Ganz neue Töne
Erörterungstermin Produktionserhöhung ICI
(hk) Während gerade die ersten Informationen über den ICI-Störfall in der Presse erschienen, setzten sich die Umweltschützer aus der Region mit dem Umweltvergifter ICI an einen Tisch und beraten unter der Direktion der Bezirksregierung über die von der ICI beantragte Produktionserhöhung.
Unter solchen Vorzeichen mußte es dann auch ein Erörterungstermin werden, wie ihn die Region noch nicht erlebt hat. Der Beginn war im Grunde wie gehabt: Die Vorstellung des Antrages durch die ICI wurde von Peter Willers (Aktionskonferenz Nordsee AKN) mit dem Zwischenruf „Wir wollen doch euer Zeug nicht kaufen“ auf den Boden der Realität zurückgeholt.
Als es dann in Sachen „Umweltschutz contra Chlorchemie“ ging, war schnell klar, daß die Umweltschützer nicht nur die besseren Argumente sondern auch die bessere wissenschaftliche Unterstützung hatten: Andreas Ahrens, Chemiker beim Institut für Ökologie und Politik (Ökopol). Er trieb die Auseinandersetzung um die Schadstoffe so weit, daß die Herren der ICI sich letztendlich genötigt sahen, bestimmte Zusatzstoffe, die von der ICI bisher als Betriebsgeheimnis gehütet wurden, preiszugeben.
Der Erörterungstermin gipfelte in einen zusammenfassenden Antrag der Einwender, in dem noch einmal die Knackpunkte der Produktionserhöhung zusammengefaßt wurden. Dabei ging es um die Senkung des Schadstoffausstoßes bis auf das heute technisch realisierbare Minimum. „Da eine übermäßige Belastung des Menschen in der Bundesrepublik mit krebserzeugenden Stoffen als gegeben angenommen werden muß, ist jede zusätzliche Belastung zu vermeiden.“ Dieser Satz aus dem Antrag der Einwender kann als Überschrift über das Verfahren stehen.
Stark kritisiert wurde auch, daß für die ICI-Anlage keine Brandfallanalyse existiert, obwohl weder die ICI noch die Feuerwehr einen solchen Brandfall ausschließen konnten.
Abschließend bleibt allerdings zu fragen, ob es wirklich sinnvoll ist, sich mit den Herren der ICI über jedes Millionstel-Gramm auseinanderzusetzen, wo es doch heute aktuell darum geht, den Ausstieg aus der Chlorchemie zu realisieren und nicht darum, die Anlagen der ICI auf den technischen neuesten Stand zu bringen. Denn: Eine absolute Sicherheit, wie sie angesichts des Gefahrenpotentials nötig wäre, kann es nicht geben
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