Küstenmuseum
Feb. 272002
 

Teure Wal-Halla

Jahnhalle wartet immer noch aufs Küstenmuseum

(iz). Seit Januar 2001 zahlt die WPG monatlich 40.000 DM Miete (bzw. jetzt gut 20.000 €) an den Investor, der die Jahnhalle vor der Expo 2000 gekauft und restauriert hat. Das ist nicht neu. Neu und damit interessant wäre zu wissen, wie sich die Besucherzahlen und damit die Einnahmen seit der Ausstellungseröffnung im April 2001 entwickelt haben.

Doch während die Stadt bzw. die Betreiber mit den Besucherzahlen im Marinemuseum oder auch im Wattenmeerhaus gern hausieren gehen, herrscht über den Betrieb der Jahnhalle Stillschweigen. So kann man bislang nur überschlagen, welche Ausgaben durch den geplanten Umzug des Küstenmuseums aufgelaufen sind, dessen Inventar laut aktuellen Verlautbarungen nun erst ab 2004 (und dann erst teilweise) wieder der Öffentlichkeit präsentiert wird.
jahnhalleDa wäre zunächst die Miete für die Jahnhalle. Seit Anfang 2001 sind das 560.000 DM (da es bislang aufgelaufene Kosten sind, bleiben wir noch bei der alten Währung). Hinzu kommt die Miete für die ehemaligen Räumlichkeiten im Keller des Cityhauses, die aus unerfindlichen Gründen noch nicht gekündigt wurden, von 25.000 DM monatlich – seit der Schließung am 1.1.99 macht das 950.000 DM.
Hinzu kommen die Kosten für Planung und Konzeption. Der ehemalige städtische Museumsdirektor (Besoldungsstufe A14) erhielt über 3 Jahre je 150.000 DM. Dann wurden seine Pläne in der Schublade und er in den vorzeitigen Ruhestand versenkt, was sich die Stadt noch mal 3 Jahre volles Gehalt kosten ließ. Später wurde eine Firma mit einer neuen Konzeption beauftragt und erhielt dafür ca. 1 Million DM. Diese Planung scheint auch nicht mehr relevant zu sein, da die jetzt eingestellte Projektmanagerin wiederum mit der Konzeption einer Dauerausstellung beauftragt wurde.
Ein weiterer Faktor sind Umzugskosten. Zum einen wurde das Stadtarchiv in die ehemaligen DAK-Räume im Cityhaus verlagert – Umzugskosten geschätzt einmalig 100.000 DM, Jahresmiete für die Räumlichkeiten ebenfalls 100.000 DM. Umziehen musste auch der Pottwal vom Südstrand, damit auch ohne Küstenmuseum eine Hauptattraktion in der Jahnhalle ist. Kosten der Präsentation (auf 3 Jahre) 1,4 Mio DM.
Änderungen gab es hinsichtlich der Personalkosten für das Stadtarchiv, die sich an Hand der Besoldungsstufen abschätzen lassen. Der ehemalige Archivar für 50.000 jährlich wurde durch eine Archivarin für 120.000 DM jährlich ersetzt. Der entfallene Buchbinder spart 60.000 DM jährlich, dafür arbeiten jetzt zwei zusätzliche Angestellte für zusammen 100.000 DM jährlich im Archiv.
Einige dieser Kosten beziehen sich auf den Zeitraum seit der Schließung bis heute, andere sind schon davor entstanden oder fallen auch weiterhin an. Im Durchschnitt sind es umgerechnet knapp 1,4 Mio DM jährlich, die durch den noch nicht vollzogenen Umzug auflaufen.
Dabei fehlen noch Folgekosten für die Wiederbelebung der Exponate. Diese wurden von nicht qualifiziertem Personal unfachmännisch in Kisten verpackt (was dem Personal nicht anzulasten ist, da sie keine ausgebildeten Archivare sind) und gammeln seitdem im maroden Keller des Cityhauses vor sich hin.

Kommentar:Es geht hier nicht ums Jammern, wie viel Geld die Stadt mal wieder in den Sand gesetzt hat. So sind die Kosten für den Wal ja nicht verloren, sondern Teil der betriebswirtschaftlichen Rechnung für ein potenziell hochkarätiges Museum. Und wenn Arbeitsplätze geschaffen werden, ist das Geld auch gut eingesetzt. Es wäre nur wünschenswert gewesen, statt diverser befristeter bzw. ABM-Stellen die Mitarbeiter dauerhaft zu beschäftigen, so dass sie mangelnde Qualifikation über die Jahre durch Erfahrung wettmachen und Kontinuität in das Projekt bringen. Es nützt auch nichts, die wirklich verlorenen Kosten jetzt noch zu betrauern. Um so wichtiger ist es, sich mit der Einnahmeseite der Bilanz zu beschäftigen, was auch heißt, die bisherigen Besucherzahlen auf den Tisch zu legen – auch und gerade, wenn sie mit der Interimsausstellung noch nicht so bombastisch sind, wie zu wünschen bzw. anzustreben wäre. Um so größer wäre der Aufschrei in der Öffentlichkeit, wenn erst nach Jahren die bis dahin angefallene Unterdeckung verlautbar würde. Und neben der inhaltlichen Qualität ist auch die Wirtschaftlichkeit eines Museums eine starke Triebfeder für alle beteiligten Kräfte, jetzt zügig, aber überlegt das Ziel „Küstenmuseum in der Jahnhalle“ anzusteuern.

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