An die Redaktion Gegenwind
Sehr geehrte Damen und Herren,
Viel Feind – viel Ehr – so einfach könnte man es sich machen, wenn man den Gegenwind gelesen hat – und diese Zeitungen in den Müllcontainer werfen. Doch so viel Ehre wollen die Bündnisgrünen in Wilhelmshaven, weder in der Fraktion noch im Vorstand, gar nicht.Der Gegenwind hat sich seit geraumer Zeit die Fraktion und den Vorstand der Bündnisgrünen in Wilhelmshaven zum Feindbild Nr. 1 ausgesucht, so scheint es jedenfalls.
Wir Grünen sind nicht die besseren Menschen und haben nicht auf alle Fragen eine fertige Antwort parat. Wir nehmen auch nicht für uns in Anspruch, alles besser zu wissen, sondern versuchen, auch als Partner in einer Mehrheitsgruppe verantwortungsvoll zu handeln.
Doch hier scheint bei den Redakteuren des Gegenwinds dann wohl das Ende der Fahnenstange erreicht zu sein – eben was das Verantwortungsbewusstsein betrifft.
Die Redaktion des Gegenwinds greift wiederholt die Pressearbeit des einzigen hiesigen Verlagskonsortiums an, nur leider verhält sie sich in vielen Fällen nicht anders.
Es gibt Dinge, die passen den Redakteuren beider Zeitungen nicht ins Konzept, dann wird es eben verdreht oder gar nicht wiedergegeben. Beweise können wir genügend liefern.
Grüne Wurzeln haben immer ausgeschlagen, nur leider oft nicht so, wie es sich die Verantwortlichen des Gegenwinds erhoffen.
Ich betrachte es als anmaßend, wenn den Grünen Dinge unterstellt werden, die nicht ordnungsgemäß recherchiert wiedergegeben werden.
Richtig ist, dass die Bündnisgrünen sich bereits in ihrem Kommunalwahlprogramm 1996 für den Jade Port und auch in den folgenden Jahren wieder ausgesprochen haben – nur nicht wie beschrieben unisono mitbejubelt, sondern schon mit entsprechenden Hinweisen auf die Umweltverträglichkeit. Dieses habe ich dann auch in einer Pressemitteilung am Tag der Entscheidung an die WZ, Jeversches Wochenblatt und Radio Jade so weitergegeben. Nur leider ist es nicht erschienen.
Richtig ist nicht, dass die Grünen die Küstenautobahn mitbejubelt haben – hier hätte Frau Zwoch u.a. wie in vielen anderen aufzählbaren Beispielen ihre Verantwortung als freie Journalistin zum Ausdruck bringen können. Oder hat sie die Anmerkung von Gerhard Kläne (Fraktionsvorsitzender) in der entsprechenden Ratssitzung nicht verstanden?
Richtig ist auch nicht, dass die Grünen von der SPD vorgeschickt wurden, als es um das Konzept und den Bericht um das Küstenmuseum ging. Das wurde dann auch in verschiedenen Telefonaten mit den Verantwortlichen des DGB inzwischen klargestellt. Vielleicht hilft Nachfragen!
Auch die Hinweise auf die zaghafte Distanzierung vom Mehrheitsgruppenpartner in Bezug auf die Geschehnisse um die WPG sind nicht richtig. Nur hier handelt es sich um überwiegend nichtöffentliche Sitzungen, aus denen die Ratsmitglieder, wenn sie ihre Aufgabe ernst nehmen, eben gem. NGO nun nicht einmal berichten dürfen und können.
Also, liebe Gegenwindredaktion, wir werden auch weiterhin unsere politische Arbeit so weitermachen, wie wir es verantworten können – auch wenn es Ihnen nicht passen sollte.
Wir werden weiterhin Anträge stellen, wir werden uns quer stellen, wenn wir es für richtig halten, und wir werden nicht mit einem Mal andere Menschen, weil Wahlen anstehen oder weil Sie es möchten.
Übrigens, ein sehr kritischer Leserbrief von Uwe Anders ist im Gegenwind nie erschienen. Warum wohl nicht? Bin gespannt, ob dieser dann wohl erscheint.
Fazit: „Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen.“
Viele Grüße
Marianne Fröhling – Für den Vorstand und die Fraktion Bündnis90/Die Grünen in Wilhelmshaven
Normalerweise lassen wir Leserbriefe unkommentiert stehen – unsere LeserInnen können sich selbst eine Meinung bilden. Beim nebenstehenden Leserbrief der Grünen ist das allerdings anders: Hier wird uns vorgeworfen, dass wir a) Meinungen unterdrücken und b) Meinungen falsch wiedergeben.
Beide Vorwürfe sind falsch. Zum Leserbrief von Uwe Anders: Als Uwe Anders vor einigen Jahren aus dem Gegenwind-Verein austrat, gab er in seinem Austrittsschreiben als Grund an, dass er mit der Berichterstattung des Gegenwind zur Politik der Grünen nicht einverstanden sei, was er mit einigen Beispielen untermauerte. Das Schreiben war nicht als Leserbrief gekennzeichnet – auch ließ der Stil nicht darauf schließen, dass Uwe Anders eine Veröffentlichung wünschte.
Es ist unrichtig, dass wir Dinge, die uns nicht ins Konzept passen „verdreht oder gar nicht“ veröffentlicht haben. Die Grünen werden für ihre Behauptung keinen Beweis vorlegen können.
Es ist auch nicht richtig, dass wir wiederholt die Pressearbeit des einzigen hiesigen Verlagskonsortiums angegriffen haben. Es sind fast ausschließlich unsere LeserInnen, die uns bitten, von der WZ nicht veröffentlichte Berichte zu drucken. Das gilt auch besonders für die Grünen, die uns in jedem Gespräch klagten, dass die WZ ihre Pressemitteilungen nicht veröffentlicht.
Zum JadeWeserPort: Der Gegenwind hat wiederholt die Position der Grünen zum JadeWeserPort berichtet – wenn auch meistens kritisch.
Richtig ist, dass die Grünen die Küstenautobahn nicht bejubelt haben. Gerd Kläne hat, wie der Gegenwind berichtete, auf der Ratssitzung am 20.12.2000 ein Statement abgegeben, welches voll auf der Linie des Beschlusses der Landesdelegiertenkonferenz der Grünen lag (siehe „Ratssplitter“ Gegenwind 165). Nur dann, um die Beschlussfassung der Resolution nicht zu gefährden (und weil man ja, wenn man für den JadeWeserPort ist, auch für die Küstenautobahn sein muss), sich der Stimme zu enthalten – das hat mit grüner Politik nicht im Entferntesten etwas zu tun und gehört vom Gegenwind kritisiert!
Der Vorstoß der Grünen gegen das Küstenmuseums-Konzept des Historischen Arbeitskreises des DGB war dem Gegenwind sogar eine Titelzeile wert. Die Grünen haben damit das Geschäft von Graul & Co. betrieben. Dass es dazu keinen Beschluss von SPD und Grünen gab, ist klar und wurde auch nie behauptet. Wir haben nur die Außenwirkung auf den Punkt gebracht.
Eine (wiederholte) Bitte an die B’90-Grünen: Sendet uns doch bitte eure Presseerklärungen (und auch andere Infos) zu – vielleicht verstehen wir euch dann ja besser.
Gegenwind-Redaktion
Zu eurem „Tendenz contra Umwelt“-Artikel und auch ein wenig zum Leserbrief von Johann Janssen „Schaden durch ungenaue Begriffe“ kommt dieser Leserbrief:
In beiden Texten stehen ja eine ganze Menge richtige Dinge, aber die Passagen, die sich auf die Beteiligung der Schulen bei der WZ-Müllsammelaktion beziehen, schreien geradezu nach Widerspruch.
Bei beiden Texten wird nämlich nicht bedacht, dass – ich denke, dass das für alle Wilhelmshavener Schulen mittlerweile gilt – diese Beteiligung keine Eintagsfliege ist, sondern einer von vielen Bestandteilen eines äußerst umfangreichen umweltpädagogischen Konzepts. Zu diesem Konzept gehören – und das dürfte eurer Recherche doch nicht entgangen sein – z. B. Mülltrennen in allen Klassen, Mehrwegbehältnisse beim Getränkeverkauf an den Schulkiosken, Propagierung der „umweltfreundlichen Federtasche“, Besuche (samt entsprechender Vor- und Nachbereitung) im Wattenmeerhaus, im RUZ (Regionales Umweltzentrum Schortens – Anm. d. Red.) und anderen Einrichtungen dieser Art, umfassende Unterrichtseinheiten in naturwissenschaftlichen und gesellschaftswissenschaftlichen Fächern, eindeutig ausgerichtete Klassenfahrten (z. B. Waldeinsätze ökologischer Zielsetzung), Projekttage und –wochen, ständiges Erörtern des Themas „richtiges Lüften im Klassenraum“, Wassersparen, … und … und … und.
Und dann hat der von euch zitierte zehnjährige Dominik Recht, wenn er bemerkt: „Der Müll gehört nämlich in unsere Abfalltonnen und nicht auf die Wiese.“
Umwelterziehung geht nämlich auch und gerade über solche – für Theoretiker sicherlich banalen – Erkenntnisse!
Ganz scharf zurückweisen möchte ich den Satz, dass durch SchülerInnen gefährliche Chemikalien gefunden werden und dass da „die Aktion unzulässig zu werden (beginnt), wenn Freiwillige ohne Spezialausrüstung und –kenntnisse auf möglicherweise heikle Stoffe losgelassen werden.“
Wie gut nämlich, wenn diese Sachen unter Aufsicht gefunden werden, und nicht nachmittags beim Spielen, denn diese Dinge liegen ja irgendwo öffentlich herum. Ich zum Beispiel war beim Fund einer verbeulten und stark angerosteten Blechdose mit der Aufschrift „Trichlorethen“ beteiligt. Umgehend haben wir diese Dose einem der anwesenden Chemiekollegen übergeben. Und der hat sofort darstellen können, was der Inhalt dieser Dose im Grundwasser oder bei unbeaufsichtigtem Fund hätte anrichten können. Anschaulicher kann Umwelt-Unterricht doch gar nicht sein!
Also bitte: Prügelt die Verursacher. Aber doch nicht die Leute, die solche gefährlichen Sachen finden und ordnungsgemäß entsorgen.
Herzlicher Gruß Traugott Böhlke, Liliencronstr. 2a, 26386 Wilhelmshaven
Wir danken Traugott Böhlke für diese wichtige Korrektur bzw. Ergänzung unseres Artikels zur Lage der Umwelt in Wilhelmshaven. In der Tat engagieren sich eine Menge LehrerInnen, ErzieherInnen und viele andere Menschen in WHV und umzu ganzjährig haupt- oder ehrenamtlich für Umweltschutz und –erziehung. Gerade deshalb haben wir kritisiert, dass Verantwortliche in Politik und Verwaltung sowie die Tagespresse eine „Eintagsfliege“ zum „Umweltevent“ des Jahres stilisieren, aber dem wirklich nachhaltigen, durchgängigen Engagement so wenig Beachtung schenken, und dass viele vorhandene Bausteine für eine „grüne Stadt“ nicht z. B. unter dem Dach der Lokalen Agenda 21 zu einem großen Ganzen heranwachsen können. Diese Differenzierung – dass unsere „Prügel“ nicht den ständig an der Basis Aktiven gelten, sondern übergeordneten Stellen – ist offensichtlich in unserem Artikel nicht deutlich geworden. Dafür möchten wir uns bei den betroffenen Engagierten entschuldigen und gleichzeitig dazu einladen, bezüglich laufender Umweltprojekte an Schulen usw. an uns heranzutreten, da wir unseren LeserInnen durchaus gern auch Positives berichten möchten.
Gegenwind-Redaktion
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