Ausgebootet
Wie euphorisch waren die Ratsvertreter, als sie vor mehr als 2 Jahren beschlossen, eine Vermarktungsgesellschaft zu gründen, um zusammen mit dem Land Niedersachsen die unendlichen Industrieflächen im Stadtnorden zu vermarkten.
Böse Blicke und böse Worte gab es von allen Seiten, als Joachim Tjaden schon damals darauf hinwies, dass der Vertragsinhalt nicht einmal bekannt ist, das Land zuerst seine eigenen Flächen vermarkten wird, das Land dafür sorgen wird, dass es das alleinige Sagen haben wird und die Stadt das Nachsehen hat und erhebliche städtische Gelder aufgewendet werden ohne Aussicht auf Refinanzierung. Der Vertrag ließ dann zudem lange auf sich warten, soll aber jetzt doch geschlossen werden.
Plötzlich tönen vollkommen ungewohnte Worte aus dem Mund des OB und des Fraktionsvorsitzenden der SPD, Siegfried Neumann. Menzel möchte plötzlich eine eigene Vermarktungsstrategie entwickeln und die Vorgaben der Landesregierung nicht mehr kommentarlos ausführen. Neumann wettert gegen den JWP und bezweifelt öffentlich, dass 2007 Baubeginn sein wird. Er bezeichnet den JWP als Klapphafen, der für Wilhelmshaven nichts bringt. Alles Aussagen, für die Tjaden noch vor wenigen Monaten als Arbeitsplatzverhinderer beschimpft wurde.
Plötzliche Einsicht aufgrund eines Gutachtens, welches die Grundlage für eine regionale Zusammenarbeit sein soll? Ein Gutachten, in welchem zu lesen steht, dass der JWP nur eine sehr geringe Wertschöpfung haben wird. Ein Gutachten, welches aus den Reihen der JWP-Befürworter finanziert wurde.
Oder macht die Herren unruhig, dass die Landesregierung jegliche Einflussnahme der Stadt auf Flächenvermarktung und die Schaffung von Ausgleichsflächen für den Voslapper Groden ausgeschlossen hat? Oder ist es die Anweisung des Landes, dass die Stadt jegliche Planung des Nordgleises einstellen muss?
Ist es vielleicht der Umstand, dass die Stadtwerke Wilhelmshaven für lange Zeit auf 100 ha wertlosen Flächen auf dem Voslapper Groden sitzen bleibt und die ca. 8 Mio. Euro Kaufsumme, die das Land mit Freude eingesteckt hat, über Jahre abgestottert werden müssen?
Wer weiß schon, was in den Köpfen vorgeht.
Gut ist jedoch, dass sich die Argumente gegen den geplanten JWP jetzt auch in den Köpfen der Hauptbefürworter festgesetzt haben. Ob der OB, Siegried Neumann oder aber die gesamte SPD jetzt in die Bürgerinitiative „Bürger gegen den JadeWeserPort“ eintreten werden, bleibt abzuwarten. Wenn die plötzlichen Erkenntnisse jedoch weiter mit einer derartigen Geschwindigkeit die SPD-Köpfe erobern, wird das vielleicht nicht mehr lange dauern. (jt)
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