Hinni
Dez 062000
 

hinni

Theda hat sich mit ihrem Kuddl für eine Weile in die Karibik verzogen, n bischen Luft schnappen. Erfreulicherweise ist es der Redaktion gelungen, einen entfernten Adoptivcousin von Theda dazu zu bewegen, seine vielfältige Korrespondenz einer geneigten Öffentlichkeit zugänglich zu machen – hier also eine erste Auswahl aus HINNIS Briefen an Vertreter und Vertreterinnen aller möglichen mehr oder weniger öffentlichen Einrichtungen.

Liebe Marianne Fröhling!

Da haben Sie also ein feines Grußwort gehalten, beim Schlagerwettbewerb des Niedersächsischen Karnevalsverbandes im Gorch-Fock-Haus, und darauf hingewiesen, dass Sie schon einmal eine richtige Büttenrede gehalten haben. Das hätte doch gar nicht nötig getan. Haben wir hier in der letzten Zeit von Ihrer Partei etwas anderes gehört als Büttenreden? In diesem Sinne, mit Helau und Alaaf in den Jade-Weser-Port – Wolle mer ihn reinlasse??? Ihr Hinni

Liebe Gefängniswärter!

Das war ja ein prima Trick, mit euren neun Ausbrechern! Nun sind sie weg und bald braucht ihr auf gar keine Untersuchungsgefangenen mehr aufzupassen, weil ihr jetzt ja nur noch Freigänger kriegt – das spart ja einiges an Löffeln und Stühlen und ihr könnt endlich in Ruhe fernsehen. Und wenn ihr die Löcher in den Wänden gar nicht mehr zumacht, dann braucht ihr die Leute morgens noch nicht mal mehr rauszulassen. Hut ab vor so viel Cleverness! In großer Bewunderung, euer Hinni

Liebe WZ!

Dass ihr immer wieder neu und kreativ zum Fortschritt der deutschen Sprache in Bestand und Anwendung beitragt, ist dem treuen Leser, wie ich einer bin, ja nichts Neues und meine Bewunderung ist ungebrochen. Aber neulich musste ich doch stutzen: Da schreibt ihr über die Expo, dass sie „nach übereinstimmender Meinung“ der Stadt „einen beachtlichen Image-Gewinn beschwert hat“. Wie soll ich das verstehen? Ist der Image-Gewinn zu schwer für diese Stadt? Bricht sie unter dieser neuen Verantwortung zusammen? Sind wir auf Image nicht vorbereitet? Und glauben das „übereinstimmend“ wirklich alle? Also mich hat keiner gefragt, aber wenn ich so drüber nachdenke und mir das hier alles so angucke, dann habt ihr ja vielleicht recht und wir sollten auf den Gewinn verzichten, kann man ja bei jeder Lotterie. Vielen Dank, dass ihr mich wieder einmal zum konstruktiven Grübeln geführt habt – euer dankbarer Leser Hinni

Liebe Stadtverwaltung!

Hiermit möchte ich mich dagegen wenden, dass das Straßenschild „Saabrücker Straße“ durch eins in richtiger Schreibung ersetzt wird. Im Gegenteil, es sollte stehenbleiben und allwöchentlich, einem Mahnmal gleich, mit Blumen und Kränzen geschmückt werden – ist es doch eine Metapher, für die Fortsetzung einer Tradition, die mit der ‚Störtebeckerstraße‘ ihren Anfang nahm, ebenso wie für die lokale Eigenständigkeit sprachlichen Ausdrucks – seien wir doch mal ehrlich, brauchen wir dieses ‚r‘ wirklich? – dazu noch für die Flüchtigkeit unserer heutigen Gesellschaft, die sich für Einzelheiten kaum noch Zeit nimmt, und nicht zuletzt für die Flüchtigkeit des stets abwesenden Chefs der Bauverwaltung – nein, dieser Schild gewordene Ausdruck eines vielfältigsten, aktuellen wie historisch gewordenen Problemkonglomerats hat seinen Platz und unsere volle Anerkennung verdient! Mit der Bitte um Nachsendung an Herrn Kotteck – Ihr Hinni

Lieber City-Interessen-Verein!

Mal von einem Hobby-Handwerker zum anderen: Jetzt habt ihr die ganzen Expo-Banner wieder abgehängt und dann mühevoll an denselben Seilen die Weihnachtsbeleuchtung wieder aufgehängt und dürft die dann drei Wochen lang noch nicht mal anmachen – ist das nicht irgendwie unpraktisch? Ich hab da mal einen Vorschlag. Ich war nämlich dieses Jahr in Italien in Urlaub und als ich da so durch die Straßen von Florenz spazieren ging, fiel mir diese viele bunte Wäsche auf, die da von einem Haus zum anderen im Winde weht und die so gerne von allen Touristen fotografiert wird, wegen dem Lokalkolorit. Funktioniert ganz einfach, mit so einer Art Flaschenzug, ist für uns Heimwerker kein Problem. Das wäre doch wirklich auch was für die Marktstraße! Statt dass da die armen Männer immer wieder neu ihre Leitern hochkrabbeln müssen, Rückenschäden kriegen, krank geschrieben werden und dem Steuerzahler zur Last fallen, lässt man einfach Seile von einer Seite zur anderen laufen, an denen man immer wieder neu das aufhängen kann, was dem jeweiligen Lokalkolorit entspricht. Und in der Zeit, wo die Weihnachtsbeleuchtung noch nicht an sein darf, hängt man eben seine Wäsche dahin, so wie es in der Marktstraße zieht, ist die in Nullkommanix trocken und man spart auch noch den Strom für die Trockner. Man könnte auch Ladendiebe ein bisschen daran bummeln lassen, zur Abschreckung. Und wenn dann die Osterzeit wieder hereinbricht – kein Problem, ein Zug und die Eier sind dran! Na – wie wäre das? Ihr stets hilfsbereiter Hinni

Liebe WPG!

Da haben Sie jetzt ja ganz schön zu tun mit dem Aufräumen der Expo-Reste, nicht wahr? Ich hätte da einen Vorschlag, mit dem man zwei, vielleicht sogar drei Fliegen mit einer Klappe schlagen könnte, wie man so sagt. Es geht dabei um die vielen bunten Figuren, die auf irgendein Expo-Ereignis so ansprechend hingewiesen haben, das sind ja wohl nicht wenige. Mein Nachbar, Herr Udo B., der viel zu bescheiden ist, um sich selbst an Sie zu wenden, hatte folgende Idee: Wenn man diese ganzen bunten Menschen in die vielen leer stehenden Wohnungen setzen würde, dann stünden die ja gar nicht mehr leer, was sich gut für die Wohnungs-Statistik machen würde. Außerdem hätten wir mit einem Schlag wieder mehr Einwohner. Und drittens wäre das Lagerungsproblem gelöst und wenn man sie dann mal wieder braucht, muss man sie ja nur aus ihren Wohnungen abholen. Und es macht doch auch einen viel freundlicheren Eindruck, im Rahmen von ‚Wilhelmshaven als Gesamtprodukt‘, wie Sie das so schön genannt haben, wenn man anstatt gähnender Fensterhöhlen das eine oder andere freundliche, bunte Gesicht sieht, nicht wahr? Wenn Sie weitere Anregungen brauchen – stets bereit, Ihr Hinni

Liebe Huster!

In letzter Zeit habt ihr ja nichts zu lachen hier in Wilhelmshaven! Ihr werdet zu einer verfolgten Minderheit! Wehret den Anfängen! Lasst euch das Husten, vor allem in Konzerten, nicht vermiesen, ihr habt ein Recht darauf, nicht zuletzt und gerade in der Öffentlichkeit! Und auf diese lächerlichen Vorschläge, wenigstens leiser zu husten, braucht ihr euch gar nicht erst einzulassen. Husten macht erst richtig Freude, wenn es aus voller Lunge geschieht, und was ist schöner, als zwei Freuden, das aufrichtige Husten und den inbrünstigen Genuss eines Konzertes, miteinander zu verbinden. Schließlich habt ihr dafür bezahlt, dass ihr dort sitzen dürft – also hustet, was das Zeug hält – wer nicht husten will, braucht ja nicht zu kommen. Meine Empfehlung: Schließt euch zusammen, vielleicht kriegt ihr als Gruppe ja sogar noch ermäßigten Eintritt! Solidarische Grüße von eurem stets um die Unterdrückten dieser Welt bemühten Hinni.

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