Leserbriefe
Aug 261987
 

Zu dem Artikel „Total gegen Männer“ erreichten uns zwei Leserbriefe.

Leserbriefe:

Gerade in Betrieben mit überwiegendem Frauenanteil der Belegschaft ist es sinnvoll darauf hinzuarbeiten, daß sich dieses Verhältnis auch in den betrieblichen Mitbestimmungsorganen widerspiegelt. Als Gewerkschafter in der ÖTV bzw. GEW erscheint uns es notwendiger denn je, das Engagement von Gewerkschafterinnen wie der Kollegin Honermann zu unterstützen! Denn: Tatsächlich kann selbst der bemühteste männliche Betriebsrat zwar versuchen, die Interessen der weiblichen Beschäftigten gut zu vertreten, wenn jedoch die Möglichkeit der Wahl einer engagierten Frau besteht, sollte diese Chance unbedingt wahrgenommen werden. Als Frau ist sie selbst von der Diskriminierung und Ungleichstellung der Frauen in betrieblichen Hierarchie- und Organisationsstrukturen betroffen und kann daher mit intensiverem Engagement und größerer Kraft für die Belange der Kolleginnen eintreten.
Insofern ist der Kollegin Honermann weder spalterisches Verhalten vorzuwerfen, noch handelt es sich um eine Modeerscheinung, wenn Frauen versuchen, für ihre Belange in Betrieben im Rahmen gewerkschaftlicher Mitbestimmung einzutreten.

Stefan Vaupel (GEW), Heike Schöper (ÖTV)

 

Es drängt sich nach Lesen des Artikels ein Gedanke sofort auf: was treibt einen Betriebsrat dazu, ein Mitglied zum Rücktritt zu drängen, weil dieses Mitglied in Reimform eine an sich harmlose Forderung aufgestellt hat, die sich überdies auf einen alten gewerkschaftlichen Begriff beruft: Solidarität? Ist dies wirklich auf die fehlende Gleichberechtigung innerhalb der Gewerkschaft zurückzuführen? Auf Beschlüsse „von oben“, die nicht in regionale Betriebsratsstrukturen eindringen?
Sicher ist das ein Aspekt und sicher ist eine Gewerkschaft genauso gut wie ihre sie organisierenden Mitglieder. Und sicher muß an dieser Stelle die Frage nach der Tragbarkeit des Vorsitzenden Homann gestellt werden, der offensichtlich an Kastrationsängsten leidet und jedwede Objektivität verloren hat, handelnd nach dem Motto: Jeder ist sich selbst der Nächste. Ein mir wichtiger erscheinender Aspekt sind innerbetriebliche Vorgänge: Eine Betriebsrätin stellt sich gegen die Kombination Überstunden und Kurzarbeit, in Vertretung für ihre Kolleginnen und wird von dem Betriebsrat – dem ich an dieser Stelle attestieren möchte, daß er so unfähig ist, daß es fast schon korrupt zu nennen ist – nach einem gereimten Vorwand geschaßt.
Der Gewerkschaftsvorsitzende Eichenauer hat recht: „Das ist ja harmlos.“ Scheinbar harmlos genug, um einen karrieristischen Homann völlig unbedarft in seinem Amt zu lassen. Nicht harmlos genug für Betriebsrätin Honermann, die genau wußte, auf welcher Seite sie zu stehen hat: auf der der Arbeiterinnen natürlich. Vorsitzender Homann und Betriebsrätin Betten scheint das nicht so selbstverständlich zu sein. Ab von der Tatsache, dass sie mit dem verdeckten Rausschmiß der Firmenleitung einen großen Gefallen getan haben – ein Störenfried weniger – haben sie den Arbeiterinnen geschadet. Wie sollen diese sich denn noch für ihre Rechte einsetzen, wenn ihnen klar demonstriert wird, was mit einer Frau in der Gewerkschaft und im Betriebsrat passiert, wenn sie sich gegen den Druck von der männlichen Arbeitgeberseite wendet: Sie wird von denen versucht, mundtot gemacht zu werden, die ihre Rechte erkämpfen sollen. Fazit: Wieder sind ein paar Frauen mehr desillusioniert, desinteressiert und ein bißchen ohnmächtiger. Ich kann angesichts dieser mehr als peinlichen Affäre nur mit meiner Mutter sprechen: Frauen wählt Frauen! Denn wenn ein Betriebsrat auf solch ein harmloses Gedicht so hysterisch reagiert, kann er nicht besonders stark sein. Weder für die Arbeiterinnen noch gegen die Betriebsleitung. Es wird Zeit, daß er abgewählt wird.

Meike Honermann, Berlin

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