Hornbach
Jul 011998
 

Hornbacher Schießen

Stadtverwaltung im Clinch mit dem Einzelhandel

(hk) Die geplante Ansiedlung des Hornbach-Marktes belastet nicht nur die Beziehungen der Stadt Wilhelmshaven mit den Umlandgemeinden, sondern auch ihr Verhältnis zur örtlichen Geschäftswelt.

Hornbach will am „Speckgürtel“ der Stadt, im Gewerbegebiet Belt, auf einer 30.000 m² großen Fläche ein Garten- und Baustoffcenter errichten. Die Zahl von 350 bis 400 Parkplätzen zeigt, dass Hornbach vom Erfolg des Projektes überzeugt ist.
Die Mitglieder des Bauausschusses, die einen Hornbachmarkt besichtigt haben, konnten sich davon überzeugen, dass Hornbach eine Sortimentsbreite und -tiefe hat, die es bisher in unserem Raum nicht gibt. Das soll auch für die Preise gelten, die ebenfalls ein gehobenes Niveau haben.
Ziel des Baumarktes ist, den Raum Wilhelmshaven-Rastede – Aurich abzudecken.

Hornbach war bekanntlich bereits vor 2 Jahren in unserer Region aktiv: Damals wollte man sich in der Gemeinde Schortens (zwischen B 210 und TCN) ansiedeln. Dieses Vorhaben wurde von der Bezirksregierung mit der Begründung gestoppt, dass ein so dimensionierter Baumarkt nicht in ein Grundzentrum wie Schortens, sondern in ein Oberzentrum gehöre. Daraufhin wandte sich Hornbach an das Oberzentrum Wilhelmshaven.
Hier stand man einer Ansiedlung natürlich positiv gegenüber und man bereitete die Sache vor.
Die Umlandgemeinden liefen nun natürlich Sturm gegen die Planungen der Stadt – sieht man doch die Existenz der vielen kleinen und mittleren Baumärkte in Sande, Wittmund, Jever bedroht. Zugleich warf man der Stadt Wilhelmshaven vor, mit der Ansiedlung gegen den Umlandvertrag zu verstoßen. Der Umlandvertrag regelt die Kontakte zwischen der Stadt und den Gemeinden bei Ansiedlungen auf der „grünen Wiese.“
Auch der Wilhelmshavener Einzelhandel meldete sich zu Wort. Hier befürchtet man, dass Hornbach die gerade mit viel Aufwand in die Innenstadt gezogene Kaufkraft an die Peripherie der Stadt zieht. Besonders laut meldete sich der Manager der Nordseepassage, Herr Glantz, zu Wort.
In der SPD stieß diese Kritik auf Unverständnis. Auf der Unterbezirksvorstandssitzung im März 1998 wurde dagegengehalten. Ein schon etwas seltsam anmutender Vorgang, denn die Wilhelmshavener SPD fiel bisher eigentlich nur durch ihre Hätschelpolitik gegenüber den Wilhelmshavener Kaufleuten auf. Dazu einige Zitate aus dem Protokoll der Sitzung:

„In der anschließenden Diskussion wird Unverständnis an der Kritik von Umland und Wilhelmshavener Geschäftsleuten geäußert. So macht z.B. Leffers seine Gardinenabteilung demnächst zu, kann also hier den Bedarf nicht mehr decken, beschwert sich aber über die Ansiedlung eines Unternehmens, welches diese im Sortiment hat. (…) Man kann nicht wie Herr Leffers oder Herr Sakowski öffentlich Vorwürfe an Stadtverwaltung und Rat der Stadt machen, aber gleichzeitig selbst den Absatz durch die eigene Geschäftspolitik kaputt machen.
Auch die Kritik des Managers der Nordseepassage, Herrn Glantz, kann man nicht gelten lassen, solange er nicht ausreichend Werbung für die Nordseepassage macht, was bisher von ihm unterblieben ist. Ebenso kann die Kritik des Umlandes nicht nachvollzogen werden, da weder bei der Ansiedlung des OBI-Marktes in Jever, noch bei der Vergrößerung des Möbelmarktes in Altjührden, die Stadt Wilhelmshaven einbezogen wurde. In beiden Fällen haben aber Stadtverwaltung und Politik Wilhelmshavens nicht mit öffentlichem Pressegeschrei reagiert.“
Im Gegensatz zur Einschätzung des Herrn Glantz, hält Wilhelmshavens SPD die Ansiedlung für eine sinnvolle Ergänzung zur Nordseepassage: „Hornbach (darf) nicht eine Insel vor der Stadt werden, sondern muss Tor zur Wilhelmshavener Innenstadt werden.“

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