Nazis und Sport
Feb 071996
 

Ein Verein im Verein

SVW-Vorstand reagiert auf geforderten Liebesentzug

(ub) Die Geschäftsführung des Sport Verein e.V. Wilhelmshaven (SVW) hat in einem Brief energisch gegen vom GEGENWIND erhobene Anschuldigungen gegen den SVW protestiert. Der Faschist Robert Baar ist demnach nicht – wie von uns dargestellt – Mitglied des SVW-Vorstandes. Die 1. Herren-Fußballmannschaft des SVW wird allerdings ausschließlich finanziert und organisiert von der „sogenannten Managementgruppe SVW 92“, und in diesem Führungsgremium steht Robert Baar für „besondere Aufgaben“ zur Verfügung.

„Ob die Wilhelmshavener Bevölkerung wohl zu einem Liebesentzug gegenüber dem SVW zu gewinnen ist, solange der Faschist Robert Baar in diesem Verein seine besonderen Aufgaben erfüllt? fragte Hannes Klöpper in einem Kommentar unserer letzten Ausgabe. Hintergrund: Teile der Wilhelmshavener Wirtschaft und Politik haben offensichtlich keine Berührungsängste gegenüber rechtsradikalen Kreisen. Kapitalstarke Faschisten pflegen mit Sozial- und Christdemokraten ganz normale Geschäftsbeziehungen.
Auf einem Foto erschienen in der WZ vom 28.10.95 wurde „das SVW ’92.Führungsgremium“ vorgestellt. Einträchtig versammelt in diesem Gremium u. a.: Helmut Voges, Autohausbesitzer und SPD-Mitglied, Claus Baak, Speditionsbetreiber, CDU-Mitglied, Bernhard Rech, Eigentümer einer Baufirma und CDU-Ratsmitglied sowie Robert Baar, Immobilienmakler und Mitglied diverser faschistischer Organisationen mit wechselnden Namen.
Die Geschäftsführung des S VW teilte uns in einem Brief mit, daß „außer Dr. H. Herrnberger … von diesen Herren keiner Vereinsmitglied im SV Wilhelmshaven e.V. (Kurzform: SVW)“ ist, und daß „SVW ’92“ (nur 1.Herren-Fußballmannschaft) … zwar ein Bestandteil unseres Vereins (ist) … aber im finanziellen und organisatorischen Management in der Zuständigkeit der Managementgruppe SVW ’92 steht
Wie man noch sehen wird, hat selbst unser fußballbegeisterter Oberbürgermeister Eberhard Menzel seine liebe Not, diese Spitzfindigkeiten auseinanderzuhalten. Die besonderen Regelungen der Fußballmannschaft Wilhelmshaven 92 in Beziehung zum SVW gründen sich auf die Fusion der jeweils 1. Fußballmannschaft des SVW und des TSR Olympia Wilhelmshaven im Jahre 1992. Diese beiden Mannschaften wurden seinerzeit aus sportlichen und finanziellen Überlegungen zusammengefaßt, mit dem Ziel (wieder) ein attraktives (sprich erfolgreiches) Team im sportlich oberen Bereich aufzubauen. Beide Vereine sollen vor der Fusion ca. 200.000.- DM in die jeweils erste Mannschaft investiert haben. In Fachkreisen spricht man davon, daß derzeit jährlich 1 Million DM für die Mannschaft Wilhelmshaven 92 zur Verfügung stehen. Das Akquirieren dieser finanziellen Mittel fällt allein in den Aufgabenbereich der oben genannten „Managementgruppe SVW ’92“, die auch für Spieler- und Trainerverpflichtungen sowie für die sonstige Organisation dieser Mannschaft verantwortlich zeichnet. Verbandsrechtlich ist Wilhelmshaven ’92 dem SVW angliedert. Sie könnte sonst nicht am laufenden Spielbetrieb teilnehmen. Sie ist juristisch gesehen damit ein Teil des Sport Verein Wilhelmshaven.
Die Geschäftsführung des SVW bittet den GEGENWIND um „Beweismaterial zur eigenen Würdigung und Entscheidung“ hinsichtlich den „erhobenen Anschuldigungen gegenüber Einzelpersonen, die im Umfeld unseres Vereins angesiedelt sind“ und erwartet eine „differenziertere und konkretere Beurteilung seiner Situation“.
Um den bisherigen politischen Werdegang des Robert Baar aufzuzeigen, stellen wir gerne einen Kontakt zum antifaschistischen Bündnis her, denn die Auflistung von Baars geschäftlichen und politischen Aktivitäten würde den Rahmen dieses Artikel bei weitem sprengen. Sie sind dem regelmäßigen GEGENWIND-Leser bestens bekannt . Auch empfehlen wir, mit den treuen Anhängern des Wilhelmshavener Fußballsports näher in Kontakt zu treten. Schon zu Zeiten, in denen der TSR Olympia Wilhelmshaven noch sportliche Glanzlichter setzte und Publikumsmagnet für die gesamte Region war, schlich sich Robert Baar in die Fangerade. Seinerzeit versuchten Neofaschisten bundesweit, in den Fangruppen politisch Fuß zu fassen.
Ob eine noch so differenzierte Darstellung der Beziehungen zwischen dem SVW und der Managementgruppe SVW ’92 den SVW vor Ruf- und damit Vereinsschädigung bewahrt, muß bezweifelt werden. Über OB Menzel beispielsweise stand am 24.1.96 in der WZ zu lesen, daß er „nicht mehr zum Fußball (gehe), seit er wisse, daß dort ein Immobilienmakler aus dem rechtsradikalen Umfeld im Management tätig sei.“

SVW

Auf dem in der WZ veröffentlichten Foto: Das Gremium des Fußball-Regionalligisten SVW 92. Stehend von links: Bernd Kirchner (Liga-Obmann), Robert Baar (Bes. Aufgaben), Helmut Voges (stellv. Sprecher), Bernd Rech (Bes. Aufgaben), Claus Baak (Marketing), Hans Möller (Sport). Vorne v.l.: Uwe Peters (Finanzen), Hans Boesken (Personal), Dr. Hans Herrnberger (Sprecher) und Trikotsponsor Rainer Lückemann

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