Ein Leckerli aus Hamburg
Eurogate und HHLA wollen Netz von Terminals
(jm) Die Container-Terminals in Hamburg und Bremerhaven haben nicht nur krisenbedingte Umschlageinbrüche wegzustecken. Zusätzlich dazu graben ihnen Rotterdam und Antwerpen auch noch das Wasser ab. Inzwischen ist eine ruinöse Rabattschlacht im Gange, für die neben den Hafenbeschäftigten auch die Steuerzahler die Zeche zahlen sollen.
Doch das alles reicht nicht: Zur Zeit leiten die Reeder ihre Übersee-Container vermehrt über die Rheinmündungshäfen. Den für den Weitertransport nach Osteuropa bestimmten Anteil lassen sie dann mit Feederschiffen via Skagerrak zu den Ostseehäfen schippern. Dies soll momentan kostengünstiger sein, als die großen Container-Jumbos bis nach Hamburg zu schicken und die Ladung von dort via Nord-Ostsee-Kanal (NOK) weiter ins Baltikum zu verfrachten. Auf Grund gefallener Treibstoffpreise soll die Umfahrung Jütlands jetzt billiger kommen als die für die Durchfahrt durch den NOK anfallenden Gebühren.
Jetzt scheint es so, als ob man an der Küste zur Vernunft kommen und die Eigenbrötelei in der Hafenpolitik aufgeben will: Hamburg wird neue Kooperationen mit den anderen großen Häfen in Deutschland eingehen müssen. Nur so könne man im internationalen Wettbewerb bestehen. Dies kündigte Bürgermeister Ole von Beust (CDU) am Sonntag an. (Die Welt, 18.01.10)
Endlich – na endlich (!!) könnte man aufatmen – wird die leidige Bürgermeisterkonkurrenz ‚ad acta’ gelegt und in Angriff genommen, was die Umweltverbände seit Jahr und Tag fordern: Schluss mit der Verschwendung von Naturressourcen und Steuergeldern durch Gründung einer Deutschen Bucht AG zur küstenweiten Koordinierung der Transportlogistik. Doch zu früh gefreut, denn an den separaten Hafenausbauplänen und Flussvertiefungen wird festgehalten. Und weil den Küstenländern das Geld dafür fehlt, üben sie den Schulterschluss und fordern in einem gemeinsamen Brief an die Bundeskanzlerin Klarheit über konkrete Kredithilfen und Fördermöglichkeiten. Eine andere Entwicklung zeichnet sich bei den beiden größten deutschen Hafen-Logistikkonzernen ab: Die Bremer „Eurogate GmbH & Co. KGaA, KG“ und die „Hamburger Hafen und Logistik AG“ (HHLA) wollen in Deutschland gemeinsam ein Netz von Terminals für den Containerumschlag im Binnenland aufbauen. Ziel sei es, die Rahmenbedingungen für maritime Transport- und Logistikketten im Hinterland der deutschen Seehäfen nachhaltig zu verbessern, teilt die HHLA am 29.01.10 in einer Presseerklärung mit. Und: Wir bauen im Hinterland modernste Terminals, mit denen sich hohe Containermengen noch besser bündeln lassen! (Dr. Sebastian Jürgens, HHLA-Vorstand für die Segmente Intermodal und Logistik) Wir wollen die hohen Qualitätsstandards der deutschen Seehäfen auch auf die Hinterland-Terminals ausweiten.(Emanuel Schiffer, Vorsitzender der Eurogate-Gruppengeschäftsführung)
Die „Eurogate“ gehört je zur Hälfte der Hamburger „Eurokai KGaA“ und der vom Land Bremen dominierten „BLG Logistics Group AG & Co. KG“. Hamburg hält einen Aktienanteil von 63% an der HHLA, der Rest ist in Streubesitz.
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Ob der Aufbau von Hinterland Terminals sich auf die Güterverkehrszentren in den Seehäfen – z.B. auf den JadeWeserPort – auswirken könnte, wurde in dem Artikel allerdings nicht thematisiert. Immerhin hält Ole von Beust für die Wilhelmshavener Berufseuphoriker ein Leckerli zum Männchenmachen hoch: Wir brauchen aber enge Kooperationen mit Bremen und Wilhelmshaven. (Die Welt, 18.01.10)
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