Hotelismus 2. Teil
Jan 282004
 

Die Planungen nehmen Gestalt an

(jt/hk) In Wilhelmshaven werden momentan zwei Hotels für gehobene Ansprüche geplant. Eines soll, wenn es nach dem Willen der Ratsmehrheit geht, an der Wiesbadenbrücke entstehen, ein weiteres am Südstrand.
Glaubt man den Begründungen, hat Wilhelmshaven einen Mangel an Hotels der gehobenen Klasse mit Tagungsräumen, Schwimmbad und Wellnessbereich.

JadePortHotelSchon vor Jahren wurde von dem Tourismusexperten der Wilhelmshavener Fachhochschule, Professor Dr. Hartmut Luft, eine Studie zum Thema erarbeitet. Diese sollte den Hoteliers Aufschluss über die Veränderungen im Übernachtungsverhalten von Gästen geben. Der Trend geht, so Luft, zu kürzeren Verweilzeiten und mehr Service.
Spricht man nun Jahre nach der Fertigstellung der Studie mit den Hotelbesitzern in Wilhelmshaven, können diese das jedoch nicht bestätigen. Nach ihrer Aussage trifft lediglich die kürzere Verweilzeit zu. Dies ist jedoch darauf zurückzuführen, dass die Gäste auf Grund mangelnder finanzieller Mittel ihren Urlaub kürzer fassen müssen.
Auch die Aussagen zu den dringend erforderlichen zusätzlichen Kapazitäten können sie nicht nachvollziehen. Auslastungen von 35 – 45 % sind in Wilhelmshaven der Normalfall. Schon diese Quote ist so gering, dass sich der Hotelbetrieb nicht wirklich rechnet. Auch diese Hotels haben zum Teil die angeblich fehlenden Annehmlichkeiten. Ihre Tagungsräume sind nur selten ausgelastet. Auch die Notwendigkeit von Wellnessbereichen wird von ihren Gästen nicht bestätigt.
Auch die Luftaussage, dass die Gäste der Zukunft andere sein werden als noch vor einigen Jahren, sehen sie nicht. Der angeblich so aufstrebende Markt des Städtetourismus wird auch nicht festgestellt.JadePortHotel 2
Selbst die Monteure, welche vor Jahren noch gute Umsätze in der Restauration bescherten, haben weniger Geld zur Verfügung. Immer häufiger bleibt der Tresen leer und das Schnitzel im Gefrierfach. Auch diese Einnahmequelle wirft immer weniger Gewinn ab. Die Rücklagen sind aufgebraucht. Investitionen sind nicht zu finanzieren.
Noch weniger Gäste bedeuten wohl, so die Hoteliers, dass einige von ihnen aufgeben müssen. Vor diesem Problem steht man auch schon ohne weitere Konkurrenz.
Was gewinnt Wilhelmshaven, wenn an der einen Stelle ein Hotel gebaut wird und an anderen Stellen bestehende Hotels schließen müssen?
Wilhelmshaven ist nicht die
einzige Stadt mit diesem Problem. Zusätzliche Gäste können nur gewonnen werden, wenn das Umfeld der Hotelszene mehr Gäste anlockt. Andere Städte haben da durchaus Ideen entwickelt, welche den Aufenthalt in ihrer Stadt angenehmer machen.
Im Übernachtungspreis enthalten sind immer häufiger Parkscheine für Cityparkhäuser, kostenlose Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel, verbilligte Eintrittskarten für Museen oder Theater, Schwimmbäder usw.
Aber auch auf diesem Gebiet scheint es noch nicht zu einer fruchtbaren Zusammenarbeit gekommen zu sein.

Turmbau zu Wilhelmshaven

JP HotelSieht man einmal davon ab, dass nach Aussagen der Hoteliers keine zusätzlichen oder moderneren Kapazitäten benötigt werden, bleibt sicherlich die Betrachtung der Bauwerke und deren Position.
In einer Zeit, in der immer häufiger dazu übergegangen wird, Hochbauten in Küstennähe abzureißen, will Wilhelmshaven am Südstrand genau das Gegenteil tun. Ein Hotelgebäude von ca. 70 m Höhe soll an der Strandhalle entstehen. Bedingt durch die geringe Grundfläche wird dies ein hoher, schlanker Turm: moderne Architektur mitten im alten Südstrandensemble. Das charmante Flair der Wilhelmshavener Flaniermeile wird der Vergangenheit angehören. Dass nebenbei auch das Jugendhotel Seeräuber dem Hotelneubau weichen muss, interessiert Stadt- und Hotelplaner erst in zweiter Linie. Bei dem oft beklagten hohen Wohnungs- und Hausleerstand wird sich wohl ein Ersatz finden lassen. Was sollen die finanzschwachen Jugendlichen auch am Südstrand? Schöne Plätze für schöne Menschen mit schön viel Geld!

Holiday-Inn

Etwas anders sieht es da im Fall des Hotels an der Wiesbadenbrücke aus. Hier könnte ein Hotelneubau durchaus städtebauliche Akzente setzen.
Die Pläne sehen, und da ist sicherlich noch Klärungsbedarf, eine Gebäudenutzung vor, welche in den oberen Stockwerken normalen Wohnraum entstehen lässt. Wohnraum in der Nähe von Hafenanlagen brachte Wilhelmshaven schon so weit, dass die Kaje im Großen Hafen nicht einmal mehr von Großseglern genutzt werden kann, da ihre Aggregate (Pumpen, E-Diesel) eine zu hohe Lärmbelästigung für die Anwohner bedeuten.JP-Hotel 4
In der Nähe zur Wiesbadenbrücke befinden sich viele Wilhelmshavener Hafenarbeitsplätze. Lärm, und das wissen wir schon lange, gibt es hier genug. Immer hart an der Grenze des Erlaubten. Lange hat es gedauert, das Miteinander von Hafenfirmen und Anwohnern in den Griff zu bekommen. Wie sich jedoch die Bewohner der neuen Wohnungen auf dem Hotelkomplex verhalten werden, ist fraglich. Hoffentlich schafft sich Wilhelmshaven hier nicht wieder neue Probleme zwischen Hafenbetrieben und Anwohnern!
Richtig ist, dass sich die Wilhelmshavener Politik nicht regelnd in die Wirtschaft einmischen sollte. Nur die Augen vor den möglichen negativen Auswirkungen verschließen dürfen unsere Vertreter auch nicht. Wenn in wenigen Jahren die Leuchtreklame am Hoteleingang ausgeschaltet werden sollte, oder aber wieder einmal der Umschlag zu laut ist, weil sich einige Gelegenheits-Wilhelmshavener in den oberen Wohn-Stockwerken eines Hotels über die Geräusche aus dem Hafen aufregen, sollten die Räte der Stadt jedoch nicht als ahnungslose Engel auftreten.


Die Abbildungen zeigen die Planungen für das JadePort-Hotel am Südstrand

Sorry, the comment form is closed at this time.

go Top