Jadekost
Mrz 071994
 

Bedingungslos

Landesbürgschaft für Jadekost – Gewerkschaft zeigt Jadekost an

(hk) Eine 35 Millionen-Landesbürgschaft soll dem Eigner von Nordfrost und Jadekost, Horst Bartels, aus seinen Schwierigkeiten helfen. Der Beschluß des Kabinetts Schröder steht und wurde während der Kabinettssitzung auf der Burg Kniphausen bekanntgegeben.

Die Gewährung dieser Landesbürgschaft ist nach unseren Informationen an keine besonderen Bedingungen gebunden. Das Land bürgt mit unseren Steuergeldern und Horst Bartels kann weiterbauen. Dabei wäre diese Bürgschaft die Gelegenheit -gewesen, dem Herrn Bartels ein wenig auf die Finger zu klopfen, denn in Bartels Betrieben geht es zu wie in frühkapitalistischen Manufakturen.

Offiziell heißt es, daß bei JadeKost 42,5 Stunden pro Woche gearbeitet werden. Doch eine solche Woche bei Bartels kann auch schon mal 72 Stunden haben. Die Gewerkschaft Nahrung, Genuß und Gaststätten (NGG) hat jetzt eine Anzeige gegen Bartels bei der Gewerbeaufsicht erstattet. Der NGG liegen Belege vor, daß bei JadeKost der 12· Stunden-Arbeitstag wieder eingeführt wurde. JadeKost arbeitet in zwei Schichten rund um die Uhr – pro Schicht 12 Stunden und das an 6 Tagen in der Woche.

Das Lohnniveau ist so niedrig, daß keine Familie von diesem Lohn existieren könnte, es hat mehr den Charakter des sogenannten „zweiten Arbeitsmarktes“. Wer bei Bartels arbeitet, hat mit Sicherheit Anrecht auf Wohngeld. So läßt diese Firma einen Teil der Löhne eben über das Sozialamt abrechnen. Gewerkschaftliche Aktivitäten sind dem Herrn Bartels ein Dorn im Auge, sollte jemand versuchen einen Betriebsrat zu installieren, dürften dessen Tage im Betrieb gezählt sein.

Sozialdemokratische Politik im Interesse der Arbeitnehmer wäre es gewesen, wenn die niedersächsische Landesregierung die Gewährung der Bürgschaft davon abhängig gemacht hätte, daß bei JadeKost das 20. Jahrhundert Einlaß findet. Der Betriebsrat eines ähnlichen Betriebes, gerade 30 Kilometer Luftlinie von JadeKost entfernt, schimpfte gegenüber dem GEGENWIND: „Die Betriebe, die zu vernünftigen Bedingungen arbeiten, werden doch bestraft. Und der Bartels wird für seine Arbeitsbedingungen auch noch von der Landesregierung belohnt.“

Ob der Bürgschaftsbeschluß des Schröder-Kabinetts allerdings viel länger als bis zur Landtagswahl Bestand haben wird, ist zumindest mit einigen Fragezeichen zu versehen, denn die Gewährung dieser Bürgschaft für Bartels steht auf tönernen Füßen. Nach der Landtagswahl muß der (jetzige) Haushaltsausschuß den Kabinettbeschluß noch absegnen. Und hier gibt es starke Bedenken. Finanzminister Swieter stimmte bereits im Kabinett dagegen. Immer deutlicher zeichnet sich auch ab, daß die 35 Millionen-Bürgschaft nur die erste Rate der von Bartels benötigten Summe darstellt. In informierten Kreisen kursiert die Zahl 100 Millionen, und die Zahl der mitbestimmenden Leute die „Keine Mark für Bartels“ sagen, ist eher im Ansteigen begriffen. So ist der Konkurs des Ansiedlungswunders Bartels wahrscheinlicher, als eine Rettung des Betriebes durch Landesbürgschaften.

„Dabei wurde hier doch nur die uns alle schon lange brennend interessierende Frage beantwortet, wo Bartels den Most holt: Im Mittelalter natürlich.“
Zitat aus „Klüngel, Filz & Korruption“ von Günter Handlögten und Henning Venske, den „Dreckiger Sumpf“-Autoren.

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