Ein Grund zum Feiern wird sich wohl finden lassen
(hk) Wilhelmshaven hat viele Väter. Und so sind wir hier in der Lage, beinahe in jedem Jahr irgendeinen runden Geburtstag zu feiern. Und in diesem Jahr heißt es 150 Jahre Jadevertrag.
Am 20. Juli 1853 wurde mit dem Jadevertrag die Grundlage für die Stadt Wilhelmshaven gelegt. Wer da was unterzeichnete, dürfte inzwischen zumindest in Wilhelmshaven allgemein bekannt sein: Der Jadevertrag räumte Preußen das Recht ein, auf dem westlichen Teil der Jade beim Heppenser Fährhuck einen Hafen anzulegen und ein Marineetablissement zu errichten. Für dieses aus den Kirchspielen Heppens und Neuende herausgelöste Gebiet und das Territorium am östlichen Ufer des Jadebusen bei Eckwarderhörn mit einer Größe von ca. 3,3 km2 erhielt Oldenburg 500.000 Taler Entschädigung.
Die Veranstaltungen zum Jubiläum können im Internet unter www.jadevertrag.de abgerufen werden.
Zwei Veranstaltungen fallen dabei besonders ins Auge: Die Ausstellung „Aufstand des Gewissens“ und der Große Zapfenstreich.
Mit dieser 1984 entstandenen und 1998 überarbeiteten Ausstellung versuchen die deutschen Militärs ein Bild des guten deutschen Wehrmachtsangehörigen zu zeichnen. Zum Beispiel die Männer um Stauffenberg. Die Attentäter hatten jahrelang ein mörderisches System mitgetragen. Was sie an den Nazis am meisten störte, war, dass der Krieg nicht das erwünschte Ergebnis brachte. Die Putschoffiziere und ihre bürgerlichen Verbündeten stammten zum Großteil aus demokratiefeindlichen und völkisch-autoritären Parteien und Verbänden. Der als Regierungschef vorgesehene Carl Goerdeler war vor 1933 Funktionsträger der antisemitischen Deutschnationalen Volkspartei (DNVP), die an der Machtübertragung an Hitler maßgeblich beteiligt war. Das Regierungsprogramm der Attentäter sah nicht einmal einen sofortigen Waffenstillstand vor. Nach wie vor sollte das Deutsche Reich ‚verteidigt’ werden.
Dieser Widerstand von rechts oben wird in der BRD zur Traditionsbildung benutzt und soll der Bundeswehr die Möglichkeit geben, sich auf ‚ehrenhafte’ Teile der Wehrmacht zu berufen. Die vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt erstellte Ausstellung passt gut in die Zeit – geht es doch heute in Deutschland wieder darum, als Weltmacht ohne Makel dazustehen. Die Ausstellung findet vom 24. April bis zum 15. Juni im Foyer des Stadttheaters statt. Wir werden in unserer nächsten Ausgabe noch ausführlich über die Ausstellung und deren Hintergründe berichten.
Zum 50. Jahrestag der Wiedergründung des Deutschen Marinebundes und gleichzeitig zum 155. Geburtstag der Deutschen Marine findet auf dem Rathausplatz ein großer Zapfenstreich statt.
Der Große Zapfenstreich wird von einem Spielmannszug und einem Musikkorps gemeinsam ausgeführt, die von zwei Zügen unter Gewehr und von Fackelträgern begleitet werden. Führer des Großen Zapfenstreiches ist ein Truppenoffizier, der mindestens im Range eines Stabsoffiziers steht und die für den Großen Zapfenstreich angeordneten Kommandos gibt. Die musikalische Leitung obliegt dem Chef des Musikkorps.
Der Große Zapfenstreich marschiert unter den Klängen des „Yorckschen Marsches“ auf. Nach dem Einnehmen und Ausrichten der Formation folgt die Meldung an die zu ehrende Persönlichkeit.
Daran schließt sich eine Serenade an, die üblicherweise aus drei Musikstücken besteht.
Anschließend lässt der Führer des Großen Zapfenstreiches die Formation stillstehen. Es folgt der Große Zapfenstreich: Locken zum Zapfenstreich, Zapfenstreichmarsch, Retraite, Zeichen zum Gebet, Gebet, Abschlagen nach dem Gebet, Ruf nach dem Gebet, Nationalhymne.
Beim anschließenden Gebet wird der Helm auf Kommando abgenommen.
Nach der Nationalhymne erfolgt die Abmeldung des Großen Zapfenstreiches, der dann unter den Klängen des „Zapfenstreichmarsches“ ausmarschiert. (aus: Der Große Zapfenstreich, herausgegeben vom Bundesverteidigungsministerium)
Schon beim Lesen dieser Beschreibung laufen einem kalte Schauer über den Rücken. Doch auch das ist in Deutschland wieder ‚in’ – öffentliche Gelöbnisse und Zapfenstreiche gehören heute zum Standardprogramm der Werbestrategen des Bundesverteidigungsministeriums. Und so ein festlicher militärischer Akt mit Gebet und Nationalhymne ist genau das, was Deutschland braucht: ein starkes Nationalbewusstsein – wir sind wieder wer!
Und im Rathaus wird dann wohl geglast werden (Siehe Artikel „Im Gleichschritt“).
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