Jugend fördern
Dez 152009
 

Es tut sich was

Soziales Förderprogramm soll Jugendliche stärken

(iz) In der Oktobersitzung des Stadtteilbeirats für die westliche Südstadt wurden drei Projekte präsentiert, die Jugendliche auf ihrem steinigen Weg in die Zukunft stärken sollen. Das Geld für die von Bund und EU geförderten Projekte ist ein Tropfen auf den heißen Stein, aber auf jeden Fall gut angelegt.

Das Modellprogramm “Stärken vor Ort” des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend wird mit Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) gefördert. Wilhelmshaven erhielt den Zuschlag für die Förderphase 2009 bis 2011. So können auch nach Abschluss des Programms “Lokales Kapital für soziale Zwecke” (LOS) Mikroprojekte (bis 10.000 Euro) im sozialen Bereich durchgeführt werden. In jedem Förderjahr stehen dafür 100.000 Euro zur Verfügung. Das Programm hat zum Ziel, am Arbeitsmarkt benachteiligte junge Menschen und Frauen besser für Jobs vorzubereiten, zu qualifizieren und dabei zu unterstützen, eine bezahlte Arbeit zu finden. Antragsteller können Einzelpersonen, Initiativen, Vereine, Bildungs- und Maßnahmenträger, Kirchengemeinden, örtliche Unternehmer etc. sein. Im Vergabeausschuss sind Anwohnervertreter, das Jugendamt, die Gleichstellungsbeauftragte, die Migrationsberatung, das Job-Center, die EWS (Entwicklungsgesellschaft Wilhelmshaven-Südstadt mbH) und die GAQ (Gesellschaft für Arbeitsvermittlung und Qualifizierungsförderung e.V.) vertreten.

Das eigene Potenzial erkennen
Hartmut Siefken vom Verein Beratung, Kommunikation & Arbeit (Beka) stellte das “Potenzial-Assessment” („Beurteilung“) vor. Das Angebot richtet sich an junge Erwachsene, die eine berufliche Orientierung suchen. In dem Kurs werden zunächst anhand von Arbeitsaufträgen, die im Team bearbeitet werden, die Fähigkeiten der jungen Leute ermittelt (Potenzialanalyse) in den Bereichen Mathe / Logik, Sprache, Sozialverhalten und manuelles Geschick. Im Anschluss erfolgt eine Empfehlung für geeignete Berufe, aber auch die Feststellung, welche Berufe gar nicht in Frage kommen – in Abstimmung mit den Teilnehmer/innen. Bei der Auswertung werden die Eltern mit einbezogen. Im Anschluss hospitieren die TN jeweils eine Woche in einer gemeinnützigen Einrichtung. Abschließend gibt es ein Bewerbungstraining und Unterstützung bei Kontakten zu Betrieben oder Weiterbildungseinrichtungen.

Das Angebot an den Hauptschulen Bremer Straße und Franziskusschule (in Zusammenarbeit mit der GAQ) wurde laut Siefken gut angenommen. Es wäre empfehlenswert, das Assessment zum Standardangebot für alle Hauptschulen zu machen. Eine Evaluierung, wie sich die Teilnahme später in Ausbildung und Beruf niederschlägt, gibt es bislang nicht, wird aber für sinnvoll erachtet.

Natur macht stark
Speziell an Mädchen ab 14 und deren Mütter richtet sich das Angebot der Naturerlebnispädagogin Conny Perschmann “Natürlich Mädchen”. “Jeder Mensch sollte mindestens 2 Stunden pro Woche in der Natur verbringen”, so Perschmann. Anhand von Naturstandorten in der Südstadt werden die Schülerinnen an die Natur herangeführt. An diesem Punkt wurde deutlich, dass es gilt, solche Standorte zu bewahren, die für die psychische Entwicklung von Kindern bedeutsam sind – und dass es unterschiedliche Auffassungen dazu gibt, was “Natur” ist. So beklagte Ursula Aljets, der Garten der (momentan leerstehenden) Schule Oldeoogestraße sei “verwildert”. Auch der Bürgerverein hatte sich unlängst über “vergrünte Grünflächen” beschwert. Und die Baumscheiben direkt vor der Schule Rheinstraße hatten sich über Sommer zu Wildstaudenbeeten entwickelt: ein wunderbarer Standort für den Biologieunterricht direkt vor der Schultür – wenn nicht der Hausmeister in einer Hauruck-Aktion mit Schulkindern das ganze “Unkraut” beseitigt hätte. Solche Aktionen, in der “WZ” mit Foto gelobt, vermitteln den Kindern genau das Gegenteil von dem, was Menschen wie Conny Perschmann in mühevoller Arbeit aufbauen wollen. So erzählte Perschmann begeistert von einem Mädchen, die als Junior-Rangerin Strandführungen macht – “da ist das Ende von ab”. Vielleicht führt ja ihr aus öffentlichen Mitteln gefördertes Projekt zu einem Umdenken, und echte Natur in der Stadt wird wieder salonfähig.

Projekte vernetzen
Tina Breitzke schließlich versuchte ihren Schützlingen – 8 Schüler/innen der 10. Klasse der Hauptschule Bremer Straße – ganz grundlegende Dinge zu vermitteln. Zum Beispiel, dass und wie man zu Hause Unterlagen aufbewahrt, die man später für Bewerbungen, Ausbildung, Beruf benötigt, wie Zeugnisse und Praktikumsbescheinigungen. Oder “wir lernen, ganze Sätze zu sprechen”. Pünktlich sein als Herausforderung zu begreifen. So erschütternd es ist zu erfahren, an welchen grundlegenden Fertigkeiten es Kindern und Jugendlichen aus problematischen Elternhäusern fehlt, so beruhigend ist es zu wissen, dass sie über das Programm “Stärken vor Ort” eine zweite und dritte Chance erhalten. Conny Perschmann zeigte sich erfreut, über die Beiratssitzung auch Kontakt zu anderen Projektträgern bekommen zu haben. Sie sprach sich dafür aus, die verschiedenen Teilprojekte stärker miteinander zu vernetzen, um Synergien nutzen zu können.

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