Keine Knete mehr – Leider
Jul 011997
 

Arbeitsloseninitiative beklagt Schließung der Arbeitslosenberatungsstelle der Diakonie

(hw) Das Loch im sogenannten sozialen Netz in Wilhelmshaven ist noch ein wenig größer geworden. Ab dem 30. November werden Arbeitslose und Sozialhilfeempfänger vergeblich beim Diakonischen Werk in der Weserstraße um Rat nachfragen. Die Arbeitsloseninitiative (Ali) äußert sich verärgert über den Beschluß der Diakonie, die Arbeitslosenberatung einzustellen.

So beklagt die Arbeitsloseninitiative Wilhelmshaven/Friesland in einer Pressemitteilung bitter den drohenden Verlust dieser Einrichtung, die für viele der über 7.000 SozialhilfeenpfängerInnen dieser Stadt zu einer wichtigen Anlaufstelle geworden ist. Finanzielle Schwierigkeiten seien hausgemacht, denn die Landesregierung bezuschusse die Stelle und eine Mitfinanzierung bei der Landeskirche sei nicht beantragt worden. Die Arbeitslosenberatung sei schlichtweg nicht mehr gewollt.

Kaum zu glauben, dachte der Gegenwind und wollte Näheres wissen, zumal in der örtlichen Presse keine Gegendarstellung zu finden war. Der stellvertretende Geschäftsführer der Diakonie, Herr Pelzer, teilte uns auf Anfrage mit, daß die Deckung dieses Bereichs aus Mitteln von Land und Oberkirchenrat nicht mehr gewährleistet sei und das Diakonische Werk keine Eigenmittel hätte, um diese Deckungslücke zu schließen. Anderweitige kircheninterne Mittel stünden nicht zur Verfügung, da Kirchengemeinde und Kreis vor einem Finanzloch stünden. Man dürfe sich aus Verantwortung für die übrigen Mitarbeiter nicht in vermeidbare Verschuldung begeben. Die Diakonie stehe zu ihren Beratungsstellen und würde nicht grundlos die Arbeit für ihre Klienten aufgeben. Zum Vorwurf, Mittel bei der Landeskirche seien gar nicht erst beantragt worden, konnten wir allerdings keine Stellungnahme bekommen.

In der Tat steht es um die Finanzen der Landeskirche schlecht. Kirchenaustritte (1995 allein 5.000) und ein rückläufiges Lohnsteueraufkommen, an dem sich das Kirchensteueraufkommen orientiert, führten zu enormen Mindereinnahmen. Nicht einmal 10% der 500.000 Mitglieder der Landeskirche zahlen überhaupt Kirchensteuer. 270.000 DM müssen die Wilhelmshavener Gemeinden im nächsten Jahr einsparen. Nicht nur die Arbeit der Evangelischen Familienbildungsstätte in der Kantstraße ist gefährdet, die Stelle des Kreisjugenddiakons wurde gestrichen und das Mitteilungsblatt „Kontakte“ stellt seine Arbeit ein. Selbst die Sozialstation – im heftigem Wettbewerb mit privaten Pflegediensten steht zur Diskussion. Wahrscheinlich ist das nur der Anfang des Streichorchesters, denn für 1998 sind weitere 300.000 bis 450.000 DM Kürzungen der Landessynode zu erwarten.

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