Interna
Sep 141992
 

Gewissensnot?

(hk) Unter dieser Überschrift verteilt „eine Zeitung für die Mitarbeiter der ICI“ böse Schelte an Mitarbeiter, die, statt an einem Preisausschreiben der inneren Führung teilzunehmen, die Öffentlichkeit über Mißstände informieren. Wir meinen, daß der Text, dieses von Ex-SPD-Chef Klaus Vogel (heute Psychopharmaka für die Mitarbeiter der ICI) verfaßten Artikels, weit über die Grenzen der Mitarbeiter des ICI-Werks bekannt werden sollte:

„Ozonkiller ICI“ hieß es in eineraufreißerischen Headline in einem Blättchen für Arbeit, Frieden und Umweltschutz. Grundlage des Berichts waren Protokolle aus unserem Werk Wilhelmshaven, in dem FCKW-Verluste festgehalten wurden. Protokolle, die von uns freiwillig erstellt werden, um Verluste zu erkennen und dementsprechend reagieren zu können.
An dieser Stelle möchte ich nicht auf die Problematik von FCKW’s eingehen, das wird in dieser MOIN-Ausgabe getan. Vielmehr möchte ich meine Meinung zur Weitergabe von Betriebsinterna darlegen.
Es gibt den Tatbestand der Gewissensnot, der den Handelnden, wenn es tatsächlich so ist, ehrt, nimmt er doch das Risiko des Arbeitsplatzverlustes auf sich. Aber war es denn in diesem Falle so?
Seit ca. 2 Jahren läuft nun der Qualitätsprozeß, in dem u.a. aufgefordert wird, daß jeder, der einen vermeintlichen Schwachpunkt und Mangel feststellt, diesen als Q-Verbesserungsvorschlag einreichen kann. Ja, es winkt sogar dafür am Jahresende der Gewinn einer Reise. Es ist also Offenheit und Mitarbeit gefordert.
Wer diese Vorgaben hat, handelt nicht aus Gewissensnot, sondern er handelt wie ein kleiner Dieb, der aus Geltungssucht oder aus welchen Gründen auch immer uns allen schadet, ja sogar unsere Arbeitsplätze gefährdet. Er kann mit unserer Sympathie für sein Handeln nicht rechnen.

Klaus Vogel

Ganz unkommentiert kann dieser, eigentlich für sich selbst sprechende Artikel doch nicht bleiben:

Die uns zugespielten Unterlagen bewiesen, daß über mehrere Jahre das Wilhelmshavener ICI-Werk eine gehörige Menge des Ozonkillers FCKW an die Umwelt abgab. Die Protokolle standen der Geschäftsleitung zur Verfügung – sie wurde informiert. Doch dort rührte sich über die ganzen Jahre keine Hand, nicht einmal ein Finger, um die Missstände abzustellen. Der Schritt, die Öffentlichkeit darüber zu informieren, war die einzig mögliche Konsequenz, um die ICI zum Handeln zu bewegen.

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