JadeWeserPort
Okt 082003
 

Alles klar?

Die Verlautbarungen der Planer und Politiker bejahen diese Frage eindeutig. Alles steht – es müssen jetzt nur noch die lästigen Genehmigungsverfahren durchgezogen werden und der Bau kann beginnen. Nachdem sich bisher in erster Linie die ortsansässige Bürgerinitiative sachlich und fachlich versiert mit der Problematik auseinandergesetzt hat, meldet sich jetzt eine der größten Umweltorganisationen zu Wort: der World Wide Fund for Nature (WWF).
Im Folgenden drucken wir einen Artikel aus der WWF-Zeitschrift „Wattenmeer international“ ab, der über die Studie des WWF zum JadeWeserPort Auskunft gibt. (hk)

WWF-Studie zu Umweltauswirkungen des JadeWeserPort 

Eine aktuelle Studie des WWF kommt zu dem Ergebnis, dass der in Wilhelmshaven geplante JadeWeserPort weit drastischere Folgen für die Umwelt hätte als bislang angenommen: Besonders die Eingriffe in die Tideströmung der Jade haben weitreichende Auswirkungen. Die Trübung des Wassers wird stark zunehmen und die Lebensbedingungen für Wassertiere deutlich verschlechtern. Außerdem kann die vermehrte Ablagerung von Schlick in strömungsberuhigten Bereichen zu einer Verlandungstendenz im Jadebusen beitragen. Auch im Vergleich zum möglichen Alternativstandort Cuxhaven wären die Umweltauswirkungen in Wilhelmshaven gravierender. Vor dem Bau weiterer Häfen müssen die vorhandenen Kapazitäten voll ausgeschöpft werden. Der WWF fordert daher ein naturverträgliches Hafenkonzept für die deutsche Nordseeküste.
Schwerpunkt der Studie sind die bisher wenig beachteten schwerwiegenden Eingriffe in das Tideregime der Jade und die damit verbundenen morphologischen und ökolo­gischen Auswirkungen. Dabei setzt sich die Studie auch kritisch mit den methodischen Ansätzen der wasserbaulichen Systemana­lyse der Bundesanstalt für Wasserbau (BAW) auseinander.
Die Veränderungen der Strömungsgeschwindigkeiten und Wasserstände in der Jade werden weitreichende Auswirkungen auf die Dynamik des Abtrags und der Ablagerung der Feststoffe in der Jade haben. Wo eine Beschleunigung der Strömung zu erwarten ist, wird es vermehrt zu Materialabtrag kommen. In Gebieten mit Strömungsberuhigung hingegen wird vermehrt Material abgelagert. Im Jadebusen wird dies voraussichtlich zu einer weiteren Erhöhung der höher gelegenen Wattbereiche durch verstärkte Sedimentation bei gleichzeitiger Vertiefung der Priele und Rinnen führen. Beide Effekte verstärken sich, sodass langfristig mit einer zunehmen­den Tendenz zur Verlandung des Jadebusens gerechnet werden muss. Hierdurch sind z.B. die letzten großen Seegraswiesen des niedersächsischen Wattenmeeres, die im Jadebusen zu finden sind, bedroht.
Die veränderten Hoch- und Niedrigwasserstände durch den Bau des JadeWeserPorts werden außerdem zu einem Verlust von wertvollen Flachwasserbereichen und Wattflächen im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer führen.
Ebenso ist zu erwarten, dass durch den JadeWeserPort die Trübung des Wassers in der
Jade zunehmen wird. Dies hat tief greifende Auswirkungen auf die Lebewesen im freien Wasser und am Gewässergrund. Durch die geringere Eindringtiefe des Lichtes wird die Produktion von pflanzlichem Plankton zurückgehen. Dies führt einerseits zu niedrigeren Sauerstoffgehalten und vermindert andererseits das Nahrungsangebot für die gesamte Nahrungskette von tierischem Plankton über kleine Krebse und Fische bis hin zu den End­gliedern der Nahrungskette im Wattenmeer, den Vögeln und Seehunden.
Wertvolle und seltene Biotope wie Sandkorallenriffe und Miesmuschelbänke werden durch Überschlickung und Sauerstoffstress in Mitleidenschaft gezogen oder örtlich sogar vernichtet.
Zum Vergleich werden in der vorliegenden Studie auch die Umweltauswirkungen eines Tiefwasserhafens am Standort Cuxhaven an der Elbmündung in die Untersuchungen einbezogen. Dies geschieht hauptsächlich unter dem Gesichtspunkt der Alternativenprüfung. Es zeigt sich, dass auch dort der Bau eines Tiefwasserhafens erhebliche Umweltauswirkungen nach sich ziehen würde. Dennoch wären diese in nahezu allen untersuchten Bereichen vergleichsweise geringer als in Wilhelmshaven. Dies ist vor allem darauf zurückzuführen, dass der Eingriff in das Tidegeschehen an der Jade wesentlich gravierender wäre als an der Elbe. Zudem würden an Land in Cuxhaven weniger wertvolle Flächen beansprucht.
Als Fazit der vorliegenden Studie muss die Genehmigungsfähigkeit des JadeWeserPorts aufgrund der weitreichenden und langfristig wirkenden Umweltauswirkungen in Frage gestellt werden. Die Ergebnisse der derzeit laufenden Umweltverträglichkeitsuntersuchung werden vor diesem Hintergrund sehr genau zu prüfen sein. Auch durch eine wasserbauliche Optimierung der Kaje, wie sie die Bundesanstalt für Wasserbau derzeit vornimmt, werden sich die beschriebenen Umweltauswirkungen nicht entscheidend mindern lassen.
Der WWF fordert seit langem ein übergreifendes Hafenkonzept für die deutsche Nordseeküste. Die derzeitige Konkurrenz der Hafenstandorte geht durch überflüssige Doppelplanungen zu Lasten der Natur und des Küstenschutzes und muss durch eine echte Kooperation der Häfen ersetzt werden. Sollten alle derzeit geplanten Hafenbau- und Flussvertiefungsprojekte umgesetzt werden, ist zu befürchten, dass die empfindlichen Ökosysteme endgültig aus dem Gleichgewicht geraten. Auch die Hochwassergefahr bei Sturmflut würde weiter steigen. Bei einer Zusammenarbeit der Hafenstädte könnte dagegen ein Tiefwasserhafen möglicherweise die Vertiefung der Außenweser und der Unterelbe überflüssig machen. Dies würde die Umwelt entlasten und dem Bund erhebliche Kosten sparen. Bundesumweltminister Trittin hat sich bereits mehrfach öffentlich für eine Hafenkooperation und gegen weitere Flussvertiefungen ausgesprochen.

Uwe Johannsen, WWF

Die Umweltauswirkungen des JadeWeserPorts (WWF-Studie): Studie JadeWeserPort

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