Leserbrief 1
Jul 091990
 

Wes Hamburger ich eß...

Sehr geehrte Gegenwindredaktion,

Lange habe ich überlegt, ob ich als Mitglied der „Duke’s Mad Company“ zu dem Artikel „Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ von Antje Jürgensen und dem Artikel „Mein lieber Kuddl!“ ein paar Zeilen schreibe.
Schließlich bin ich zu dem Schluß gekommen, daß ich es den rund 60 aktiven Mad-Mitgliedern schuldig bin.

Zugegeben, die Sache mit „McDonald’s“ war nicht gerade das „Gelbe vom Ei“.
Die Vergünstigung für einen „Big Mac“ gab es nur auf eine Eintrittskarte eines bestimmten Vorstellungstermins. Ganze 50 Personen haben von diesem Angebot Gebrauch gemacht.
Nun frage ich mich, und auch Antje Jürgensen sollte sich fragen, was denn die übrigen Besucher veranlaßt hat, sich das Musical „Johnny B. Goode“ anzusehen, obwohl doch der Inhalt des Stückes „kaum ausgereicht hätte, 2 Reihen des Theaters zu füllen“.
Pro Reihe 20 Besucher mal 8 Vorstellungen plus 50 durch McDonald-Werbung, macht 370 Besucher.
Was hat bloß die anderen 2430 ins Theater gebracht? Nach meiner Negativschätzung waren über 90 % der Besucher auch noch begeistert!
Wenn Theater sich nur mit Problemen beschäftigen darf, wie Antje Jürgensen wohl meint, dann müßte sie dafür Sorge tragen, daß die überwiegende Mehrheit aller Bühnenstücke, von der Operette über die Volksbühnenstücke bis hin zu Welterfolgsmusicals von der Bühne verschwinden.
Hat das Theater nicht vielfältige Aufgaben?
Selbstverständlich gehört auf eine Bühne auch Problemtheater (Soziales, Politik, Umwelt, Frieden usw.) aber, Theater darf auch ganz einfach unterhalten.
Die gute Theda geht ja nun in ihrem Schreiben an Kuddl schon unter die Gürtellinie. Wenn sie persönliche Probleme mit Hartmut Herzog hat, soll sie das doch bitte mit ihm selbst ausmachen, aber nicht gleich einer ganzen gemeinnützigen Laientheatergruppe derart vors Schienbein treten.
Die versteckte Behauptung, dass da so ein Sozi Dank seiner Beziehung zur Stadt im Theater Unterhaltung bieten darf und daß deshalb das „Junge Theater“ der Landesbühne keine Unterstützung von der Stadt Wilhelmshaven erfährt, ist schon ganz schön unverschämt.
Den Veranstaltungsraum Theater kann grundsätzlich jeder mieten, z.B. Banken für ihre PS-Auslosungen.
Die Mad Company zahlt 1990 für die 8 Vorstellungen 5.600,- DM an das Stadttheater.
Es freut mich, daß Theda zumindest die Musik ganz fein fand. Aber wenn sie meint, dass da noch Heino reingepaßt hätte, dann irrt sie.
Wenn schon, dann Freddy, liebe Theda, Freddy Quinn. Gute Regietips sind also von ihr auch nicht zu erwarten.
In der Duke’s Mad Company haben sich 60 Personen, die Spaß am Theaterspielen haben, zusammengefunden. Für sie gibt es das Problem, was tun mit meiner Freizeit, nicht mehr. Der gruppendynamische Prozeß, von dem immer so viele gerne reden, findet bei uns während der monatelangen Proben statt und zeigt eindeutige Erfolge.
Der Reinerlös, das sei bitte auch nicht zu vergessen, geht an soziale und gemeinnützige Einrichtungen, die es wirklich bitter nötig haben.
Bisher konnte diese Laientheatergruppe 20.500,- DM an Spenden weitergeben. Mit dem Erlös aus „Johnny B. Goode“ werden es ca. 29.500,- DM sein.
Wir sollten uns alle freuen, daß es in unserer Stadt mit der Landesbühne, der Niederdeutschen Bühne, der Perspektive, der IGS-Theater AG, der Duke’s Mad Company u.a. ein reichhaltiges unterschiedliches kulturelles Angebot gibt. Wir sollten uns aber zu fein dazu sein, nur, weil uns jemand persönlich nicht gefällt, in diesem Falle ein Sozi, eine gute Sache derart rüde madig zu machen.
Für Anregungen, Tips, sachliche Kritik oder auch ganze Bühnenwerke sind wir immer dankbar.
Für alle, die „Johnny B. Goode“ noch nicht gesehen haben, gibt es wegen der großen Nachfrage am 06.10. und 14.10.90 noch weitere Vorstellungen.

Mit freundlichem Gruß
Arno Wagner

Sorry, the comment form is closed at this time.

go Top