, hat sich übrigens sehr über die Titulierung „Karikaturist“ gefreut.

Noch ein Wort zur Karikatur im allgemeinen. Ein schlauer Mensch hat einmal gesagt: „Die Karikatur ist eine grobe Wahrheit“ – ein anderer kluger Kopf sagte zum selben Thema, daß eine Karikatur eine „für den Augenblick geschaffene Darstellung“ sei, „welche die Hauptzüge des Charakteristischen übertreibe.“
Frau Plote beginnt ihren Beitrag mit der Hoffnung, daß die Leute vom evangelischen Seniorenheim, (der GEGENWIND berichtete über skandalöse Verhältnisse in diesem Heim) „sicher zu den Vorwürfen Stellung nehmen werden“. Das geschah natürlich nicht, weil alle von uns geschilderten Vorkommnisse den Tatsachen entsprechen. Eine auch von uns gewünschte Reaktion der Verantwortlichen blieb leider aus.
Ohne ihre Behauptung in irgendeiner Form zu belegen, behauptet Frau Plote, daß der GEGENWIND einen „Eintopf-Journalismus“ betreibt. Ich hoffe doch sehr, daß Frau Plote nichts gegen einen schmackhaften Eintopf einzuwenden hat. Und ein guter Eintopf steht und fällt nun mal, genau wie ein ordentlicher Artikel, durch das richtige Zusammenbringen von vielen verschiedenen Zutaten. Der Frau Plote sei in ihr Pressesprecherin-Büchlein geschrieben: Die Realität in Wilhelmshaven und leider dann und wann auch mal in kirchlichen Bereichen, ist so, daß wir es nicht nötig haben, die Fakten eines Artikels ins Gegenteil zu verkehren um unsere Zeilen zu füllen.

Hannes Klöpper

„Es ist schon die Axt den Bäumen an die Wurzel gelegt. Darum, welcher Baum nicht gute Früchte bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen.“ (Mätth. 3,10)

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