Qualität statt Quantität
Im Februar 2011 berichteten wir über eine Abholzungsaktion auf einem Grundstück neben der Gedenkstätte des Außenlagers des KZ Neuengamme am Alten Banter Weg. Uns war damals gesagt worden, dass die Firma Nordfrost dort nur „Aufräumarbeiten“ durchführt, es gäbe aber keine Pläne für eine Bebauung. Von besonderem Interesse ist das Gebiet eben, weil dort die Fundamente der Häftlingsbaracken sind. Der Gedenkstein befindet sich im damals eingezäunten Bereich des Lagers, die freigelegten Grundmauern gehören zum Gebäude der Wachmannschaft, welches außerhalb des eingezäunten Bereichs lag. Auf der letzten Ratssitzung (24.08.) hatte Linken-Ratsherr Johann Janssen eine kleine Anfrage gestellt, in der er um Aufklärung über die weiteren Planungen an der Gedenkstätte bat.
Stadtrat Jens Graul ging erst einmal auf die Entstehungsgeschichte der Gedenkstätte ein, die in erster Linie vom Historischen Arbeitskreis des DGB, der IG Metall, Schülern der IGS und der Firma Kuhlmann realisiert wurde. Graul: „Mit Hilfe eines internationalen Jugend-Work-Camps ist eine schlichte, aber eindrucksvolle Gedenkstätte entstanden, die am 18. April 1985, dem 40. Jahrestag der Räumung des KZ-Außenlagers Wilhelmshaven, der Öffentlichkeit übergeben wurde.“ Zur geplanten Erweiterung der Gedenkstätte sagte Graul: „Nachdem durch die Rodungsarbeiten im Frühjahr 2011 weitere Fundamentreste sichtbar und die Grundstückssituation zum angrenzenden Gewerbegrundstück deutlich wurde, haben erste Gespräche mit den bisher Beteiligten stattgefunden. Es zeichnet sich unter den Beteiligten (DGB, lG-Metall-Senioren, Fa. Nordfrost, Kulturbüro der Stadt) ein Konsens zur Erweiterung des Gedenkstättenbereichs und einer neuen angemessenen Gestaltung bzw. Begrünung der Grundstücksgrenze ab. Dabei könnten auch wesentliche Teile der jetzt freigelegten Fundamentreste einbezogen und kenntlich gemacht werden.“ Hartmut Büsing, der Motor des Historischen Arbeitskreises des DGB zum Gegenwind: „Wir wollen nicht das gesamte Areal des ehemaligen KZ als Gedenkstätte herrichten. Es geht hier um Qualität, nicht um Quantität.“ Für alle, die sich mit der Situation des Wilhelmshavener KZ auseinandersetzen wollen, sei die Veröffentlichung des Historischen Arbeitskreises „Einmal werden froh wir sagen: Heimat, Du bist wieder mein!“ von Hartmut Büsing und Klaus Zegenhagen empfohlen. Die Veröffentlichung gibt es u.a. in der Stadtbücherei. (hk)
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